Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
BDSM Mindfuck
118 Mitglieder
zum Thema
Wirkung von BDSM-Videos - tragen Urheber Verantwortung?749
Wenn es nicht gerade um "Kindergeburtstag" á là "50 Shades of Grey"…
zum Thema
Der Notausgang im Tunnel - Das Spiel ohne Safeword404
Wenn es beim Tunnelspiel um den Einsatz von Sunstanzen geht, die…
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

EKT - letzte Chance oder Wahnsinn

EKT - letzte Chance oder Wahnsinn
Ich würde gerne ein paar Meinungen über dieses Thema hören. Was haltet ihr von dieser Methode? Kennt ihr vielleicht sogar jemanden der eine solche Behandlung hinter sich hat?

Zunächst einmal für alle die nichts, oder nicht viel, damit anfangen können die Fakten:

Die EKT (Elektrokrampftherapie oder Elektrokonvulsionstherapie), die früher auch als Elektroschocktherapie bekannt war, ist eine Behandlungsmethode bei psychischen Erkrankungen. Anwendung findet die Methode vor allem bei schweren depressiven Erkrankungen (Major Depression usw.).

Dem Patienten werden dabei am Schädel kurze elektrische Stromstöße (zwischen 150 und 480 V) verabreicht. Die gesamte Behandlung erfolgt unter Narkose, Muskelrelaxation und Sauerstoffbeatmung. Durch den Strom wird ein epileptischer Anfall ausgelöst. Der genaue Wirkungsmechanismus der EKT ist bisher noch nicht bekannt. Durch den epileptischen Krampfanfall kommt es zu einer raschen De- und Repolarisierung der elektrisch leitenden Hirnzellen, daneben werden die wichtigsten Neurotransmitter ausgeschüttet. Vermutungen gehen dahin, dass es im Nervensystem zu einer Art Neuorganisation des Stoffwechsels kommt, eine Art "Reset".

Das Problem ist, über die Nebenwirkungen gibt es die verschiedensten Meinungen. Einigkeit besteht darin, das es zu Gedächtnisverlust kommt. Der Schweregrad hingegen wird unterschiedlich bewertet.
Während auf der einen Seite von einem Gedächtnisverlust, der die Zeit direkt vor und nach der EKT betrifft und sich nach Stunden bis Tagen normalisiert, die Rede ist, gibt es auf der anderen Seite Berichte über irreversieble Amnesien. Während von manchen die Behandlung als ungefährlich eingestuft wird sprechen andere von zum Teil schwersten Schädigungen der Hirnphysiologie.

Stellungnahme der Bundesärztekammer in Auszügen:
• Die Risiken der Behandlung sind im Wesentlichen die Risiken der Narkose. Das Mortalitätsrisiko der EKT liegt bei 1:50.000.
• Strukturelle Hirnschäden sind nach lege artis (meint nach den Regeln) durchgeführter EKT nicht beschrieben worden.
• Kognitive Störungen können als Nebenwirkungen nach EKT auftreten [...] passagere diskrete Störung der Orientierung, des Kurzzeitgedächtnisses, der Aufmerksamkeit sowie Gedächt-nisstörungen [...]. Während sich die anterograden Gedächt-nisstörungen in der Regel rasch (in der Regel nach Stunden bis zu wenigen Tagen, spätestens 4 Wochen) zurückbilden, können die retrograden Amnesien länger persistieren.
• Unmittelbar nach der EKT auftretende neuropsychologische Störungen (z.B. Aphasien, Apraxien, Agnosien) sind selten, bilden sich stets zu-rück und bedürfen keiner Behandlung
• Kopfschmerzen in Form von Spannungskopfschmerzen treten bei knapp einem Drittel der Patienten nach EKT auf
• Übelkeit und Erbrechen nach EKT können (selten) vorkommen und werden bei Bedarf symptomatisch behandelt.
Quelle: http://www.bundesaerztekammer.de/downloads/EKT.pdf

