Dieser Gedanke von Freud ist mir bekannt und wurde auch von meinem Therapeuten erklärt. Nun ist es unter den Psychotherapeuten ja so, dass die Mulitplizität nicht von jedem anerkannt wird, wie ich schon angedeutet hatte. Viele erklären es genau an diesem Modell, das du beschrieben hattest.
Nun bin ich ja noch ein anderer Fall, aber Jan, die Jungs und ich haben festgestellt, dass es da doch viele Gemeinsamkeiten gibt.
Soweit ich es kenne/weiß/verstehe, ist ein Trauma der Auslöser. Gehen wir von sexuellem Missbrauch aus, da dieser sowohl bei Truddi Chase, als auch bei Jan zu den Spaltungen geführt hat.
Ein Kind wird missbraucht/vergewaltigt. Es ist zu klein um zu verstehen, was da genau mit ihm passiert. In dieser Situation hat es Schmerzen und Panik. In einem Bericht über so einen Fall hieß es, dass das Kind in so einer Situation an dem Stress sterben könnte. Nun greift ein Schutzmechanismus, den wir alle haben - Dissoziation.
Zusammenhänge werden vom Verstand auseinandergehalten. (Gegenteil von Assoziation, bei der Zusammenhänge zusammengefügt werden.)
Das Kind verdrängt diese Tat und erträgt sie geistesabwesend. Es ist "wie eine seelenlose Puppe" - so Jan.
Es ist von einem Vorfall traumatisiert worden, den es nicht in seiner Ganzheit begreifen/erfassen kann. Durch diesen dissoziativen Zustand ist nun ein Teil der Seele "abgesplittert".
Man stelle sich dieses an einem Baum vor. Der Baum hat einen Stamm, aus dem Äste wachsen, die Triebe bilden. Durch das Trauma schneidet man einen dieser Triebe ab. Er ist nun vom Baum getrennt. Diesen Trieb kann man ins Wasser stellen oder einpflanzen. Und eventuell entwächst aus ihm eine neue Pflanze, die selbst in der Lage ist eventuell irgendwann Triebe zu bilden. (Das wäre die Spaltpersönlichkeit in diesem Sinnbild.)
Es gibt also sowas, wie einen "Seelenkern", aus dem die Spaltpersönlichkeiten erwachsen.
Es tritt also etwas an die Stelle der misshandelten Seele. In "Aufschrei" wurde das eine Geburt genannt. Die Spaltpersönlichkeiten werden also aus einem Trauma heraus "geboren" und fungieren als Schutzmechanismus.
Das könnte man mit jemandem vergleichen, der einem Gesprächspartner lauscht. Dieser redet und redet und überfordert den Zuhörer, der daraufhin "die Ohren auf Durchzug" stellt und einfach nicht mehr zuhört. Er ist körperlich anwesend, aber er nimmt den Inhallt des Gesprächs nicht mehr wahr.
Tagträume sind auch Dissoziationen. Man driftet ab und ist "in seiner eigenen Welt".
"Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, Die eine will sich von der andern trennen; Die eine hält, in derber Liebeslust, Sich an die Welt mit klammernden Organen; Die andere hebt gewaltsam sich vom Dust (= Staub) Zu den Gefilden hoher Ahnen."
(Faust I, Vers 1112 1117)
(Hier geht es eigentlich um die Zerrissenheit zwischen körperlichen und geistigen Bedürfnissen.)
"Die zweite Seele brennt in mir, so glühend heiß so schwarz. Sie führt wenn ich die Macht verlier - sie verbrennt mich."
(Schandmaul - zweite Seele)
(Der Inhalt weist auf einen Wehrwolf hin.)
"Ich bin erschaffen und erdacht
(Aus deinem Blut geboren)
Abgeschrieben Wort für Wort
(Der Geist den du beschworen)
Ich bin ein Zerrbild deiner Selbst
(Ich schulde dir mein Leben)
Bin nicht gezeugt, sondern gemacht.
Ein Narr der aus dem Spiegel lacht."
(Saltatio Mortis - Ebenbild)
(Worum es hier eigentlich geht, weiß ich nicht wirklich.)
Diese Spaltpersönlichkeiten können, je nach Spaltungsgrad, eigenständig denken, empfinden und sogar handeln. Manche kennen sich untereinander gar nicht. Oder einige wissen nicht, dass sie Spaltpersönlichkeiten sind und denken sie wären die "Hauptperson", bzw. einzige Person im Körper.
Es gibt ein paar Berichte, die ich bei Interesse gern mal verlinken kann. Da wird es auch noch mal von den Betroffenen selbst erklärt und berichtet.