Der Mensch...
...an sich mit seiner gesamten Psyche ist doch auch so komplex, es wird
NIEMALS genau Diagnosen in diesem Bereich geben!
Den Geist und die Seele kann man nicht sehen, anfassen, untersuchen wie den Körper an sich...
Hier mal ein kleiner Auszug einer meinen kleinen Arbeiten am Anfang meines Studiums:
Aufgabe 2: Auf S. 33 des Studienbriefs wird konstatiert, dass es für die empirische Psychologie von zentraler Bedeutung sei, sich mit den theoretischen und philosophischen Fragen zum Leib-Seele-Problem und der Wirksamkeit des Mentalen auseinanderzusetzen.
Der Autor führt sodann aus, dass das Leib-Seele-Problem u.a. auch für das Thema Stress relevant sei.
Versuchen Sie die Relevanz des Leib-Seele-Problems für das Phänomen Stress herauszuarbeiten und nehmen Sie dabei Bezug auf die im Abschnitt 1.6 dargestellten Ansätze.
Das Leib-Seele-Problem entsteht dann, wenn angenommen wird, dass die Seele unkörperlich ist und damit in eine andere Klasse von Entitäten fällt als der Körper. Kurz gesagt geht es dann um die Frage der Wechselwirkungen zwischen Seelischem bzw. Mentalem und Körperlichem. Wie kann etwas Unkörperliches, Immaterielles auf etwas Körperliches bzw. Materielles einwirken und umgekehrt.
Stress ist ein Modewort und wird in der Psychologie unterschiedlich definiert und untersucht:
(1) Wenn Stress als „Input“ fokussiert wird, dann geht es um die Untersuchung von kritischen, potentiell belastenden Lebensereignissen, wie z.B. dem Tod eines nahen Angehörigen oder die Auswirkungen eines Unfalls.
(2) Wenn Stress als Output untersucht wird, dann geht es insbesondere um die Analyse körperlicher Reaktionen auf schädigende externe Reize.
(3) Stress als Interaktion oder Transaktion: Stress resultiert immer dann, wenn Umgebungsanforderungen oder innere Anforderungen die Ressourcen einer Person stark beanspruchen oder übersteigen. Stress wird hier als Ungleichgewicht zwischen Anforderungen und Regulationskapazität definiert. Entscheidend bei dieser transaktionalen auf Richard Lazarus zurückgehenden Auffassung sind interne Verarbeitungs-, insbesondere Bewertungsprozesse.
Vertritt man eine dualistische Position (Leib und Seele als unterschiedliche Entitäten), dann ist es auch möglich, die Wirkung stressbezogener Gedanken auf körperliche Prozesse zu untersuchen und umgekehrt. Zum Beispiel: Wie wirken sich Kognitionen wie „Ich bin total unter Zeitdruck“, „Ich bin vollkommen wertlos, wenn ich nicht perfekt bin“, „Ich schaffe das alles nicht und das zeigt mir, wie dumm und unfähig ich bin“, „Dieser Stress macht mich krank“ auf körperliche Prozesse aus. Umgekehrt lässt sich untersuchen, wie körperliche Prozesse, z.B. Müdigkeit und körperliche Erschöpfung, Herzklopfen oder auch körperliche Krankheiten auf die kognitive, mentale Ebene wirken. In der Tat werden solche Wechselwirkungen zwischen Kognitionen und körperlichen Prozessen in der Psychologie untersucht. Ein solches Forschungsprogramm setzt aber voraus, dass mentale Verursachung möglich ist, dass also Vorstellungen und Kognitionen sich auf körperliche Prozesse auswirken können und dass es möglicherweise auch auf körperlicher Ebene einen Unterschied macht, ob ich das eine oder das andere denke. Ob das tatsächlich so ist, ist eine empirische Frage. Wenn mentale Prozesse aber immer auch in körperlichen Prozessen realisiert, aber nicht mit Ihnen identisch sind, dann ist ein Modell notwendig, mit dem diese Annahme erklärt werden kann. Ein solches Modell stützt sich im Wesentlichen auf das Konzept der Emergenz (s.u.).
