Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Lipödem
101 Mitglieder
zum Thema
Der Körper, das Ausstellungsstück!?64
Mal wieder ein Thema von uns... Was unternehmen wir um uns kosmetisch…
zum Thema
Hat der Körper einen eigenen Willen?27
Vor gar nicht allzu langer Zeit postete der Tiger in einem anderen…
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Die geplanten Reformen in der Therapie "Rastertherapie"

Die geplanten Reformen in der Therapie "Rastertherapie"
Aloha ihr Lieben.
Ich bin mir nicht sicher, ob dies hier erlaubt ist, da es schon irgendwo ein politisches Thema ist, eines das uns Menschen mit psychischen Krankheiten allerdings direkt betrifft. Mir liegt das Thema sehr am Herzen, deswegen möchte ich trotzdem versuchen hier gerne darauf aufmerksam machen.

Der Herr Spahn und seine Kolleg:innen hatten nämlich eine „großartige“ Idee. Ihnen ist aufgefallen, dass es ein Problem mit der psychologischen Versorgung in diesem Land gibt. Therapieplätze sind rar gesät, die Wartelisten lang und die Kliniken überfüllt, was durch Corona auch noch mal mehr zugenommen hat. Anstatt aber etwa mehr Therapeut:innen eine Kassenerlaubnis zu erteilen um so mehr Therapieplätze für Kassenpatient:innen zu schaffen, setzen sie doch lieber bei den Patient:innen an … ist ja auch viel wirtschaftlicher.
Die Idee: Therapiestunden werden nach einem Raster vergeben. Bei Frau XYZ wurde, beispielsweise, in den Vorgesprächen eine rezidivierende Depression mit mittelgradiger Episode festgestellt. Das Raster würde dann vorgeben: Mit dieser Diagnose stehen ihr z.B. 24 Therapiesitzungen zu. Punkt. Aus. Ende. Danach hat sie gefälligst geheilt zu sein.
Dinge wie aufrechterhaltende Faktoren, die individuellen Lebensumstände etc. werden null beachtet. Eben so wenig, dass Therapie auch immer Beziehungs- und Vertrauensarbeit zu dem Therapeuten ist und Menschen dieses Vertrauen nun mal unterschiedlich schnell aufbauen können. Psychologie funktioniert so nicht. Das ist keine „Nehmen Sie mal 7 Tage ein Antibitotika und dann geht’s ihnen wieder gut“ - Medizin … und selbst da, wie absurd wäre es, wenn man nach der Antibiotika Behandlung feststellt, mir geht es aber immer noch nicht wieder gut und der Arzt würde einen weg schicken, weil auf dem Papier steht, dass es einem jetzt wieder gut zu gehen hat!
Ich war das letzte Jahr selbst zwei Mal in einer psychiatrischen Klinik und in ambulanter Therapie. Ich war wirklich ganz weit unten. Es ging nichts mehr. Die Psyche legte auch immer mehr den Körper lahm und ich konnte kaum noch schwindelfrei gehen oder vernünftig essen. Die Klinik war mein letzter Hoffnungsschimmer und so schaffte ich es die Wochen durchzuhalten, bis endlich ein Platz frei war. Das was so eine Klinik schafft ist, unter Anderem natürlich, dass ich mich erstmal etwas entspannen konnte. Es ist ein Raum in dem man sich sicher sein kann „Hier wird mir geholfen. Hier bin ich sicher. Hier kümmert man sich um mich und lässt mich nicht alleine. Ich muss nicht alleine dadurch sonder bekomme Unterstützung und Rückendeckung.“
Hätte man mir gesagt „Ok, Sie haben hier 8 Wochen Zeit, danach müssen Sie gesund sein und danach endet unsere Unterstützung.“ … ich hätte nicht gewusst ob ich den Klinikaufenthalt angetreten wäre oder doch die einfacherer Lösung gewählt hätte.
Denn was dann passiert, ist dass ein unheimlicher Druck aufgebaut wird und in dem Zustand, in dem ich war, war es für mich unvorstellbar, wie es mir denn wieder besser gehen könnte geschweige denn in so einem kurzen Zeitraum. Das beruhigende Wissen von „Die sind für mich da bis es mir besser geht und lassen mich nicht im Stich“ wäre damit zerstört und so weiß ich nicht ob Therapien dann noch angetreten werden oder ob eher der Gedanke siegt mit „Das schaffe ich eh nicht.“ Ganz davon abgesehen, dass Vorwürfe und Vorurteile, die sich Erkrankte ohnehin oft schon selbst machen a la 'Man muss sich nur mehr anstrengen. Sei faul. Ein Drückeberger.' etc. wenn man die Therapie nicht im gesetzten Zeitraum "schafft" geschürt werden.

