„weil ich auch diese Mimi-Phasen kenne wo ich quasi am Boden gelegen hab und mich auch nich dort weg bewegen wollte weil eben die Kraft dazu/der Vorsatz/das Vorhaben/der Versuch nicht ausgeprägt genug war
Ich hatte auch diese Mimimi-Phasen. Und ich habe auch gejammert und allen anderen die Schuld gegeben, nur nicht mir selbst. Und nicht jahrelang, sondern jahrzehntelang.
Ich habe aber auch gelernt, dass mir es nicht geholfen hat, wenn mir alle anderen über's Köpfchen streicheln und ins Mimimi mit einstimmen.
Geholfen hat mir die direkte Konfrontation, der Tritt vor's Schienbein, der "therapeutische Arschtritt", wie es meine Bezugsschwester Katja genannt hatte.
Ich kann deine Keule schon verstehn Tati nur manchmal ähm haust du so arg dazwischen ähm ja KramWum da fliegen die Fetzen
Ja ich weiß, dass meine Sätze manchmal vielleicht etwas zu hart sind.
Wer mich ein bißchen kennt, weiß eher, wie er damit umzugehen hat. Wer mich nicht kennt ... ok, der spürt vielleicht erst mal ein Krawumm.
Für einen angeblich unheilbaren NPS'ler bin ich aber doch ganz schön zahm.
Ich bin nicht immer besonders feinfühlig, kann es in anderen Situationen aber sein.
Das ist das Maximum, was ich zu bieten habe.
Ich möchte euch zu meiner manchmal polterigen Art eine kleine Geschichte erzählen.
Auf der Station (Klapse) war eine junge Frau, Mitte 20, die hatte Tag und Nacht psychosomatische Schmerzen und weinte fast den ganzen Tag. Auch Medikamente halfen da nicht.
Sie saß schon früh morgens alleine im Raucherraum, rauchte und weinte still vor sich hin.
Jeden Morgen kamen dann nach und nach ihre Mitpatientinnen und fingen an, sie zu bedauern, manche fingen dann auch an zu weinen ... ein tägliches Mimimi.
Eines Morgens kam ich mit dem ersten Kaffee in der Hand in den Raucherraum, es war noch keine Mimimi-Freundin da.
Ich setzte mich einfach neben sie auf's Sofa und sagte mit einem ganz breiten Grinsen im Gesicht: "Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich dir"
Sie schaute mich mit ihren verheulten Augen an ... ich dachte in diesem Moment: Au weia, das haste wieder verbockt ... und sie lächelte. Es war das erste mal in mehreren Wochen, dass ich sie lächeln sah. Wir unterhielten uns über dies und jenes und ich konnte sie sogar überreden, zum ersten mal seit Wochen mit zum Frühstück zu gehen.
Am Nachmittag umarmte sie mich und bedankte sich bei mir, weil ich es fertig brachte, dass sie für kurze Zeit ihre Schmerzen nicht mehr spürte und weil ich sie zum Lachen gebracht habe.
Dort war auch ein Mönch zur Behandlung, der hatte Angst vor mir. Das sagte er mir bei seinem Abschied, als er mich umarmte und sagte: ... aber dann habe ich gespürt, was für ein wertvoller Mensch mit einem großen Herzen du bist.
Ja, ich poltere manchmal. Lasst euch davon aber nicht unterkriegen.