Eine sehr drastische Schilderung die ich genau deshalb zitieren möchte:
• Die Geschichte der Psychiatrie ist voll von Foltermethoden, die euphemistisch als Therapie ausgegeben wurden. Der alte Elektroschock war eine Foltermethode speziell für das Gehirn mit üblen Folgen für den Patienten. EKT und wird heute, soweit mir bekannt ist, nur noch in Narkose durchgeführt, so dass dem Patienten die Angst vor dem Schmerz erspart bleibt, nicht aber die Schädigung.
• Die EKT-Folter in Narkose erinnert mich in makabrer Weise an die Hinrichtungsmethoden der alten Chinesen, die dem Delinquenten große Mengen Opium einflößten, bevor man ihn Glied für Glied amputierte. Eine fortschreitende Amputation geistiger und seelischer Fähigkeiten stellt die Erzeugung künstlicher Epilepsien durch Strom auch dar. Ein Elektroschock unterscheidet sich nur im Ausmaß der Schädigung von einer Leukotomie, die früher auch mit moralischen Argumenten verteidigt wurde und eine schwere Gehirnamputation darstellt. In der Haarer Festschrift von 1955 (Autor: Oberarzt Dr. Vult Ziehen) kann man noch lesen, dass man durch öftere Anwendung von EKT die Wirkung einer Leukotomie erreicht. Beides sei für den Patienten unschädlich.
• EKT geht mit Hirnschädigungen und Leistungsausfällen einher, die mit der Zahl der Behandlungen zunehmen. Aussagen von Betroffenen und Untersuchungen darüber werden aber von den Anwendern ignoriert und geleugnet.
Quelle: http://www.bpe-online.de/infopool/gesundheit/pb/deisenhofer.htm

Abschließend nun meine Frage: Was haltet ihr von dieser Behandlung? (letzte) Chance für Schwerstdepressive oder wahnsinnige Methode die das Hirn zerstört?
Ekt
Hi

habe ich selbst schon mal überlegt, ob ich mit meinem Psycho darüber rede.
In einem anderen Bipolar-Forum gab es schon mal einen Erfahrungsaustausch dazu mit allen möglichen Resultaten bis hin zur Rückfälligkeit.
Probieren würde ich es gerne schon mal, nur um die Scheiß Depressionen loszuwerden. Die Manie darf aber bleiben, die ist meistens noch im Rahmen. Aber wirklich brauche ich sie auch nicht.

Liebe Grüße

Peter
*****ree Frau
13.377 Beiträge
Eine unserer Patientinnen hatte 180 ekts .... In vollNarkose.... Gebracht hat es nix, hoffnungsloser Fall. Nun gibts keine ekt mehr, denn der Körper bedankt sich für die ewigen Narkosen....
*******ende Frau
2.668 Beiträge
Ich kenne 2 Menschen die Erfahrungen damit gemacht haben,beide manisch-depressiv .Der einen geht es seit ein ganzes Jahr gut und dem anderen seit einem halben Jahr.
Weißt du denn auch ob, und wenn ja in welchem Umfang, es bei diesen beiden Personen zu Gedächtnisstörungen kam?

Wenn man sich die diversen Erfahrungsberichte durchliest, wird immer wieder von z.T. extremen Amnesien berichtet. Teilweise sollen sogar Bereiche des Langzeitgedächtnisses betroffen sein. Die Amnesien reichen von der Umfähigkeit Gegenstände zu benennen bis hin zum Nicht mehr Wiedererkennen nahestehender Personen. Ein absolut erschreckender Gedanke, aufzuwachen und nicht mehr zu wissen wer man selbst ist...
Wenn ich den Schritt wagen würde, dann würde ich mir vorher eine Liste mit Fotos aller Bezugspersonen sowie meinen Lebenslauf und alle Daten wir Passwörter etc. anfertigen.
Wie kommt man denn an EKTs, über den Psychiater?

