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Das Bild meiner Erkrankung

****Fox Frau
44 Beiträge
Themenersteller 
Das Bild meiner Erkrankung
Seit 2 Jahren ist sie nun bei mir und ein Teil meines Lebens. Nicht immer wollte ich es akzeptieren, habe mich gefragt, warum ich nicht einfach gesund sein kann. Glücklich. Normal. Kleinigkeiten werden für mich zu großen Sachen. Ich kann mich nicht mehr konzentrieren, motivieren, sehe einfach alles negativ. Ich wollte es einmal bildlich für die Leute beschreiben, die verstehen wollen, wie man sich damit fühlt. In meinem Kopf gibt es das Engelchen und das Teufelchen. Normalerweise ist das Engelchen im Vordergrund und freut sich über alles, was ich erlebe. Ich fühle mich wundervoll. Doch in den düsteren Phasen bekommt das Teufelchen die Überhand, sperrt das Engelchen in einen Käfig. Gefesselt, geknebelt. Die positiven Gedanken werden unterdrückt und das Teufelchen lässt alles negativ aussehen. Nichts macht mehr Spaß, was mir vorher Spaß gemacht hat. Ich fühle mich traurig und anschließend leer. Immerhin wurde die Freude meines Ichs eingesperrt. Darf nichts sagen, nicht reagieren. Befreiungsversuche gehen jedes mal schief. Das Teufelchen lässt mich jedes Szenario überdenken, 10x, 100x, 1000x. Je mehr Gedanken, desto kaputter werde ich. Das Negative bleibt erhalten, dass Positive wird nach hinten gerückt, weil es für mich in diesem Moment unmöglich ist, dass was positives passieren kann. Ich hinterfrage mich und meine Person. Meine Persönlichkeit. Mein Aussehen. Ich fühle mich anders als andere. Nicht zugehörig. Aber ist anders sein so schlimm? Macht mich sowas zu einer merkwürdigen Person? Komme ich deswegen mit den wenigsten Menschen zurecht, weil sie nicht so sind, wie ich? Aber ich fühle mich in der normalen Welt einfach nicht mehr wohl. Ich gehöre da nicht rein. Ich muss nicht dazugehören. Und dank dieser neuen, besseren Welt, fühle ich mich besser. Geborgen. Verstanden. Mein Partner hat den Kampf mit dem Teufel aufgenommen. Endlich höre ich ihn nur noch leise in meinem Kopf, wenn ich alleine bin. Ich kann nicht alleine sein, ich versuche aber das Beste aus der Situation zu machen. Ich danke ihm, der besseren Welt, dem neuen Ich.

Und so kann ich auch akzeptieren, dass ich an Depression erkrankt bin und des öfteren an Ängsten leide. Das bin Ich. Und es macht mich nicht schwach, sondern stärker. Besonders.
*****o83 Mann
791 Beiträge
Hallo Fox99

Deine Geschichte ist toll, ich finde es sehr selbstbewusst wie Du mit der Krankheit um gehst. Wie Du Dich selbst und Deine Emotionen reflektierst. Es ist gut und gibt einem Auftrieb wenn man nicht aufgibt und das Beste aus unangenehmen Situationen macht. Du gibst Dich nicht auf. Mach weiter so!
*spitze*
****let Mann
329 Beiträge
Liebe Alle!
Die so persönliche Schilderung, vor allem das Akzeptieren als Teil des eigenen Selbst, führt mich zu folgender Frage an euch:
Woran macht ihr fest, dass ihr euch "krank" fühlt?
Ist es ein gewisser Punkt, wo die Einschränkung des Alltags gegeben ist?
Nur eine Diagnose kanns ja nicht sein. Was haben wir nicht alles, ohne es zu wissen, und fühlen uns damit nicht krank... vielleicht nicht einmal mig einem Gipsfuss....
Glaube auch nicht, dass es dafür fine allgemein gültige Aussage gibt, sondern nur das je eigene Empfinden.
Oder????
Euch allen einen schönen Sonntag *hutab*
*********art84 Frau
8.012 Beiträge
Im Ex In Kurs hatten wir eine tolle Aufgabe bekommen: "meine Diagnose stellt sich vor"...
****Fox Frau
44 Beiträge
Themenersteller 
@****let naja ich würde sagen, wenn das körperliche und geistige Empfinden sich so verändert, dass man sich selbst nicht mehr erkennt bzw. Andere einen nicht mehr erkennen, kann man schon von "krank" sprechen. Ich meine in einer akuten Psychose entstehen so viele Symptome, die den Alltag behindern, wie z.B. Das allgemeine abgeschlagen sein, Motivationslosigkeit. Man kann es ja schon als chronische Erkrankung ansehen, weil die Erkrankung immer und immer wieder auftauchen kann.
Man merkt ja, wenn irgendwas mit einem nicht in Ordnung ist und wir wissen, dass wir krank sind, weil wir wissen, woran es liegt. Schon vor der Diagnose merken wir das ja.
****let Mann
329 Beiträge
Liebe Füchsin!
Genau das in deinem letzten Sstz meine ich. Wir wissen es schon. Noch vor jeder Diagnose.
Und dieses Bewusstwerden interessiert mich. Wann sage ich, ich fühle mich schlecht. Und(ab) wann fühl ich mich krank...
*******987 Frau
8.929 Beiträge
Gruppen-Mod 
Wann sage ich, ich fühle mich schlecht. Und(ab) wann fühl ich mich krank...
Das hängt auch sehr stark von den Umständen ab.
Wenn ich bei meinem Herrn bin, fühle ich mich zum Beispiel überhaupt nicht krank im Bezug auf Selbstwertproblematik und daran hängenden Dingen, sowie einigen anderen Problemen. Aber wenn ich auf einer Party mit Freunden bin, dann fühle ich mich manchmal sehr krank und kaputt und als würde ich nicht richtig funktionieren. Einfach nur, weil die Umgebung, die Erwartungen der anderen, das Setting ein ganz anderes sind.

