Ok, Realtalk.
Ich weiß, dass ich bei solchen Themen manchmal etwas unsensibel sein kann.
Aber du widersprichst dir ja in einer Tour.
"Nein, ich will keinen Sex mehr."
"Keine Frau kann das je ändern, ich will das nicht!"
"Also, eigentlich möchte ich schon Sex mit einer Frau."
"Ich habe keinen Bock."
"Ich habe mich so entschieden. Vielleicht war das aber falsch."
Also selbst wenn du es versuchst, erregt es dich nicht, aber gleichzeitig ist es auch eine Entscheidung. Eigentlich willst du keinen Sex, weil du hast dich ja so entschieden, aber eigentlich willst du ja irgendwie schon Sex.
Dann aber bitte mit einem möglichst jungen Teeniemädchen, das sich für dich in Cosplayklamotten schmeißt, weil du auf Manga/Anime-Figuren stehst.
Ich mag mich irren, aber für mich klingt das alles nach einem mega Detachment von der Realität und eine Flucht in Fantasien, die idealisiert werden, wodurch die Realität nicht einfach nur unerreichbar bleibt, sondern vor allem unerreichbar bleiben soll - die Fantasie ist nämlich netter. Sicherer. Da funktioniert alles.
Ich bin nicht sicher, ob das im Kern ein Libido-Problem ist. Eine Libido zu haben, als Lust zu haben, dafür entscheidet man sich nämlich nicht, das sind biochemische Prozesse. Man kann sich, ungeachtet der Libido, dafür entscheiden, sich auf Sex einzulassen oder nicht.
Mit dem Hintergrund der Depressionen halte ich das eher für ein Zielsetzungs- und Motivationsproblem. Es soll dir irgendwie am besten alles zufliegen, das Mädchen im Cosplay-Kostüm einfach - puff - erscheinen und dich wieder hinbiegen. Da das alles in der Realität aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht passieren wird, heißt es einfach "Ich will das ja gar nicht, ich habe mich dagegen entschieden, ich bleibe abstinent, ich gebe allen einen Korb, so nämlich!"
Für mich liest es sich sehr wohl so, dass du dich nach Nähe und Sexualität sehnst, aber dass dafür irgendwelche völlig absurden Parameter erfüllt sein müssen, "anders geht es nicht".
Depressionen verändern die Wahrnehmung der Realität, teilweise so immens, dass es manche Menschen in den Tod treibt. Der Glaube, dass nichts sich ändern wird, dass nichts besser wird, kann zu völligem Verlust der Motivation führen, selbst etwas zu ändern.
Manchmal sind in solchen Fällen Medikamente nicht die schlechteste Lösung, einfach um die Realität wieder rational wahrnehmen zu können und aus dem Schlammloch herauszukommen. Um die Libido kümmert man sich dann vielleicht später, das ist ja nur ein Symptom, nicht die Ursache.
Manchmal, und das sage ich mit voller Inbrust als jemand, der selbst seit Jahren periodisch an Depressionen leidet und mehrfach schon Suizidabsichten hatte, hilft es ernsthaft, mal so was ganz Simples zu tun wie rausgehen und ein bisschen Gras anfassen. Das ist eine Metapher für "sich mit der Realität auseinandersetzen, sich mit ihr anfreunden, und eine eigene Bestimmung für sich darin finden."
Ich bin selbst kein Fan von der pauschalen Behauptung, dass Depressive ja eigentlich nur ein bisschen frische Luft, Bewegung, richtige Ernährung und positive Gedanken brauchen.
Ich weiß für mich aber, dass diese simplen Dinge sehr dazu beitragen können, sich wohler zu fühlen und sich etwas mehr zu stabilisieren. Neben der unabdingbaren psychologischen Behandlung.
Die Routine, die das in den Alltag bringt, wenn man zum Beispiel jeden Tag bei Tageslicht wenigstens eine Stunde spazieren geht, genug trinkt, lecker und gesund kocht und sich vielleicht wenigstens einmal die Woche mit einem Hobby beschäftigt, gibt einem etwas mehr Kontrolle zurück. Es stabilisiert die Lebensbasis, trägt zum Wohlbefinden bei, macht einen vielleicht etwas motivierter, sich dann mit den harten Dingen und dem medizinischen Aspekt auseinanderzusetzen.
Als ich ungewollt mit Libidoverlust zu kämpfen hatte, habe ich übrigens systematisch masturbiert, auch ohne Lust. Regelmäßig Hormone freisetzen. das war dann weniger etwas, das erregen sollte, sondern mehr etwas, das entspannen sollte. Die Lust kam dann nach einer Weile wieder.