Peter
Nun eine gewisse "Vorbereitung" wäre sicher nicht verkehrt. Ich würde auch eine Patientenverfügung abschließen für den Fall der Fälle. Schon allein das Narkoserisiko (das natürlich immer vorhanden ist) wäre mir das wert.
Ich denke das nicht allzu viele Kliniken die EKT anbieten und selbst wenn, sollte man eine Klinik mit Erfahrung auf diesem Gebiet wählen.
Na ja wie kommt man da dran...über den Psychiater/ Neurologen, allerdings muss das sinnvoll abgewogen werden. Einfach verschrieben bekommt man das nicht und das ist auch gut so. Es sollte eine sorgfältige Nutzen-Risiko Abwägung stattfinden, denn die EKT ist immer die Ultima Ratio.
******wen Frau
15.889 Beiträge
Gruppen-Mod 
EKT als letzten Behandlungsversuch halte ich für sinnvoll. Während eines Praktikums auf einer psychiatrischen Station habe ich mehrere Patienten erlebt, die dadurch wieder ins Leben zurück fanden. Es war erstaunlich, welche Wandlung sie durchmachten.
*****oth Mann
846 Beiträge
Ich wüsste nicht, ob ich da mitmachen würde. Wenn der Grund der Wirkung nicht bekannt ist sondern nur der Effekt würde ich es selbst nicht aktzeptieren. Aber da ist einfach meine Skepsis gegenüber den meisten Sachen dieser Art. Partielle Amnesie oder vollständig hört sich mal Klasse an. Mir reichen 10 fast verlorene Jahre (8. bis ~18. Lebensjahr) in meinem Gedächtnis, noch mehr würde ich nicht verkraften und jedem davon abraten, sowas zu versuchen. Selbst diese 10 Jahre haben einen etwas unangenehmen Effekt wie fehlende/ungenügende Sozialkompetenz, Identitätskonflikte, relative Emotionslosigkeit. Also auch wenn ich selbst nicht dafür in Frage komme wäre es für mich nur der absolut letzte Ausweg bevor ist inaktiv irgendwo herumliege und zum Pflegefall werden, wobei ich vermute, dass ich dann auch so eine Entscheidung nicht mehr fällen könnte.
*****rle Frau
1.921 Beiträge
Das
erschreckt mich bis ins Innerste!
Meine Mutter bekam damals in der Geschlossenen diese E Schocks,das ist fast 30 Jahre her!
Ich dachte immer,diese Methoden gehören schon lange der Vergangenheit an.Das ist ja schon wie der "bewährte" Aderlass im Mittelalter,an dem viele Kranke gestorben sind.Meiner Mam haben diese Schocks gar nichts gebracht,aber Lithium in hohen Dosen sehr wohl.
Werden die Menschen nicht noch verstörter,wenn sie Gedächntnislücken haben?
*****ree Frau
13.377 Beiträge
Gedächtnislücken sind Komplikationen, keine normalen Begleiterscheinungen....
Mann darf
die EKT von vor 30 Jahren nicht mit der von heute vergleichen. Die Medizin macht Fortschritte und das Wissen das heute vorliegt hat vieles möglich gemacht, was früher undenkbar gewesen wäre.
Ursprünglich wurde eine EKT noch ohne Narkose und Muskelerschlafung durchgeführt, somit konnten Schmerzen während der Behandlung und schwere Verletzungen wie Knochenbrüche oft nicht vermieden werden.
Das geschieht heute nicht mehr. Die Frage wann diese Behandlung sinnvoll ist, stellt sich natürlich noch immer. Daneben ist es auch schwierig, da die genauen Wirkungsmechanismen nicht bekannt sind.

Ein Urteil ist sehr schwer, von den einen als Folter verteufelt und von den anderen als lebensrettender Segen bezeichnet...was stimmt oder stimmt vielleicht beides?
*****rle Frau
1.921 Beiträge
Dynamene
da hast du irgendwo auch wieder recht..
man sehe sich nur die Beipackzettel an,selbst bei harmlosen Medis.
Mittel zum Zweck,oder Zweck zum Mittel.
Ich weiß nicht,ob meine Mam damals Narkose gekriegt hat,sie wußte es einfach nicht mehr...sie hatte aber Angst vor Vampiren und hat die ganze Station damit "verrückt" gemacht(eine Methapher), ich war eine junge Frau und hab nicht durchgeblickt,irgendwo auch froh,daß sie in der Klinik war,denn sie war gefährlich,ich hab mich vor ihr gefürchtet.
Sie wollte mir ein Messer in den Bauch rammen,als ich mit meinem ersten Kind schwanger war.
das ist natürlich krass. schizophrenie?
*****rle Frau
1.921 Beiträge
Gekoppelt
miteinander.
Verfolgungswahn,aber heftig.
Sie hat Ärzte abgelehnt,dann hat es eine benachbarte Neurologin versucht, aber sie hat die Tabletten unter der Zunge versteckt.
Das ging so lange,bis wir die Männer im weißen Kittel gerufen hatten.
*****ree Frau
13.377 Beiträge
sie hatte aber Angst vor Vampiren


