Liebe Talpa,
dein Problem kommt mir bekannt vor. Ich habe auch meine Dämonen und es sind keine Drachen, keine Monster, keine Gespenster. Nein, es sind eigentlich nur unsere verdrängten und verleugneten Emotionen, die uns als Kinder abtrainiert wurden durch Bestrafung und Lob und dadurch sind Verhaltensmuster entstanden, um in der Welt zurechtzukommen. Sie melden sich durch Trigger und wenn wir ihnen nicht zuhören, sie nicht liebevoll annehmen, werden sie irgendwann lauter und explodieren aus uns heraus, weil wir nicht gelernt haben, sie für uns gewinnbringend einzusetzen, wir haben nicht gelernt, dass sie sein dürfen.
Meine Dämonen sind Emotionen, die für ein Mädchen nicht angemessen sind (habe ich so erlernt durch Bestrafung wie tagelanges Ignoriert-Werden durch meinem Vater): Wut, Ärger, Zorn. Ein Mädchen hat stets freundlich, angepasst, zuvorkommend, lieb, nett, etc. zu sein. Entsprechend habe ich mich angepasst und mein ganzes Leben lang die unerwünschten Emotionen kontrolliert, sie an die Ketten gelegt und niedergedrückt, wenn sie nur einen Mucks gemacht haben. Völlig falscher Weg, denn sie kamen irgendwann in geballter Ladung und ich verschreckte Menschen, sie lehnten diese Emotionen ebenfalls ab. So ging das jahrelang, bis ich ca. Ende 2017 an einem Punkt angekommen bin, wo ich mich selbst nicht mehr verstand und habe eine Therapie angefangen und mich mit Spititualität beschäftigt.
In der Therapie habe ich eine Erkenntnis erlangt: solange man sich selbst nicht mit allem akzeptiert und liebt, wird man auch Menschen begegnen, die einem ablehnen. Das ist das sogenannte Resonanzgesetz bzw. Spiegelgesetz. Heisst:
wenn ich mich nicht selbst lieben kann, wird es kein anderer können
wenn ich mich selbst ablehne, werden mich auch andere ablehnen
wenn ich meinen Wert nicht kenne, können ihn auch andere nicht sehen oder reduzieren mich auf beispielsweise Sex
etc.
In der Spiritualität habe ich erkannt, dass Emotionen nicht vorrangig kontrolliert werden wollen, sondern angenommen und zwar von uns selbst und nicht von anderen. Sie wollen uns nicht schaden (das Emotionen schädlich und unangemessen sind, wird uns beigebracht), sondern uns auf etwas aufmerksam machen. Und: mit Emotionen kann man kommunizieren und da bedarf es keiner Sprache im eigentlichem Sinne, sondern eine Körperwahrnehmung. Emotionen kommunizieren oft über Reaktionen im Körper wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Zittern, etc. wobei verschiedene Emotionen schon dieselbe Reaktion im Körper auslösen können. Da sollte die Achtsamkeit geschult werden. Mir gelingt es nicht immer, jedoch hilft mir Meditieren ganz gut, um überhaupt erspüren/erfühlen zu können, was gerade los ist, wo der Schuh drückt.
Und ja, Emotionen beruhen auch viel auf negative Glaubenssätze. Du hast zum Beispiel gelernt, dass Du nicht gut so bist, wie Du dich gezeigt hast, sondern Du hast gelernt, perfekt zu unktionieren, dann wirst Du von anderen Menschen akzeptiert, etc.
Ich habe auch angefangen, mit meinem inneren Kind zu arbeiten. Vielleicht kann Dir das weiterhelfen. Es gibt sogar im Netz Anleitungen dazu, um überhaupt Kontakt zum inneren Kind aufzunehmen. Es kann aber sein, dass Du viel Geduld benötigst, da das innere Kind sehr unsicher, wütend, abweisend sein kann - naja, es wurde ja auch jahrelang von uns ignoriert
In gewisser Weise ist dein Drache ein kleines trauriges Kind, welches nie gelernt hat, liebenswert zu sein, wenn es mal nicht perfekt funktioniert und Dir deshalb einzureden versucht, dass es besser wäre, ein Android zu sein, der perfekt funktioniert. Daher wäre es vielleicht auch hilfreich, Dir gezielt Menschen zu suchen, die auch das Unperfekte an Dir mögen. Du könntest Dir auch überlegen, in welchen Lebensbereichen Du deiner Unperfektion Raum geben kannst, z. B. eine unordentliche Schublade, Kreatives Arbeiten (wo Fehler durchaus das gewisse Etwas haben und doch bei Mitmenschen positiven Eindruck hinterlassen
), Fehlerhafte Geschichten, etc.
Du bist der Erschaffer deines Lebens und dein Drache will dich nur beschützen vor weiteres Leid, vor weiterer Ablehnung. Zeig ihm, dass Du nicht perfekt funktionieren muss, um gemocht zu werden. Zeig ihm, dass niemand perfekt ist (auch wenn einige das gerne glauben)
P.S. Sorry für den langen Text. Ich habe einfach nur meine Gedanken niedergeschrieben, so herrlich durcheinander