Anderes Beispiel, ich habe eine Sehbehinderung. In 90 Prozent der Zeit fühle ich mich nicht behindert, sondern ganz normal. Aber wenn zum Beispiel es wichtig und nützlich wäre mit dem Auto an einen Ort gelangen zu können, zum Beispiel will ich in ein paar Wochen zum Geburtstag einer Freundin, dann fühle ich mich eben doch behindert, einfach weil ich eben kein Auto fahren darf und deshalb eingeschränkt bin.

Das gleiche mit meinem ADHS. Ich merke es die meiste Zeit nicht, ich bin halt einfach ich. Aber wenn ich dann zwei Stunden ruhig dasitzen soll und nur reden, dann merke ich die Einschränkungen dadurch. Wenn es eine Situation unter Freunden ist, kann ich dann einfach ich selbst sein und zum Beispiel mit irgendwas rum hantieren, aber im Beruf geht das zum Beispiel nicht.
****Fox Frau
44 Beiträge
Themenersteller 
@****let na ich denke schon, wenn es den Alltag einschränkt, in gewisser Weise. Wenn man ab und zu keine Lust auf irgendwas hat, okay. Muss nicht unbedingt darauf hinauslaufen, dass man krank ist. Aber wenn es immer wieder auftaucht, man normale alltagssachen nicht mehr umsetzen kann, ist man meiner Meinung nach krank. Wenn einige Symptome auf einmal auftreten.
****let Mann
329 Beiträge
Das ist eine Erklärung, wie sie - glaub ich- schon der Nietzsche gesagt hat, wenn man in den alltäglichen Dingen signifikant eingeschränkt ist. Das ist zwar nicht allgemein bestimmbar, aber nimmt darauf Rücksicht, dass wir unsere Welt alle anders erleben.
Da bin ich also ganz bei Dir. Was krank ist, bestimmen letztlich wir selber.
****ko Frau
765 Beiträge
Bei mir gab es gefühlt einen klaren Bruch, das war mein erster "Zusammenbruch" 2018. Ich habe mich auch vorher krank gefühlt oder es ging mir nicht gut oder ich hatte depressive Phasen. Aber dann gab es da einen Augenblick, da hat sich etwas in mir total verändert, so einen Punkt of no return, ich habe nicht mehr funktioniert wie früher, habe die Kontrolle über Dinge verloren, Zustände erlebt, die ich vorher nicht kannte, ich habe mich wie zwei Personen gefühlt und die Person von früher war nicht die gleiche wie die von danach. Es ist etwas anderes als eine Zerrung oder eine Erkältung, das ist klar umrissen, man kann einiges tun und nach ner Weile ist es wieder weg. Klar bin ich dann auch krank, aber es hat eine ganz andere Dimension und belastet nicht so sehr, ich weiß ja klar, was es ist, was hilft und dass es bald vorbei ist. Das was ich jetzt habe und was mich leidend macht ist etwas, was ich nicht genau fassen kann, wo ich nicht wirklich weiß, was hilft. Ich vergleiche mich mit früher und fühle mich als nicht mehr funktionierend, wie ein Gerät das kaputt ist. Aber keiner macht mich ganz. Es ist ja kein Knochenbruch und das, was mit mir los ist, kann auch keiner wirklich sehen oder verstehen, der nicht selbst ähnliches erlebt hat. Das macht es für mich sehr viel belastender und das zieht dann wieder neue Probleme hinterher z.B. eine Niedergeschlagenheit, weil ich viele Dinge nicht mehr machen kann, die mir früher Freude bereitet haben oder ein geringeres Selbstwertgefühl, weil ich auf Arbeit nicht mehr die Leistung bringen kann, die von mir erwartet wird. Ich fühle mich gefangen in einem negativen Kreislauf, aus dem ich nicht heraus komme. Seit diesem Zusammenbruch fühle ich mich behindert, weil viele Dinge nicht mehr möglich sind, die ich früher konnte, es ist eine starke Einschränkung der Möglichkeiten und ich muss zusehen wie ich mit dem derzeitigen Zustand zurecht komme.
****let Mann
329 Beiträge
Wenn ich mich erinnere, hatte ich lange dieses starke Gefühl der kompletten Hilflosigkeit. Als könnte mir niemand helfen. Oder zumindest, als müsste jemand die Last von mir nehmen, damit ich wieder atmen kann. Und es kam und kam keiner.
****ko Frau
765 Beiträge
Ich würde mir ja selbst helfen, wenn ich wüsste wie. Manchmal finde ich einen Ansatz, aber es ist immer nur eine partielle Verbesserung und kein wirklicher Durchbruch.
*******Punk Frau
5.294 Beiträge
Ich selber habe mich nie als krank gesehen oder bezeichnet.
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