ich auch... deshalb mein vampirbiss- tattoo.... damit potenzielle vampire sehen, dass ich bereits gebissen wurden und weiter gehen...
******wen Frau
15.889 Beiträge
Gruppen-Mod 
.... ich wusste gar nicht, dass EKT auch bei paranoider Schizophrenie zur Anwendung kommen/kamen?!
na ja damals wurde alles elektrokrampftherapiert was auch nur annähernd psychisch auffällig war. heute wird bei schizophrenie keine EKT mehr empfohlen
******wen Frau
15.889 Beiträge
Gruppen-Mod 
Danke... ich wollte mich grad wundern, das wurde bei uns im Studium nämlich gar nicht erwähnt, weder dass es bei Schizophrenie zum Einsatz kam, noch dass es heute nicht indiziert ist.
*****rle Frau
1.921 Beiträge
Also,
es gab damals keine richtig benannte Diagnose,da wurde nicht darüber gesprochen.
Ganz kurz:
was ich noch weiß,angefangen hat es mit "extra für sie "gesendeten Nachrichten im Radio.
Sie hat überall in Privatdokumenten rumgewühlt,weil sie Angst hatte,ihre Mitmenschen hintergehen sie.
Eindeutig Schizo
Gleichzeitig aber extrem bipolar.
In der Manie sah sie mit Genuss blutrünstigste Filme,während der Depriphase saß sie stundenlang vor einem Wandbild und konnte sich nicht rühren.
Es war einfach furchtbar.
Ich habe bei meinen Nachforschungen noch zwei weitere Ansätze gefunden die ich interessant finde und die ich als Alternativen zur „Hardcore Methode EKT“ hier mit angeben möchte. Ich habe die Artikel schon so gut es ging gekürzt, wobei sie immernoch recht lang sind. Ich hoffe das die Komplexität der Fachberichte nicht abschreckt *zwinker* die Erkenntnisse sind wie ich finde sehr interessant.

TMS - Transcranielle Magnetstimulationstherapie:

