Achtsamkeit
Eine kleine (wahre) Geschichte der Achtsamkeit…Gestern Abend saß ich, nach einem langen sehr intensiven Tag, voller Ereignisse, welche ich mit Chancen, Hoffnungen, Wünschen oder gar Sehnsüchten verbinde, noch lange Zeit bis in die Nacht an meinem neuen Lieblingsplatz, am offenen Fenster. Es ist mein Lieblingsplatz, da ich dort trotz der Tatsache, dass ich mich im geschützten inneren der Wohnung befinde, mich mit der Welt, ja sogar mit der Natur ein Stück weit verbunden fühle. Der Blick in den Garten oder in den Himmel, das Lauschen auf Geräusche, wie Vogelgezwitscher oder Blätterrascheln oder auch das Wahrnehmen der abendlich einsetzenden Stille, wenn der Verkehr aus der Ferne verstummt, hilft mir bei mir selbst anzukommen.
Mein altes Ich würde dort sitzen und Grübeln, doch das Grübeln habe ich getauscht. Aus kopf- und gedankenlastigem Grübeln wurde ein Nachfühlen, ein in mich hinein spüren. Und so ließ ich auch gestern die vielen Eindrücke und Gefühle einfach wirken. Die Welt im außen verschwamm immer mehr und ich kam immer mehr in mir oder bei mir selbst an. Über eine lange Zeit wirkte dieses Nachfühlen und verhalf mir zu wertvollen emotionalen Erkenntnissen, wenn ich es einfach mal so benennen darf. Ich fühlte mich unendlich wohl damit und spürte wie etwas in mir reift.
Doch da war auch diese langsam schleichende Gefahr, die Gefahr doch wieder in ein kontraproduktives, vielleicht sogar verunsicherndes oder beängstigendes Grübeln zu geraten. Aus Gefühlen wurden Gedanken, Gedanken welche die Oberhand wollten, welche Ergebnisse erzwingen wollten. Ein Teil meines alten Ichs rang um Kontrolle, wollte sich nicht von Gefühlen leiten lassen und sich lieber wieder der Illusion hingeben, dass man mit einem klaren Plan, einfach alles regeln und diktieren kann und dass es dadurch besser oder eben alles gut werden würde. Das geschah derart unterschwellig, dass ich gar nicht merkte, wie ich auf einen Gedankenabgrund zusteuerte. Ich merkte nicht, wie weit meine Gedanken schon wieder meine Gefühle verdrängt hatten. Und so saß ich weiter da, in absoluter Stille und Regungslosigkeit und glitt hinab…
Doch das Schicksal, eine göttliche Macht oder das Universum war da und erkannte, wie sehr ich schon vom achtsamen Kurs abgekommen war. Und so wurde mir ein wunderbarer Moment zuteil, denn ein ganz besonderer Besucher holte mich in den sicheren Hafen meiner Gefühlswelt zurück und raus aus kalten kontrollsüchtigen Gedanken. Während mein Ellbogen auf dem inneren Fensterbrett abgestützt war und ich in die Dunkelheit starrte, ohne etwas zu fühlen, hatte sich dieser Besucher angeschlichen und sich fast schon mahnend mir direkt gegenüber, auf das äußere Fensterbrett gesetzt. Keine unterarmlänge entfernt, saß dieser Gast der Achtsamkeit mir gegenüber und starrte mich ruhig und friedlich an. Als ich ihn erblickte, erschrak ich nur innerlich, nicht hektisch und unsere Blicke verweilten eine Sekunde aufeinander. Dann, als ich wieder in dieser Welt war, raus aus dem Grübeln und erfüllt von einem sehr warmen herzlichen Gefühl, ging das Eichhörnchen ganz entspannt davon, hüpfte über die Garage und zurück in den Baum, dessen Äste und Blätter ich so gerne im Wind tanzen sehe.
Manchmal schaffe ich es also noch nicht, aus mir selbst heraus achtsam zu sein, ein Abtreiben in falsche alte Muster zu verhindern, doch es fühlt sich gut an zu wissen, dass da irgendetwas ist, was mir auf meinem Weg hilft und dass diese Macht auch auf ganz süße sanfte Art und Weise eingreift und mich schützt…❤
C.S.