Ein reduktiver oder non-reduktiver Physikalist würde sich bei der Untersuchung von Stress lediglich auf materielle körperliche Prozesse beziehen und Auswirkungen von wiederum materiellem stressbezogenem Input untersuchen. Der berühmte Stressforscher Hans Selye ist genau so vorgegangen und hat in tierexperimentellen Studien z.B. die Auswirkungen von extremer Hitze auf somatische Prozesse untersucht und dabei ein allgemeines Adaptationssyndrom als Folge von Stress postuliert. Bei der Untersuchung von Stress im Humanbereich interessieren aber nicht nur körperliche Reaktionen, sondern auch das subjektive Erleben und damit verbundene Kognitionen. Insbesondere ein reduktiver Physikalist müsste nun erklären können, wie etwa das subjektive Erleben und damit einhergehende Kognitionen bei Angst, Wut, Verzweiflung oder etwa der Gedanke „Dieser Stress macht mich krank“ auf materielle, körperliche Prozesse reduziert werden können. Mittlerweile ist es zwar möglich, Hirnmuster zu identifizieren, die mit bestimmten einfachen Vorstellungen verbunden sind (z.B. mit der Vorstellung von einem Hammer) und aus solchen Mustern die Vorstellung auch mit einer gewissen Treffgenauigkeit zu benennen. Dieser Befund zeigt aber nur, dass ein bestimmter Gedanke oder eine bestimmte mentale Vorstellung eben auch in bestimmten Hirnprozessen realisiert wird. Er erklärt aber nicht - ein reduktiver Physikalist würde sagen „noch nicht“ - warum die Kognition „Dieser Stress macht mich krank“ in einem bestimmten Moment, bei einer bestimmten Person, angesichts bestimmter materieller Bedingungen entsteht. Da ein reduktiver Physikalist die relative Autonomie des kognitiven oder mentalen Systems gegenüber dem biologischen System wohl nicht anerkennen würde, ist in dieser Position die Vorstellung, dass Psychisches aus Psychischem entstehen kann, nicht vorgesehen.
Determiniert also das biologische System (der Leib, Körper) das kognitive System (das Mentale, Immaterielle, den Geist) oder umgekehrt?
Innerhalb der Theorie selbstreferentieller Systeme lassen sich diese Fragen mit dem Konzept der Emergenz teilweise beantworten. Dieses Konzept besagt, dass aufgrund der Netzwerkinteraktionen der Komponenten eines Systems 1. Ordnung phänomenologisch andere Komponenten hervorgebracht werden können, die beginnen, sich zirkulär selbst hervorzubringen und zu steuern und somit ein System 2. Ordnung bilden. Konkret: aufgrund von bestimmten Netzwerkinteraktionen (oder Mustern) neuronaler Erregungen taucht Bedeutung und über die Selbstreferenz von Bedeutung das kognitive System auf. Das biologische System ermöglicht also aufgrund der Komplexität der neuronalen Netzwerkinteraktionen das kognitive System, ohne es zu determinieren, da es sich über zirkuläre Bedeutungszuweisungen selbst steuert und organisiert. Ebenso kann das Verhältnis zwischen kognitiven Systemen und dem sozialen System gefasst werden (vgl. Luhmann, 1984). Kognitive Systeme bzw. Individuen als Träger derselben ermöglichen dadurch, daß sie in Interaktion treten, das Auftauchen neuer Komponenten (bei Luhmann, 1984: Kommunikationen, worüber sich streiten lässt, vgl. Krohn und Küppers, 1990), die sich schließlich selbst steuern und hervorbringen (Kommunikationen schließen immer an weitere Kommunikationen an).
Die Ermöglichung emergenter Systeme durch die Komplexität phänomenologisch anderer Systeme bedeutet nun nicht, dass das emergente System dem ermöglichenden System völlig disparat gegenübersteht. Vielmehr trägt ein emergentes System zur Ermöglichung des ermöglichenden Systems bei. Das kognitive System kann beispielsweise durch bewusste Handlungsplanung zur Aufrechterhaltung des biologischen Systems beitragen, welches wiederum das kognitive System ermöglicht. Das soziale System, konkret etwa eine Familie trägt zur (u.a. auch kognitiven) Entwicklung der Familienmitglieder bei. Umgekehrt beeinflussen die Handlungen der einzelnen Familienmitglieder den Zustand des Gesamtsystems Familie, etwa im Hinblick auf das „Klima“ oder den Zusammenhalt der Familie.
Das von Jantsch (1982) formulierte Prinzip der stratifizierten Autonomie ermöglicht eine elegante Zusammenfassung der bisherigen Überlegungen: Dieses Prinzip bezeichnet die geordnete Verbundenheit mehrerer hierarchisch aufeinander bezogener Systemebenen, die innerhalb ihres Operationsmodus (der jeweils spezifischen Selbstreferenz von Nervenimpulsen, Kognitions-Emotions-Einheiten und Kommunikationen) unabhängig voneinander funktionieren, jedoch dadurch in ihrem Verhaltensspielraum eingeschränkt werden, dass sie ihre gemeinsame Existenz erst wechselseitig ermöglichen. Mehrere, im Hinblick auf ihre Tiefenstruktur (die Selbstreferenz der jeweiligen Komponenten) autonome Systemebenen ko-evolvieren und ermöglichen sich gegenseitig ihre Selbstorganisation.
...ich hoffe ich hab damit nicht nun völlig quergeschlagen
!?
lichst ~ DiamondOfVirgo