Die Transcranielle Magnetstimulationstherapie ist eine völlig neue, nebenwirkungsfreie Therapie bei der Behandlung von schweren Depressionen. Bei depressiven Patienten kommt es zu einer Unterfunktion des linken frontalen Hirnlappens. Schwere Stoffwechselstörungen im Gehirn können unbehandelt schwere Depressionen auslösen. Genau hier setzt die neue, medikamentenfreie Behandlungsmethode ein. Elektrisch erzeugte Magnetfelder dringen durch die Schädeldecke zum betroffenen Hirnareal vor. Dadurch werden die Nervenzellen im Stirnlappen zur vermehrten Aktivität angeregt. Nach der Stimulation verspürt der Patient etwa eineinhalb Stunden einen leichten Kopfschmerz. Mit einer Sitzung - das sind etwa 2000 Reizimpulse auf die Gehirnzellen - ist es nicht getan. Mindestens zehn hintereinander folgende Behandlungen sind notwendig, um den gewünschten Erfolg mit Hilfe der Magnetstimulation zu erzielen.
Die physikalischen Grundlagen der TMS sind gut bekannt. Die Entladung eines Kondensators führt in einer Spule zu einem Stromfluß von bis zu 15 000 Ampere. Um den Spulendraht herum entsteht innerhalb von 200 bis 600 µsec ein Magnetfeld, das ebenso rasch wieder abnimmt. Von der Geometrie der verwendeten Spule hängen Form und Stärke des entstehenden Magnetfeldes ab. [...] Das zeitlich rasch veränderliche Magnetfeld bewirkt in elektrischen leitenden Strukturen (u.a. Gehirn, Rückenmark, peripherer Nerv) nach dem Prinzip der elektromagnetischen Induktion parallel zur Spulenebene einen Stromfluß, welcher der Flußrichtung in der Spule entgegengesetzt ist. Aufgrund dieser geometrischen Verhältnisse werden im Motorkortex die Pyramidenbahnzellen vorzugsweise indirekt über Interneurone, die mit ihren Axonen parallel zur Kortexoberfläche liegen, stimuliert (I-Wellen). Damit ist die Latenz der MEP (Anmerkung: MEP steht für Motorisch evozierte Potentiale, dies sind elektrische Spannungsänderungen eines Muskels, die durch einen gezielt gesetzten Reiz an einem Teil des motorischen Systems ausgelöst werden.) um ca. 2-4 ms höher als bei der transkraniellen elektrischer Stimulation (TES), die Pyramidenbahnzellen direkt aktiviert (D-Wellen). Bei der TMS können mehrere Parameter, u.a. Spulenposition, –orientierung und Stimulationsintensität verändert werden. Die Intensität ist vom Stromfluß in der Spule abhängig und wird üblicherweise als Prozent der motorischen Schwelle, d.h. einer auf die Auslösung von MEP bezogenen Mindestintensität, angegeben.
Ob die Magnetstimulationstherapie der Schlüssel zur endgültigen Heilung von schweren Depressionen ist, darüber fehlen noch exakte Forschungsergebnisse. Die Mediziner allerdings sind optimistisch, die bislang sehr erfolgreiche Anwendungen machen Hoffnung, dass die TMS bald zu einem etablierten Verfahren entwickeln wird. Die Psychiatrische Universitätsklinik Innsbruck erforscht in Zusammenarbeit mit dem Landeskrankenhaus Rankweil in Vorarlberg diese neue Therapiemöglichkeit.
[...] Wie Eschweiler auf einer Tagung dort berichtet hat, hilft die Methode etwa einem Drittel der depressiven Patienten. Das Ziel der Studie in Tübingen - ebenso wie an bundesweit neun weiteren Zentren - besteht darin, die Therapie zu optimieren und jenes Kollektiv einzugrenzen, das davon profitiert. Nach ersten Ergebnissen sind es Patienten mit mittelschweren Depressionen ohne kognitive Störungen, wie Eschweiler sagte.
[...] Magnetimpulse reizen Regionen im Gehirn, wo die Ursache für Gedankenarmut und Antriebsschwäche liegt. Bei der Magnetstimulation wird ein kurzer, starker Strom mit einer Frequenz von zehn Impulsen pro Sekunde durch die Spule geschickt. Senkrecht dazu bildet sich dann ein Magnetfeld aus. Dieses wiederum erzeugt im Gewebe ein sekundäres elektrisches Feld, das die Neuronen zum Feuern bringt. Nach fünf Sekunden folgt stets eine Minute Pause, und so im Wechsel insgesamt zwanzig Mal. Meist findet täglich eine Sitzung statt, und das bis zu drei Wochen lang. Auf speziellen Fragebögen kreuzen Arzt und Patient regelmäßig an, ob eine Besserung eingetreten ist.
Die Stärke des Magnetfelds liegt bei 1,5 Tesla. Den genauen Wert individuell zu titrieren, erfordert Feinarbeit: Dazu senden Eschweiler und seine Kollegen Einzelimpulse zunehmender Intensität auf den Teil der Gehirnrinde, der Bewegungen steuert. Wenn der Daumen der Gegenseite zu zucken beginnt, haben sie den gesuchten Schwellenwert gefunden und stimulieren damit jenes Areal des Stirnhirns, das unter den Geheimratsecken liegt. Dort wurde eine Wurzel von Gedankenarmut und Antriebsschwäche lokalisiert. Diese Ortsbestimmung, mit bildgebenden Verfahren jüngst bestätigt, entsprang der alten Erkenntnis, daß Verletzungen in diesem Bereich ähnliche Symptome hervorrufen wie eine Depression.
Zwar sind auch das limbische System und der Hypothalamus wichtige Gefühlsvermittler, allerdings liegen sie in der Tiefe des Gehirns. Die Magnetstimulation dringt jedoch nur zwei bis vier Zentimeter unter die Schädeldecke. Entferntere Schichten werden aber indirekt erreicht.

tDCS - Die transkranielle Gleichstromstimulation (transcranial direct current stimulation) –

