Melde mich auch mal zu Wort
Hallo zusammen, ich habe jetzt gut eine Stunde damit verbracht, alles aber auch wirklich alles hier zu lesen.
Ich muss sagen, ich bin doch etwas entsetzt über die eine oder andere Meinung.
Bei mir wurde vor ca. 1,5 Jahren festgestellt, dass ich ein Borderleiner bin. Ich weiß auch, dass es bei mir nicht ganz so schlimm ist, denn eine Sache habe ich nicht und das ist das Schneiden oder allgemein Verletzen. Bzw. habe ich das schon lange nicht mehr. Früher habe ich aus Wut gegen Wände geschlagen und mir die Hände so aufgeschlagen, dass ich mir teilweise Knochen gebrochen habe. Doch das ist schon sehr lange her, dass habe ich alleine in den Griff bekommen.
Ich habe bis vor einigen Wochen nicht mal gewusst was Borderleiner bedeutet, weil ich mich nach der Diagnose nicht damit beschäftigt habe und auch vorher noch nie was davon gehört habe. Durch meinen Mann habe ich dann aber in Erfahrung gebracht, was genau das eigentlich für mich und alle um mich herum bedeutet.
Ich habe Borderlein schon seit Kindesbeinen an, wie sich herausgestellt hat. Ich habe eine sehr schwere Kindheit hinter mir, habe von meinen Eltern nie Liebe erfahren, wurde mehrmals Vergewaltigt und häufig geschlagen. Teilweise sogar so schlimm geschlagen, dass ich ins Krankenhaus musste.
Ich erwarte mir kein Mitleid und will auch keins. Ich habe bis vor kurzem alles alleine gemacht. Nach dem ich einige Suizidversuche hinter mir hatte (als ich noch deutlich jünger war) sollte ich sogar in eine psychiatrische Anstalt. Doch als ich mit meiner Mutter bei der Oberärztin war, meinte diese es sei nicht notwendig, da ich mit beiden Beinen fest im Leben stehe und eine Zukunftsperspektive habe. Darauf hin sollte ich eine Therapie machen, doch das Ende von dem Lied war, dass die Therapeutin mir sagte, ich sei an allem selbst schuld und das ich Vergewaltigt wurde, hätte ich ja provoziert. Seither war ich nie wieder bei einem Therapeuten, weil ich Angst hatte und auch nachwievor habe, dass mir so etwas wieder passiert.
Heute habe ich einen Mann an meiner Seite, der jeden Tag kämpft dass unsere Beziehung funktioniert. Er bestärkt mich immer darin etwas für mich und meine Psyche zu tun. Auch wenn ich mal wieder meine Aussetzer habe (und das kann hin bis zu verbalen Verletzungen führen) lässt er mich nicht los. Er versucht so gut er kann damit um zu gehen und auch er hat Tage an denen er nicht mehr kann und sich wünschen würde, er hätte solch eine Unterstützung die ich ihm nicht immer sein kann.
Was ich damit sagen will, es gehören immer 2 Menschen zu einer Beziehung und niemals ist einer von beiden daran schuld, wenn der Andere kaputt geht. Wenn mein Mann Heute merken würde, er kann das nicht mehr, er ist fertig, dann würde er sich entweder trennen oder daran kaputt gehen.
Wenn er daran kaputt geht, dann ist er selbst schuld, denn er kann jederzeit sagen, es ist Schluss!
Ich habe viel in meinem Leben mit gemacht, wie ihr lesen könnt, aber eins habe ich nie verloren und das ist glauben an mich selbst und an den Partner an meiner Seite.
Mein Ex hat es so schlimm getrieben (da wir damals noch nicht wussten das ich Borderleiner bin) das er mir im Streit wenn ich wieder mal unfair und verletzend wurde, mir zu sagen er kann verstehen das ich Vergewaltigt wurde. Das war mit Abstand das schlimmste was man mir jäh gesagt hat, aber auch da habe ich den Glauben an mich selbst nicht verloren.
Es wurde hier bereits gesagt, aber ich kann es nur wiederholen: Wenn man etwas erreichen will, dann schafft man das auch.
Ihr könnt euch sicher sein, dass ich nicht immer so denke, auch ich habe schwere Depressionen hinter mir. In dieser Zeit habe ich gewiss nicht an mich geglaubt, aber in guten Tagen, wenn es mir gut geht, dann denke ich daran, dass ich an mich glauben muss.
Die Diagnose Borderleiner zu sein, hat mir und meinem Mann sehr geholfen. Wir wissen heute beide viel besser damit um zu gehen. Auch in meinem Berufsleben hat es mir geholfen. So kann ich versuchen gewisses zu unterdrücken, wenn ich unter starkem Stress stehe.
Leider werde ich im Moment nur mit Tabletten behandelt, da es noch keinen geeigneten Therapieplatz in meiner Nähe gibt, aber das sollte auch bald soweit sein.
Ich möchte mit dem was ich hier geschrieben habe, alle Mut machen, die es brauchen und euch zeigen, dass auch mit einer nicht so schönen Vergangenheit, man alles schaffen kann, was man will.
Ich hoffe sehr ich konnte das vermitteln.
Liebe Grüße Carrie