Ich habe bei meinen Nachforschungen noch zwei weitere Ansätze gefunden die ich interessant finde und die ich als Alternativen zur „Hardcore Methode EKT“ hier mit angeben möchte. Ich habe die Artikel schon so gut es ging gekürzt, wobei sie immernoch recht lang sind. Ich hoffe das die Komplexität der Fachberichte nicht abschreckt
die Erkenntnisse sind wie ich finde sehr interessant.
TMS - Transcranielle Magnetstimulationstherapie:
Die Transcranielle Magnetstimulationstherapie ist eine völlig neue, nebenwirkungsfreie Therapie bei der Behandlung von schweren Depressionen. Bei depressiven Patienten kommt es zu einer Unterfunktion des linken frontalen Hirnlappens. Schwere Stoffwechselstörungen im Gehirn können unbehandelt schwere Depressionen auslösen. Genau hier setzt die neue, medikamentenfreie Behandlungsmethode ein. Elektrisch erzeugte Magnetfelder dringen durch die Schädeldecke zum betroffenen Hirnareal vor. Dadurch werden die Nervenzellen im Stirnlappen zur vermehrten Aktivität angeregt. Nach der Stimulation verspürt der Patient etwa eineinhalb Stunden einen leichten Kopfschmerz. Mit einer Sitzung - das sind etwa 2000 Reizimpulse auf die Gehirnzellen - ist es nicht getan. Mindestens zehn hintereinander folgende Behandlungen sind notwendig, um den gewünschten Erfolg mit Hilfe der Magnetstimulation zu erzielen.
Die physikalischen Grundlagen der TMS sind gut bekannt. Die Entladung eines Kondensators führt in einer Spule zu einem Stromfluß von bis zu 15 000 Ampere. Um den Spulendraht herum entsteht innerhalb von 200 bis 600 µsec ein Magnetfeld, das ebenso rasch wieder abnimmt. Von der Geometrie der verwendeten Spule hängen Form und Stärke des entstehenden Magnetfeldes ab. [...] Das zeitlich rasch veränderliche Magnetfeld bewirkt in elektrischen leitenden Strukturen (u.a. Gehirn, Rückenmark, peripherer Nerv) nach dem Prinzip der elektromagnetischen Induktion parallel zur Spulenebene einen Stromfluß, welcher der Flußrichtung in der Spule entgegengesetzt ist. Aufgrund dieser geometrischen Verhältnisse werden im Motorkortex die Pyramidenbahnzellen vorzugsweise indirekt über Interneurone, die mit ihren Axonen parallel zur Kortexoberfläche liegen, stimuliert (I-Wellen). Damit ist die Latenz der MEP (Anmerkung: MEP steht für Motorisch evozierte Potentiale, dies sind elektrische Spannungsänderungen eines Muskels, die durch einen gezielt gesetzten Reiz an einem Teil des motorischen Systems ausgelöst werden.) um ca. 2-4 ms höher als bei der transkraniellen elektrischer Stimulation (TES), die Pyramidenbahnzellen direkt aktiviert (D-Wellen). Bei der TMS können mehrere Parameter, u.a. Spulenposition, –orientierung und Stimulationsintensität verändert werden. Die Intensität ist vom Stromfluß in der Spule abhängig und wird üblicherweise als Prozent der motorischen Schwelle, d.h. einer auf die Auslösung von MEP bezogenen Mindestintensität, angegeben.
Ob die Magnetstimulationstherapie der Schlüssel zur endgültigen Heilung von schweren Depressionen ist, darüber fehlen noch exakte Forschungsergebnisse. Die Mediziner allerdings sind optimistisch, die bislang sehr erfolgreiche Anwendungen machen Hoffnung, dass die TMS bald zu einem etablierten Verfahren entwickeln wird. Die Psychiatrische Universitätsklinik Innsbruck erforscht in Zusammenarbeit mit dem Landeskrankenhaus Rankweil in Vorarlberg diese neue Therapiemöglichkeit.
[...] Wie Eschweiler auf einer Tagung dort berichtet hat, hilft die Methode etwa einem Drittel der depressiven Patienten. Das Ziel der Studie in Tübingen - ebenso wie an bundesweit neun weiteren Zentren - besteht darin, die Therapie zu optimieren und jenes Kollektiv einzugrenzen, das davon profitiert. Nach ersten Ergebnissen sind es Patienten mit mittelschweren Depressionen ohne kognitive Störungen, wie Eschweiler sagte.
