Das ist doch aber auch Teil des Dilemmas... NUR, indem ich durch die emotionalen Tiefs muss... indem ich eine kaum aushaltbare Situation eben doch überstehe... erfahre/erkenne/er-fühle ich doch, was mir gut tut - und was eben nicht. Das ist die "Leistung", die uns die Krise widerum bringt.
Nach so einer negativen Erfahrung kann man - wenn der Kopf wieder "da" ist und Reflektieren, kritisches Sich-Auseinandersetzen möglich wird - sich entschließen zu einem "neuen Weg"... zu einem neuen Umgang mit sich selbst, mit solch einer Situation, mit dem/den jeweiligen Mitmenschen.
Das kostet wieder Kraft und Mut, Geduld und Aushaltenmüssen. Häufig ist es schmerzhaft. Es geht, in kleinen Schritten und auch nicht ohne Rückschläge. Aber: es geht!
Nur weiß ich natürlich auch... In den Zeiten, in denen wir überschwemmt sind von den heftigen Gefühlen, in denen wir zu ertrinken drohen... in diesen Momenten, Stunden oder Tagen... ist das alles nicht sichtbar. Da verstummt der ach-so-kluge Verstand oder sein Reden hat zumindest keine Wirkung. Das sind Zeiten, in denen wir "durchhalten" müssen... und versuchen, eben doch irgendwie durchzukommen, zu schwimmen.
Zeiten, in denen wir uns nichts sehnlicher wünschen, als dass alles ruhig ist, aufhört, besser wird (?) oder wenigstens anders. Der Wunsch, auszubrechen aus diesem nicht aushaltbaren Wust und Schmerz, Leid und Wiedererleben oder aktuellem Leiden. Die Sehnsucht nach einer Möglichkeit, "klarzukommen" mit allem, mit dem, was Viele als "Normalität" oder "normales Leben".
Aber dieses "normal" gibt es nun einmal nicht. Für jemanden mit psychischer Erkrankung und/oder belastender Vergangenheit, akuten Problemen mit sich selbst und seiner Umwelt... gibt es das "Normale" erst recht nicht.
Und darum kann ich an dieser Stelle nur plädieren dafür, dass wir uns unsere Schutzräume und Hilfe, unseren Rückzug und unsere Unterstützung... suchen, nehmen, einfordern.
Das kann zeitweise im Rahmen eines Aufenthalts in der Klinik sein (ich persönlich empfand die wenigen Stunden in der Geschlossenen als die sichersten und geborgensten meines Lebens; auch die Zeit auf Normalstation war entlastend; leider war die Therapie in ihrem Ansatz und ihrer personellen Umsetzung nicht das Richtige für mich und hat mir eher geschadet) oder auch eine Vielzahl von Arrangements im jeweiligen privat-sozialen Umfeld betreffen - wir müssen, viel öfter und viel stärker, auch mit viel mehr Widerstand - uns unsere Lebens-Räume schaffen, gestalten, so angenehm, wie es nur irgend geht.
Und in meinen Augen ist es nur zu verständlich, dass wir uns auch einmal danach sehnen, alles abzustellen, Ruhe zu haben. Sicher rührt diese Sichtweise aus eigener Betroffenheit und die Menschen um uns herum haben oft keinen Willen oder keine Möglichkeit, etwas so "Anderes" zu verstehen.
Trotzdem... nehmt, sucht, schafft, fordert, bereitet euch den Raum und Rahmen, den ihr braucht!