Tierexperimentelle Vorbefunde: Tierversuche wurden bisher zur Untersuchung von Sicherheitsaspekten und hinsichtlich physiologischer Fragestellungen durchgeführt. In vitro konnten Jefferys et al. (2004) an Hippocampus-Kulturen von Ratten mittels Gleichstromstimulation eine Veränderung der neuronalen Aktivität nachweisen. Die punktförmige Stimulation (<40 mV pro mm), die parallel zur somatodendritischen Achse angewandt wurde, veränderte die Erregungsschwelle der Neuronen und verlagerte den Ort der Depolarisationsentstehung vom Neuronensoma hin zu den Dendriten. Eine großflächige Stimulation konnte epileptiforme Entladungen auslösen und eine langanhaltende (<1s) Veränderung der neuronalen Erregbarkeit bewirken.
Liebetanz et al. (2006) konnten an Ratten eine Veränderung der Ausbreitung der cortical spreading depression (CSD) durch tDCS nachweisen. Die CSD ist eine Veränderung der Ionen-Homöostase im Rahmen einer abnormen kortikalen Erregbarkeit. Die CSD konnte u.a. bei Migraine-Patienten nachgewiesen werden. Im Versuch erhielten die anästhesierten Ratten entweder anodale, kathodale oder eine Plazebo-Stimulation mittels tDCS (200 mA über 20 min). Die anodale Stimulation zeigte eine signifikante Zunahme der Ausbreitungsgeschwindigkeit der CSD, die kathodale und Plazebo-Stimulation zeigten keinen Einfluß auf die Ausbreitungsgeschwindigkeit. Die Autoren nehmen, abgeleitet vom Tiermodell, eine höhere Wahrscheinlichkeit der Auslösung einer Migräneattacke bei anodaler tDCS bei Migräne-Patienten an.
Untersuchungen am Menschen:
Die Veränderung von Aufmerksamkeit und Arbeitsleistung durch Stimulation verschiedener Hirnregionen durch Gleichstrom ist seit den 1960er Jahren bekannt und seither in vielen Studien untersucht worden. Neben den Versuchen am Tiermodell wurden Untersuchungen an gesunden Probanden, an Epilepsie- und Schlaganfallpatienten und an depressiven Patienten durchgeführt. Hintergrund ist die Annahme, dass die beim Tiermodell und im gesunden Probanden nachgewiesene Veränderung der kortikalen Erregbarkeit zur Verbesserung pathologischer Veränderungen bei neurologisch oder psychiatrisch erkrankter Patienten genutzt werden könnte. Hierzu werden die theoretischen Grundlagen der Gleichstromstimulation, die Untersuchungsergebnisse aus den Studien an gesunden Probanden sowie an neurologischen und psychiatrischen Patienten dargestellt.
Zur Behandlung depressiver Erkrankungen sind antidepressive Medikamente und Psychotherapie Mittel der ersten Wahl. Bei nicht zufriedenstellender Wirksamkeit können andere biologische Therapieverfahren ergänzend eingesetzt werden. Dabei hat sich die transkranielle Magnetstimulation (TMS) als möglicher neuer Ansatz zur Therapie depressiver Störungen etabliert. Die Hypothese ist, dass durch die Stimulation von bei Depressionen pathophysiologisch relevanten Arealen dort sowie in verbundenen subkortikalen Regionen metabolische und biochemische Prozesse induziert werden, die eine antidepressive Wirkung haben. Abgeleitet von diesem pathophysiologischen Modell wurde die tDCS als weitere nicht invasive Hirnstimulationsmethode untersucht. Hintergrund ist der physiologische Erkenntnis, dass anodale Stimulation von Nervenzellen, also Stimulation mit positiver Ladung, eine Depolarisation im Membranpotential des darunter liegenden Neuron verursacht, hingegen eine negative äußere Ladung mittels Kathode das negative Membranpotential hyperpolarisiert.
[…] Fregni et al. (2006) konnten nachweisen, daß die aktive tDCS im Vergleich zur Plazebobehandlung keine Verschlechterung der kognitiven Leistungen bei Patienten mit einer depressiven Störung („major depression“) mit sich bringt, sondern im Gegenteil, die Leistungsfähigkeit des Arbeitsgedächtnisses steigern kann. Eine Verbesserung der Leistungen zeigte sich nicht nach Plazebostimulation, ebenso war keine Korrelation mit der Stimmung des Patienten nachzuweisen.
In einer randomisierten Studie von Fregni et al. (2006) wurde die Reduktion depressiver Symptome bei 10 Patienten nach Stimulation des präfrontalen dorsolateralen Kortex über EEG-Punkt F3 untersucht. Eine Bewertung der depressiven Symptomatik erfolgte zur Baseline und nach Behandlung mittels der Hamilton Rating Skala für Depressionen (HRSD) und des Beck Depressions Inventars (BDI). Die verumstimulierte Gruppe zeigte eine signifikante Reduktion der depressiven Symptomatik im Vergleich zur plazebostimulierten Gruppe.