[...] Magnetimpulse reizen Regionen im Gehirn, wo die Ursache für Gedankenarmut und Antriebsschwäche liegt. Bei der Magnetstimulation wird ein kurzer, starker Strom mit einer Frequenz von zehn Impulsen pro Sekunde durch die Spule geschickt. Senkrecht dazu bildet sich dann ein Magnetfeld aus. Dieses wiederum erzeugt im Gewebe ein sekundäres elektrisches Feld, das die Neuronen zum Feuern bringt. Nach fünf Sekunden folgt stets eine Minute Pause, und so im Wechsel insgesamt zwanzig Mal. Meist findet täglich eine Sitzung statt, und das bis zu drei Wochen lang. Auf speziellen Fragebögen kreuzen Arzt und Patient regelmäßig an, ob eine Besserung eingetreten ist.
Die Stärke des Magnetfelds liegt bei 1,5 Tesla. Den genauen Wert individuell zu titrieren, erfordert Feinarbeit: Dazu senden Eschweiler und seine Kollegen Einzelimpulse zunehmender Intensität auf den Teil der Gehirnrinde, der Bewegungen steuert. Wenn der Daumen der Gegenseite zu zucken beginnt, haben sie den gesuchten Schwellenwert gefunden und stimulieren damit jenes Areal des Stirnhirns, das unter den Geheimratsecken liegt. Dort wurde eine Wurzel von Gedankenarmut und Antriebsschwäche lokalisiert. Diese Ortsbestimmung, mit bildgebenden Verfahren jüngst bestätigt, entsprang der alten Erkenntnis, daß Verletzungen in diesem Bereich ähnliche Symptome hervorrufen wie eine Depression.
Zwar sind auch das limbische System und der Hypothalamus wichtige Gefühlsvermittler, allerdings liegen sie in der Tiefe des Gehirns. Die Magnetstimulation dringt jedoch nur zwei bis vier Zentimeter unter die Schädeldecke. Entferntere Schichten werden aber indirekt erreicht.
tDCS - Die transkranielle Gleichstromstimulation (transcranial direct current stimulation) –
Tierexperimentelle Vorbefunde: Tierversuche wurden bisher zur Untersuchung von Sicherheitsaspekten und hinsichtlich physiologischer Fragestellungen durchgeführt. In vitro konnten Jefferys et al. (2004) an Hippocampus-Kulturen von Ratten mittels Gleichstromstimulation eine Veränderung der neuronalen Aktivität nachweisen. Die punktförmige Stimulation (<40 mV pro mm), die parallel zur somatodendritischen Achse angewandt wurde, veränderte die Erregungsschwelle der Neuronen und verlagerte den Ort der Depolarisationsentstehung vom Neuronensoma hin zu den Dendriten. Eine großflächige Stimulation konnte epileptiforme Entladungen auslösen und eine langanhaltende (<1s) Veränderung der neuronalen Erregbarkeit bewirken.
Liebetanz et al. (2006) konnten an Ratten eine Veränderung der Ausbreitung der cortical spreading depression (CSD) durch tDCS nachweisen. Die CSD ist eine Veränderung der Ionen-Homöostase im Rahmen einer abnormen kortikalen Erregbarkeit. Die CSD konnte u.a. bei Migraine-Patienten nachgewiesen werden. Im Versuch erhielten die anästhesierten Ratten entweder anodale, kathodale oder eine Plazebo-Stimulation mittels tDCS (200 mA über 20 min). Die anodale Stimulation zeigte eine signifikante Zunahme der Ausbreitungsgeschwindigkeit der CSD, die kathodale und Plazebo-Stimulation zeigten keinen Einfluß auf die Ausbreitungsgeschwindigkeit. Die Autoren nehmen, abgeleitet vom Tiermodell, eine höhere Wahrscheinlichkeit der Auslösung einer Migräneattacke bei anodaler tDCS bei Migräne-Patienten an.
