Ich denke, dass viele mit einer psychischen Erkrankung (mich eingeschlossen) diese Erfahrung gemacht haben.
Einige der vermeintlichen Freunde ziehen sich zurück, oftmals wohl aus Unsicherheit, Hilflosigkeit, nicht zu wissen, was sie tun sollen/müssen.
Bei einem Beinbruch ist es einfach, man reicht die Krücken, hält die Tür auf etc. und schon ist dem Kranken geholfen.
Als es bei mir mit Depressionen anfing, hat sich mein bester Kumpel auch immer mehr zurückgezogen, nach über 30-jähriger „Freundschaft“. Man konnte mit mir ja keinen Spaß mehr haben. Zwei Jahre war dann totale Funkstille. Als es mir dann wieder etwas besser ging (nicht immer gut, aber besser😉) wollte er die Freundschaft wieder aufleben lassen. Für mich war das aber keine Option. Wer mich in der Not verlässt, der soll bleiben wo der Pfeffer wächst. Möglicherweise hätte er mir gar nicht helfen können, aber wenigstens da sein/ansprechbar sein und nicht abtauchen.
Nun aber das erfreuliche, es können auch neue Freundschaften entstehen.
Abgesehen von diesem besten Kumpel gab es natürlich auch einige lockere Bekanntschaften, Arbeitskollegen etc. mit denen man hin und wieder mal etwas unternommen hat, ohne es als dicke Freundschaft zu bezeichnen. Und aus diesem Kreis haben sich neue Freundschaften entwickelt. Da haben einige, von denen man es gar nicht erwartet hätte, in meiner schlimmen Phase nachgefragt, wie sie helfen können.
An alle, die auf Grund ihrer psychischen Erkrankung Freunde verloren haben. Es waren nur für einen bestimmten Lebensabschnitt die richtigen Freunde. Es werden neue kommen, und die sind dann richtig.