Nach jahrelangem Austausch mit anderen Betroffenen bin ich bei der Vermutung angelangt, dass der frühe Beginn meiner Erkrankungen, verbunden mit dem Beginn der Medikation inmitten der Pubertät, einen entscheidenen Teil dazu beigetragen hat, dass meine Hirnentwicklung nicht so stattfand wie es die Natur vorgesehen hat. Wesentliche Verknüpfungen scheinen nicht zu existieren. Die extremste aller Auswirkungen ist wohl meine komplette Anorgasmie. Daneben bin ich mit einer Libido nur knapp über der Nachweisgrenze ausgestattet, kleine normale Dinge wie Selbstbefriedigung sind mir daneben nicht möglich.
Sicher, es könnte vieles einfacher oder angenehmer sein, wenn dem nicht so wäre. Ich wäre nicht so komplett abhängig von der Lusterfüllung durch andere. Aber es ist nun einmal so, ich musste lernen mich damit zu arrangieren, denn ändern wird sich das in diesem Leben wohl nicht mehr. Ich versuche, nicht in Bedauern über das Unabänderliche zu versinken, und zeitgleich mir von anderen nicht einreden zu lassen, ich würde als Frau/Mensch nicht funktionieren und sei krank (denn das ist es, was ich immer zu hören kriege, wenn ich das Nichtbetroffenen ggü erwähne). Ich empfinde mich nicht als krank. Es gehört zu meinem Leben dazu wie atmen, essen und schlafen. So bin ich nun mal. Wäre es anders, wäre ich nicht ich. Und überhaupt bin ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt noch hier wäre, wenn mir nicht damals die Medikamente das Leben gerettet und mich vor suizidalen Taten bewahrt hätten. Es ist schon gut so wie es ist.