Untersuchungen am Menschen:
Die Veränderung von Aufmerksamkeit und Arbeitsleistung durch Stimulation verschiedener Hirnregionen durch Gleichstrom ist seit den 1960er Jahren bekannt und seither in vielen Studien untersucht worden. Neben den Versuchen am Tiermodell wurden Untersuchungen an gesunden Probanden, an Epilepsie- und Schlaganfallpatienten und an depressiven Patienten durchgeführt. Hintergrund ist die Annahme, dass die beim Tiermodell und im gesunden Probanden nachgewiesene Veränderung der kortikalen Erregbarkeit zur Verbesserung pathologischer Veränderungen bei neurologisch oder psychiatrisch erkrankter Patienten genutzt werden könnte. Hierzu werden die theoretischen Grundlagen der Gleichstromstimulation, die Untersuchungsergebnisse aus den Studien an gesunden Probanden sowie an neurologischen und psychiatrischen Patienten dargestellt.
Zur Behandlung depressiver Erkrankungen sind antidepressive Medikamente und Psychotherapie Mittel der ersten Wahl. Bei nicht zufriedenstellender Wirksamkeit können andere biologische Therapieverfahren ergänzend eingesetzt werden. Dabei hat sich die transkranielle Magnetstimulation (TMS) als möglicher neuer Ansatz zur Therapie depressiver Störungen etabliert. Die Hypothese ist, dass durch die Stimulation von bei Depressionen pathophysiologisch relevanten Arealen dort sowie in verbundenen subkortikalen Regionen metabolische und biochemische Prozesse induziert werden, die eine antidepressive Wirkung haben. Abgeleitet von diesem pathophysiologischen Modell wurde die tDCS als weitere nicht invasive Hirnstimulationsmethode untersucht. Hintergrund ist der physiologische Erkenntnis, dass anodale Stimulation von Nervenzellen, also Stimulation mit positiver Ladung, eine Depolarisation im Membranpotential des darunter liegenden Neuron verursacht, hingegen eine negative äußere Ladung mittels Kathode das negative Membranpotential hyperpolarisiert.
[…] Fregni et al. (2006) konnten nachweisen, daß die aktive tDCS im Vergleich zur Plazebobehandlung keine Verschlechterung der kognitiven Leistungen bei Patienten mit einer depressiven Störung („major depression“) mit sich bringt, sondern im Gegenteil, die Leistungsfähigkeit des Arbeitsgedächtnisses steigern kann. Eine Verbesserung der Leistungen zeigte sich nicht nach Plazebostimulation, ebenso war keine Korrelation mit der Stimmung des Patienten nachzuweisen.
In einer randomisierten Studie von Fregni et al. (2006) wurde die Reduktion depressiver Symptome bei 10 Patienten nach Stimulation des präfrontalen dorsolateralen Kortex über EEG-Punkt F3 untersucht. Eine Bewertung der depressiven Symptomatik erfolgte zur Baseline und nach Behandlung mittels der Hamilton Rating Skala für Depressionen (HRSD) und des Beck Depressions Inventars (BDI). Die verumstimulierte Gruppe zeigte eine signifikante Reduktion der depressiven Symptomatik im Vergleich zur plazebostimulierten Gruppe.
Boggio et al. (2006 in press) konnten in einem Go-no-go-Aufmerksamkeitstest bei 26 Patienten mit depressiver Störung eine signifikante Verbesserung der Testleistungen in der verumstimulierten Gruppe im Vergleich zur plazebostimulierten Gruppe feststellen. Die über dem dorsolateralen präfrontalen Kortex stimulierten Patienten erreichten bei der Trennung von Stimuli (Bilderserie) mit positivem und negativen emotionalen Kontext ein besseres Ergebnis als die Plazebogruppe. Auch Boggio et al. (2006 in press) konnten keine Korrelation mit Stimmungsveränderungen nachweisen.
