als kind hatte ich immer einen heidenrespekt vor meinem kollerischen vater. ungeduldig, schnell laut werdend, keinen nerv, mir mathe und physik oder chemie zu erklären ... und er hat auch schnell "gebrüllt".
mutti hingegen war, als ich klein war, die leise, die tröstende, die, die wenn es schwierig wurde, sich ins bett gelegt hat und geschlafen hat. in meiner kindheit hat sie mit ess- und brechsucht gekämpft und mit depressionen.
und ich hab mir den schuldschuh angezogen. schon ganz früh. in mir war verankert, wut ist scheiße, wut gehört nicht zu dir. wut darf nicht sein. wenn du wütend bist, hast du keine freunde, bist allein, und niemand liebt dich, etc. pp.
als jugendliche, junge erwachsene und kind war ich selten wütend und wirklich mal laut. ich habe mich an meine vertrauenspersonen "angeschmiegt", war extrem introvertiert, etc. pp.
später habe ich mich immer sehr verurteilt, wenn ich laut wurde und wütend gewesen bin. mich fertig dafür gemacht und klein ...
mit dem wegfall des angstdeckels über meinem bordidasein ist keine drosselung mehr da und ich bin noch schneller und auch lauter da, wo ich früher nie sein wollte und es mir auch nie erlaubt habe.
ich habe erkannt, dass ich in gewisser weise sehr meinem vater ähnel, und das der einzige weg dieses aufbrausende und laute und manchmal auch ungerechte zu "besiegen", der weg ist, mit diesen charakterzügen vernünftig umzugehen. sprich: sie nicht zu verneinen, sondern ihnen auch raum zu lassen.
im moment ist das alles sehr explosiv, wie ein pulverfass in manchen situationen. aber ich verurteile mich nimmer dafür. ich mach mich deswegen nimmer fertig, sondern gebe dem raum.
es ist nicht schön, jemand anderen zu verletzten - verbal meine ich. aber es gehört zur kommunikation mit dazu. es ist menschlich. und nur wenn ich meine eigene wut na die hand nehme, sie wütend sein lasse, sie laut sein lasse, ... wird es irgendwann vielleicht so sein, dass sie eben nimmer so schnell explodiert, etc. pp.
und ich brauche auch keine angst haben, dass freunde danach keine freunde mehr sind. wenn sie es danach nimmer sind, dann waren es keine echten freunde. dann sollen sie mir den buckel runter rutschen ...
aber ich war und bin ja auch viel mehr als eine "frau". ich bin auch "mann". ergo ist das auch son ding, eben auch diese seite anzunehmen und zu aktzeptieren.