Boggio et al. (2006 in press) konnten in einem Go-no-go-Aufmerksamkeitstest bei 26 Patienten mit depressiver Störung eine signifikante Verbesserung der Testleistungen in der verumstimulierten Gruppe im Vergleich zur plazebostimulierten Gruppe feststellen. Die über dem dorsolateralen präfrontalen Kortex stimulierten Patienten erreichten bei der Trennung von Stimuli (Bilderserie) mit positivem und negativen emotionalen Kontext ein besseres Ergebnis als die Plazebogruppe. Auch Boggio et al. (2006 in press) konnten keine Korrelation mit Stimmungsveränderungen nachweisen.
Was bei medikamentöser Therapie Dosierung und Einnahmehäufigkeit darstellen, sind bei Anwendung der tDCS die Stimulationsparameter. In der Vergangenheit wurden verschiedene Parameter auf ihre Wirksamkeit hin untersucht, wobei insbesondere die Faktoren: Frequenz, Intensität, Gesamtzahl der Stimuli, Ort der Applikation eine Rolle spielen. Empririsch begründete Parameter ergeben sich aus den verschiedenen Studien. Insgesamt kristallisieren sich nach Nitsche et al. (2003) als determinierende Faktoren heraus:
1. Stromdichte (Stimulationsstärke (A)/Elektrodengröße (cm2))
2. Gesamtladung (Stromstärke/Elektrodengröße x Stimulationsdauer)
3. Ladung pro Phase (Stromstärke x Dauer eines Einzelimpulses)
4. Ladungsdichte (Stromstärke/Elektrodengröße x  Dauer eines Einzelimpulses)
Nach den bisherigen Studien erscheint die tDCS mit den bisher verwendeten Parametern als sicher und nebenwirkungsarm bei gleichzeitig stärkerer und länger anhaltender Wirkung auf die kortikale Exzitabilität als bei der TMS. Ein weiterer wesentlicher Vorteil besteht darin, dass die verwendeten Plazebo-tDCS-Bedingungen nicht von einer Verumstimulation unterscheidbar sind, so dass die tDCS für plazebokontrollierte Doppelblindstudien, wie sie bei antidepressiven Interventionen zum Wirksamkeitsnachweis gefordert werden, besonders geeignet ist (Hummel und Gandiga 2006).
Sicherheit der Methode
Mehrere Studien zur Sicherheit der tDCS und zur Evaluation der Nebenwirkungen haben zu klaren Empfehlungen hinsichtlich der sicheren Anwendung geführt. Übereinkunft besteht, dass die tDCS bei Beachtung der Richtlinien hinsichtlich Kontraindikationen und Stimulationsparameter eine gut verträgliche und nebenwirkungsarme Methode ist (Nitsche et al. 2003, Fregni et al. 2006, Iyer et al. 2005).
Die physiologischen Veränderungen liegen in der Modulation von spontaner neuronaler Aktivität durch polaritätsspezifische Verschiebung des verbleibenden Membranpotentials in Richtung De- oder Hyperpolarisierung. Die Änderungsrichtung wird beeinflusst durch die Stromflussrichtung, die räumliche Ausrichtung des Neurons, die Art des Neurons und die Gesamtladung. Daraus resultiert die mögliche Komplikation eines induzierten epileptischen Krampfanfalles. Die hier verwendeten Stimulationsladungen liegen gemäß dem Sicherheitsprotokoll von Nitsche und Paulus (2000) weit unter den Ladungen, die für die Auslösung eines Krampfanfalls nötig sind. Selbst eine dauerhafte Stimulation knapp unter der Energieschwelle zur Auslösung eines Anfalls zeigte im Folgenden nur eine um 40% erhöhte kortikale Exzitabilität im Vergleich zur Baseline. Untersuchungen zur Frage, ob nach tDCS eine neuronale Schädigung zu beobachten ist und strukturelle Veränderungen im Gehirn auftreten, ergaben keine Hinweise auf schädliche Einflüsse der tDCS. So war die neuronenspezifischen Enolase (NSE) als neuronaler Destruktionsmarker nach tDCS nicht erhöht (Nitsche et al. 2003) und weder im kontrastverstärkten MRT noch im EEG konnten pathologische Veränderungen gefunden werden (Nitsche 2003).
Persistierende Störungen der motorischen und kognitiven Fähigkeiten konnten nicht nachgewiesen werden. Unangenehm können für die Probanden elektrisch induzierte lokale Muskelkontraktionen während der Stimulation sein. Die elektrische Stimulation führt zu einer wenige Sekunden dauernden Reizung der Kopfhaut, was von den Probanden als mehr oder weniger schmerzhaftes Kribbeln und Ziehen beschrieben wurde (Fregni et al. 2006). Kortikale Gewebeschäden wurden auch nach hohen Stimulusintensitäten und -frequenzen nicht gefunden. Allerdings könnte eine Stimulation mit auf der Kopfhaut aufgelegten Elektroden zu einer chemischen Reaktion und zu Verbrennungen des Hautgewebes führen. Gemäß des Sicherheitsprotokolls von Nitsche und Paulus (2000) ist jedoch das Risiko einer Hautverbrennung bei Verwendung von salzwassergetränkten Schwammelektroden minimiert.
Fregni et al. beschrieben in ihren Studien (Bip Disorders 2006, Clin Neurophysiol 2006, Depr and Anx 2006) keine unerwünschten Nebenwirkungen; alle Patienten hätten die Behandlung gut vertragen.