Was bei medikamentöser Therapie Dosierung und Einnahmehäufigkeit darstellen, sind bei Anwendung der tDCS die Stimulationsparameter. In der Vergangenheit wurden verschiedene Parameter auf ihre Wirksamkeit hin untersucht, wobei insbesondere die Faktoren: Frequenz, Intensität, Gesamtzahl der Stimuli, Ort der Applikation eine Rolle spielen. Empririsch begründete Parameter ergeben sich aus den verschiedenen Studien. Insgesamt kristallisieren sich nach Nitsche et al. (2003) als determinierende Faktoren heraus:
1. Stromdichte (Stimulationsstärke (A)/Elektrodengröße (cm2))
2. Gesamtladung (Stromstärke/Elektrodengröße x Stimulationsdauer)
3. Ladung pro Phase (Stromstärke x Dauer eines Einzelimpulses)
4. Ladungsdichte (Stromstärke/Elektrodengröße x Dauer eines Einzelimpulses)
Nach den bisherigen Studien erscheint die tDCS mit den bisher verwendeten Parametern als sicher und nebenwirkungsarm bei gleichzeitig stärkerer und länger anhaltender Wirkung auf die kortikale Exzitabilität als bei der TMS. Ein weiterer wesentlicher Vorteil besteht darin, dass die verwendeten Plazebo-tDCS-Bedingungen nicht von einer Verumstimulation unterscheidbar sind, so dass die tDCS für plazebokontrollierte Doppelblindstudien, wie sie bei antidepressiven Interventionen zum Wirksamkeitsnachweis gefordert werden, besonders geeignet ist (Hummel und Gandiga 2006).
Sicherheit der Methode
Mehrere Studien zur Sicherheit der tDCS und zur Evaluation der Nebenwirkungen haben zu klaren Empfehlungen hinsichtlich der sicheren Anwendung geführt. Übereinkunft besteht, dass die tDCS bei Beachtung der Richtlinien hinsichtlich Kontraindikationen und Stimulationsparameter eine gut verträgliche und nebenwirkungsarme Methode ist (Nitsche et al. 2003, Fregni et al. 2006, Iyer et al. 2005).
Die physiologischen Veränderungen liegen in der Modulation von spontaner neuronaler Aktivität durch polaritätsspezifische Verschiebung des verbleibenden Membranpotentials in Richtung De- oder Hyperpolarisierung. Die Änderungsrichtung wird beeinflusst durch die Stromflussrichtung, die räumliche Ausrichtung des Neurons, die Art des Neurons und die Gesamtladung. Daraus resultiert die mögliche Komplikation eines induzierten epileptischen Krampfanfalles. Die hier verwendeten Stimulationsladungen liegen gemäß dem Sicherheitsprotokoll von Nitsche und Paulus (2000) weit unter den Ladungen, die für die Auslösung eines Krampfanfalls nötig sind. Selbst eine dauerhafte Stimulation knapp unter der Energieschwelle zur Auslösung eines Anfalls zeigte im Folgenden nur eine um 40% erhöhte kortikale Exzitabilität im Vergleich zur Baseline. Untersuchungen zur Frage, ob nach tDCS eine neuronale Schädigung zu beobachten ist und strukturelle Veränderungen im Gehirn auftreten, ergaben keine Hinweise auf schädliche Einflüsse der tDCS. So war die neuronenspezifischen Enolase (NSE) als neuronaler Destruktionsmarker nach tDCS nicht erhöht (Nitsche et al. 2003) und weder im kontrastverstärkten MRT noch im EEG konnten pathologische Veränderungen gefunden werden (Nitsche 2003).
Persistierende Störungen der motorischen und kognitiven Fähigkeiten konnten nicht nachgewiesen werden. Unangenehm können für die Probanden elektrisch induzierte lokale Muskelkontraktionen während der Stimulation sein. Die elektrische Stimulation führt zu einer wenige Sekunden dauernden Reizung der Kopfhaut, was von den Probanden als mehr oder weniger schmerzhaftes Kribbeln und Ziehen beschrieben wurde (Fregni et al. 2006). Kortikale Gewebeschäden wurden auch nach hohen Stimulusintensitäten und -frequenzen nicht gefunden. Allerdings könnte eine Stimulation mit auf der Kopfhaut aufgelegten Elektroden zu einer chemischen Reaktion und zu Verbrennungen des Hautgewebes führen. Gemäß des Sicherheitsprotokolls von Nitsche und Paulus (2000) ist jedoch das Risiko einer Hautverbrennung bei Verwendung von salzwassergetränkten Schwammelektroden minimiert.
Fregni et al. beschrieben in ihren Studien (Bip Disorders 2006, Clin Neurophysiol 2006, Depr and Anx 2006) keine unerwünschten Nebenwirkungen; alle Patienten hätten die Behandlung gut vertragen.
Quelle:
http://www.depression-therapie-forschung.de/therapien.html bzw.
http://www.depression-therapie-forschung.de/mar1.html