Kleine Erfolge machen Mut...
Ich hatte große Probleme damit, "nein" zu sagen. Ich hatte Angst davor, den an mich gestellten Ansprüchen und Erwartungen nicht zu genügen und damit Sympathien zu verlieren. Ich brauchte das Gefühl, dass ich gemocht werde, um mich selbst zu mögen, und habe mich daher nicht an meinen eigenen Bedürfnissen, sondern an den (teilweise auch nur vermeintlichen) Bedürfnissen der anderen orientiert.
Ich habe in der letzten Zeit (Klinik im vergangenen Jahr, Reha in diesem Jahr) einiges dazu gelernt...
Erst einmal musste ich lernen, zu mir selbst zu finden und zu meinen eigenen Bedürfnissen zu stehen, und mich von dem Gedanken frei machen, dass ich von den Sympathien anderer abhängig sei.
Weiter war es wichtig, mit meiner Erkrankung offen umgehen zu können, denn sie ist häufig meine Begründung für ein "Nein"... wenn ich mich überfordert fühle, eine Verpflichtung oder Verantwortung nicht übernehmen will...
In der "Praxis" hat es mir sehr geholfen, Entscheidungen nicht sofort zu treffen. Wenn ich mir unsicher bin, ob ich "ja" oder "nein" sagen soll, oder mich mit einer spontanen Entscheidung unwohl fühle, sage ich "Du, da muss ich erst drüber nachdenken, gib mir etwas Zeit." Anfangs hatte ich sogar einen großen Zettel mit dieser Aussage neben meinem Telefon liegen, als Erinnerung und Mahnmal.
Auch war es hilfreich für mich, dass ich bei einem "nein" kommuniziert habe, dass mir die Absage durchaus schwerfällt und ich Angst habe, jemanden zu enttäuschen,... dass ich mich aber trotzdem nicht gegen meine eigenen Bedürfnisse stellen kann und darf.
Ich habe mittlerweile einige Situationen hinter mir, wo ich ein "nein" auf diesem Weg kommunizieren konnte. Es ist nicht leicht, da gibt es keine Diskussionen. Aber das Gefühl, bei sich geblieben zu sein, ist großartig, und die Reaktionen sind meist sehr viel positiver ausgefallen als befürchtet (Verständnis, Anerkennung, Lob!), so dass mir das viel Mut gibt, auch in einer nächsten Situation wieder "nein" sagen zu können.