Quelle: http://www.depression-therapie-forschung.de/therapien.html bzw. http://www.depression-therapie-forschung.de/mar1.html
*****amb Paar
92 Beiträge
ekt
ekt kann bei strenger indikationsstellung (schwere therapieresistente depression, therapieresistente manie, katatone schizophrenie, therapieresistente schizophrenie) in vielen fällen noch gut helfen, nicht in allen. ein teil der betroffenen profitiert nachhaltig, ein anderer teil nur kurzfristig oder auch überhaupt nicht. die behandlung ist kein wundermittel.
bei einer depression zum beispiel sollte man 6-8 sitzungen bis zu 2X wöchentlich versuchen, wenns bis dahin nichts gebracht hat sollte man es lassen. 180 sitzungen wie ein forumsmitglied geschrieben hat ist eigentlich nicht der sinn der ekt.
über ekt kann man kontrovers diskutieren, denjenigen denen sie hilft ist die diskussion meist wurscht. oft kommen leute nach jahrelangen erfolglosen behandlungen zur ekt und erleben sich nach eingen wochen wieder stabil und lebendig, benötigen oft weniger medikamente, manchmal keine mehr.
ein teil der patienten muss die behandlung alle paar wochen auffrischen, um den effekt aufrecht zu erhalten - erhaltungs-ect.
nicht alle betroffenen haben nebenwirkungen, die meisten beklagen gedächtnisstörungen, die dann auch mal einege wochen, selten monate enhalten können. die restlichen risiken sind mit der narkose verbunden oder muskelrisse nach ungenügender muskelerschalffung in der narkose.
es zahlt sich allemal aus die behandlung mit einem/er psychiater/in des vetrauens zu diskutieren.
*****amb Paar
92 Beiträge
@ cerridwen
bei schizophrenie kommt die ekt meist zur anwendung wenn die medikamentöse therapie nicht zu einer stabiliserung führt. ein teil schizophrener patienten hat chronsich therapierfraktäre produktive symptome, trotz der medikamente. hier kann die ekt manchaml helfen, meist benötigt man aber mindestens 12 sitzunge, um einene effekt zu sehen.
lebensrettend kann die ekt bei der periniziösen katatonie sein, einer seltenen soderform der schizophrenie, die meist durch fieber, nierenversagen, entgleisung der blutsalze zum tode führt. hier helfen medikamente oft nicht, die ekt schon
*****amb Paar
92 Beiträge
bitte um entschuldigung wegen der tippfehler!
es ist verhext......
Hier in der Uniklinik Würzburg wird auch noch EKT angewendet. Meist bei Menschen, wo normale Medikation nicht mehr ausreicht oder nichts bringt.

Teilweise bis zu 4 mal die Woche. Normalerweise sind die Patienten nach 2 Std. wieder fit.

Auch gibt es eine Magnettherapie, welche ähnlich sein soll, aber schonender ist. Kein Plan, ob das effektiv ist.

Ich weiß nicht, aber ich hatte das Gefühl, dass der Erfolg sehr unterschiedlich ist.
Vom Alter war es komplett durcheinander. Zwei waren Anfang 20, die anderen deutlich älter.
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.