Der nächste Punkt ist, dass die ersten Diagnosen die gestellt werden immer nur Verdachtsdiagnosen sind, die sich im Laufe der Behandlung verändern, erweitern oder auch als nicht richtig herausstellen können.
Bei mir war es eben so. Ich bin mit zwei Diagnosen in die Therapie gestartet, hatte dann zwischenzeitlich fünf Diagnosen und bin jetzt wieder auf drei runter.
Wie soll da das Raster aussehen? Wird die Therapie sofort abgebrochen, wenn sich eine Diagnose nicht bewahrheitet? Muss man für jede neue Diagnose einen neuen Antrag auf ein neues Stundenkontingent stellen? Werden einem Stunden gut geschrieben und dazu addiert, wenn eine neue Diagnose dazu kommt? Werden Stunden abgezogen, wenn eine Diagnose nicht mehr zutrifft, andere aber noch bestehen?
Keine Ahnung wie das praktikabel gelöst werden soll und ich kann es mir ohne hohen bürokratischen Aufwand auch kaum vorstellen.

… So nun aber genug geschnackt. Ich hoffe ich konnte euch erläutern, warum so ein Gesetzt großer großer Mist ist. Wenn ihr die Kacke ebenfalls am dampfen seht unterzeichnet doch bitte diese Petition, damit zukünftig eine Psychotherapie nicht noch komplizierter, anstrengender und zehrender wird, als sie ohnehin schon ist.



Editiert : Petitionen sind im Joy leider verboten
*modda*
**st
@***ah

Ich musste das leider editieren *sorry*

Vielleicht kannst du ja irgendwie auf die Seite hinweisen, ohne einen Link zur Petition.

Ist es Absicht, dass das Thema nicht auf privat steht?
Ah ok, ich verstehe.
Ihr könnt einfach googeln nach „Petition Rastertherapie“.
Danke für den Hinweis *love4*

Ich dachte, wenn es nicht auf Privat steht, lesen es vielleicht noch mehr Menschen ... es kann aber auch sehr gerne auf privat gestellt werden, falls vielleicht welche sich gerne dazu äußern möchten, das aber öffentlich nicht möchten.
Habe den Petitions-Link die Tage auf Facebook gefunden und bereits unterschrieben.
Geht so definitiv nicht.
**********ige_S Frau
3.103 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich habe gleich nach
Change.org
Geguckt und unterschrieben.
*****ter Mann
5.306 Beiträge
https://taz.de/Neue-Regelung-fuer-Therapie/!5767804/

Die normierte Psyche

Die Bundesregierung plant, dass künftig vor einer Therapie deren Dauer festgelegt wird. Das widerspricht individuellen Bedürfnissen.

*gr2* Einfach unwissend die Gesetzesausdenker
diie haben sonst Langeweile

Physiotherapie "ausserhalb der Norm" ist auch abgeschafft
**st
Nach Corona müssen die Kassen sparen *oh2* *schweig* *undwech*
*****sin Mann
8.903 Beiträge
Waaah! zu viel Text!
Profilbild
****fan
2.319 Beiträge
hier meine Meinung dazu

Bei dem Wort Raster fällt mir als Erstes ein – durch ein Raster fallen.
Und das werden viele psychisch Kranke, wenn die Pläne des Bundesgesundheitsministers zur Raster – Psychotherapie Realität werden.

Ich war selber lange Jahre in psychotherapeutischer Behandlung. Ohne die Geduld meiner damaligen Psychologin wäre ich nie aus dem Klammergriff meiner Dysthymie heraus gekommen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie eng persönliche und berufliche Lebensumstände auf die Intensität einer seelischen Erkrankung wirken. Hier ist in der Behandlung eine hohe Flexibilität seitens des psychotherapeutischen Personals notwendig. Diese Flexibilität betrifft auch die Zeitdauer der Behandlung.
Ein vorher festgelegtes Raster hätte mir damals auch die innere Ruhe genommen, die ich für einen erfolgreichen Heilungsprozess brauchte.
Ein „ich muss...“ erzeugt Druck und hätte bei mir definitiv zu einer Verschlimmerung meiner psychischen Beschwerden geführt.
Ein „ wir haben Zeit...“ schafft auch erst die Atmosphäre von Vertrauen und Offenheit, die für eine erfolgreiche Behandlung eine unabdingbare Voraussetzung ist.

