Hallo zusammen,
vielen Dank für die Aufnahme in eure Gruppe. Ich finde es klasse, dass es hier im JC eine Gruppe gibt, die sich mit psychischen Erkrankungen befasst.
Dann will ich mal ein wenig von mir erzählen:
Ich heiße Christian, bin kurz vor 40 Jahre alt, und weiss seit ca. sechs Jahren, dass ich, rückblickend betrachtet, bereits seit meiner Jugend Depressionen habe. Bewusst wurde ich mir darüber erst, als ich mein erstes Burnout hatte, ich befand mich quasi im "freien Fall", habe jeden Bezug zum Leben verloren und war kurz davor, es zu beenden.
Innerhalb von sechs Wochen ging es mir unter Antidepressiva wieder so gut (nein, besser als jemals in den letzten Jahren davor), dass ich geglaubt habe, ich hätte mich im Griff. Also habe ich keine Gesprächstherapie angefangen, mit den Medikamenten lief ja alles bestens. Das hat ca. vier Jahre funktioniert, dann ging es ab Herbst 2008 wieder zunehmend bergab. Da ich die Symptome jetzt schon kannte und eine Heidenangst davor hatte, nochmal so tief abzustürzen, habe ich meinen Neurologen Anfang 2009 gebeten, mir einen Klinikplatz zu verschaffen. So kam ich dann im August 2009 für zwölf Wochen nach Bad Berleburg. Ich habe dort viel über mich gelernt, den Zugang zu meinen Gefühlen und zu mir selbst wiedergefunden, und war zum Schluss fest davon überzeugt, dass ich mich jetzt dem Leben stellen kann.
Die anschließende Wiedereingliederung habe ich neun Tage durchgehalten, dann war ich wieder ganz unten. Ich hatte zwar in der Klinik viel über mich gelernt, aber die Rückkehr ins Leben habe ich nicht hinbekommen... Trennung von meiner Frau, Anforderungen der Arbeitswelt, Überforderung schon durch geringste Belastungen, ... da ging gar nix.
Seit Mitte Januar habe ich einen Gesprächstherapeuten, und etwa seit Februar geht es zunehmend bergauf mit mir, ich bekomme mich selbst und die Anforderungen des Alltags mehr und mehr in den Griff, allerdings bin ich immer noch sehr schnell von Unvorhergesehenem überfordert, habe oft psychosomatische Beschwerden, Schlafstörungen etc.
Ich weiss, dass noch ein weiter Weg vor mir liegt und ich noch große "Baustellen" habe, die mich herausfordern werden, und versuche weiter, mit mir geduldig zu sein.
Im Juni fahre ich für sechs Wochen nach Bad Wildungen in die Reha, danach wird wahrscheinlich die Wiedereingliederung kommen.
Ich bin glücklich darüber, dass ich Bad Berleburg eine neue Liebe, meine große Liebe, gefunden habe und wir unseren holprigen Weg zusammen gehen, das ist meine größte Quelle der Kraft.
Hm, nunja, das war jetzt wohl mehr als "ein wenig von mir" erzählt.
vg Christian