Als Peer – Berater in einer psychiatrischen Einrichtung höre ich die Frage nach der Zeit immer wieder. Wie viel Zeit braucht ein psychisch kranker Mensch für seinen persönlichen Heilungsprozess? Die Antwort auf diese Frage hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab, die sich im Laufe der Behandlung auch noch verändern können.
Psychotherapie, so habe ich es in meiner Zeit als Betroffener erlebt und so erlebe ich es heute in der Beratung seelisch Kranker, bedarf als Erstes einer einfühlsamen und behutsamen Annäherung zwischen Therapeut und Patient.
Ein Raster, das festlegt, wie lange der Heilungsprozess für eine bestimmte Erkrankung dauert, wird dieser individuellen Arbeit nicht gerecht.
Dazu kommt eine weitere Frage. Wer legt denn die Zeitfenster dieses Rasters fest? Wer definiert, ob, um bei meinem Beispiel zu bleiben, eine tief sitzende und lange andauernde Dysthymie eine zeitlich kürzere Behandlungsdauer braucht als eine vielleicht zeitlich kürzere schwere Depression?

Aus meiner Sicht ist eine Festlegung von Zeitfenstern schlicht unmöglich.
Sie beraubt die Psychotherapeut*Innen der Möglichkeit, ihre Patient*Innen effektiv zu behandeln und sie nimmt den Betroffenen die Möglichkeit, eine für ihren individuellen Heilungsprozess angemessene Zeit in Behandlung zu bleiben.
Wenn eine Limitierung der Zeit für die Behandlung psychisch Kranker das Einzige ist, was dem Bundesgesundheitsminister einfällt, um die langen Wartezeiten auf Termine aufzulösen, erscheint mir das mehr als armselig. Dass diese Idee auch noch zum, hoffentlichen, Ende einer Pandemie, deren Folgen die Zahl psychisch kranker Menschen ansteigen ließ, aufkommt, zeigt nur Eines. Psychisch Krank sein bedeutet auch weiterhin Stigmatisierung und Ausgrenzung in Deutschland.
Und diese wird nun sogar noch staatlich sanktioniert.
*****ter Mann
5.306 Beiträge
Neuigkeit zur Petition
Ihr habt es geschafft, die #Rasterpsychotherapie kommt nicht

# Link entfernt #
**********ige_S Frau
3.103 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ja, hoffentlich hält das bis zur Gesetzgebung an. Wer weiss, was im Herbst kommt. Ich hatte die Petition auch unterschrieben. *g* tut irgendwie gut, wenn das mal was hilft.
Das Bescheuerte ist ja, dass es jetzt schon zu wenige Therapieangebote gibt. Die auch noch jn kleinere Portionen zu stückeln, gent so was von am Menschen vorbei!
Wir werden sehen.
****is Mann
1.504 Beiträge
Ich finde das Thema sehr wichtig, aber ist das nicht Politik? Und die hab ich gedacht sei auf Joy ganz pfui...
******wen Frau
15.893 Beiträge
Gruppen-Mod 
Zitat von *********erol:
Ich finde das Thema sehr wichtig, aber ist das nicht Politik? Und die hab ich gedacht sei auf Joy ganz pfui...

Sehr richtig, deswegen habe ich den Link zur Petition entfernt. Wer sich dafür interessiert, kann weiterhin danach googeln.
****is Mann
1.504 Beiträge
Ich bin übrigens mit dem Poltikverbot überhaupt nicht einverstanden...
********_bln Frau
11.890 Beiträge
Zitat von *********erol:
Ich bin übrigens mit dem Poltikverbot überhaupt nicht einverstanden...

Mit der Anmeldung im Joy hast Du aber zugestimmt 😉

Ich hoffe sehr, dass die Petition Wirkung zeigt. Hatte unterzeichnet 👍
****is Mann
1.504 Beiträge
Geht ja leider ned anders....
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.