Schuldgefühle oder nicht ?

für dieses Thema...

Ich denke, dass es ein öffentliches Thema ist und in aller Offenheit dikutiert werden kann.



Meine Meinung dazu ist, dass du nichts falsch gemacht hast.
Den Blick der Mutter solltest du dir nicht "anziehen".
Sie wollte vielleicht nicht, dass du die Tränen oder Betroffenheit über den Tod des Sohnes siehst.

Was könnte sie dir denn auch vorwerfen?
Das du dich nicht über einen laufenden Fernseher gewundert hast?
Der Mann war alkoholkrank.... und da passieren schon mal die merkwürdigsten Dinge.

Es ist halt immer eine "schwimmende Grenze" von positiver Neugierde/Interesse am Mitmenschen bis zur penetranten Einmischung. Jeder sieht es anders.

Ich selbst wohne in einem 4 Parteien Haus. Nebenan wohnt mein ältester Freund und in der 1. Etage wohnt ein Ehepaar von über 80 Jahren. Solange wir "bekannte" Geräusche hören, ist alles gut. Ist es ruhig hören wir auch schon mal nach ob alles OK ist.
Ich bin die letzt zugezogene und wohne auch schon über 8 Jahre in dem Haus. Hier geht es sehr familiär zu und jeder hilft jedem.

Elke

Goldkind, Silver hat das schon gut geschrieben. Du brauchst dir keine Gedanken machen, denn es gibt ja genug Menschen, die rund um die Uhr den Fernseher an haben. Wenn ein Alkoholkranker mal seine Welt vergisst, ist das nichts ungewöhnliches.

Der 'Blick' der Mutter ist wahrscheinlich auch unter einer Art Schock gewesen. Vielleicht konnte sie dir gar nicht ins Gesicht sehen, da sie befürchten musste, dass du vielleicht einige Worte an sie richten könntest. Wer in Trauer ist, kann oft nicht reden.

Und es ist ja nun einmal so, dass Eltern ihre Kinder nicht beerdigen sollten.

Ich sehe es genau so wie Elke. Du hast nichts falsch gemacht.

Die Mutter stand bestimmt unter Schock, denn sie wird wohl die Leiche ihres Kindes gefunden haben. Ich bin keine Mutter, aber ich könnte mir vorstellen, dass es für jede Mutter ein unerträglicher Zustand ist, wenn das Kind vor ihr stirbt.

Als mein Vater damals im Krankenhaus starb und ich zu Fuß nach hause ging, wollte ich niemanden begegnen und schon gar nicht irgend etwas zu irgend jemanden sagen.
Man wendet automatisch den Blick ab.

Bezieh es nicht auf dich.

Ich wohne in einem 11 Parteienhaus, sie sind alle sehr nett, aber wir haben untereinander auch nicht so viel Kontakt.
Würde es bei meinem direkten Narbarn passieren, ich würde auch nichts bemerken... aber ich würde mir bestimmt die gleiche Frage stellen...

lgs

der Mutter....

Ich kann mir gut vorstellen, dass du das auf dich ziehst.

Jeder von uns würde sich auch die Frage stellen, hab ich was falsch gemacht? Hätte ich eingreifen können/sollen.

Wenn dir das ganze am "Arsch" vorbeigehen würde, dann solltest du
dir Gedanken machen - aber nicht in dieser Situation.


Es ist ein unerträglicher Zustand.... Egal wie alt das "Kind" ist. Ein Kind bleibt immer ein Kind - egal wie und was passiert.
Aber das ist wieder ein anderes Thema und gehört nicht in diesen Thread.

geht für mich nicht eindeutig hervor in welcher Nachbarschaft ihr gelebt habt. Habt ihr euch öfter getroffen, auch einmal miteinander gesprochen? Wart ihr über mehr informiert als nur darüber, dass er mehrmals am Tage seine Alkoholration abholte?

Ich denke mal nein. Es ist leider so in unserer Zeit, dass wir oftmals nicht wissen, wer noch mit uns zusammen in einem Mietshaus wohnt. Menschen kommen und gehen wieder und nur dann, wenn man mit einigen sehr enge oder engere soziale Kontakte pflegt kann man sich fragen: Hätte ich etwas anders machen müssen? Hätte ich etwas anders machen können?

Ich selbst hatte einmal mit einem Alkoholproblem zu kämpfen und habe es aus eigener Kraft gemeistert. Ich weiß aber noch, dass es mich damals auch nicht interessiert hat, was andere über mich denken, wie sie zu mir stehen und ob ich ihnen etwas bedeute.

Genauso wird es auch mit diesem Mann gewesen sein. Er hat sein Leben so gelebt wie er es wollte und er hat auch nicht um Hilfe gebeten.

Der Blick der Mutter ist für mich erklärbar,. Eventuell würde ich als Vater von zwei Töchtern ebenfalls so gehandelt haben. Aber es wäre aus dem Gefühl heraus geschehen selbst nicht genug getan zu haben um dies zu verhindern. Ich würde mich selbst anklagen hier versagt zu haben und dann automatisch die Schuld bei einem anderen, der in wesentlich engerer räumlicher Nähe gestanden hat suchen.

Eventuell war dies auch ein Gefühl, dem diese Mutter in diesem Moment unterlag und sie sich selbst schämte nichts gemerkt und getan zu haben und nun einen Sündenbock für ihr eigenes Versagen suchte.

Hätte sie aber wirklich eine Schuld bei euch gesehen, dann hätte sie die Gelegenheit gehabt euch dies wissen zu lassen als die Wohnung geleert wurde. Dies ist aber anscheinend unterblieben.

Es ist zwar traurig so etwas mit erleben zu müssen, aber eine Schuld dafür trifft euch nicht und ich würde mir an eurer Stelle auch von niemanden ein solches Schuldgefühl einreden lassen.

Also meine Meinung ist auch , das du nicht dran Schuld bist . Und das du die Blicke auf dich bezogen hast ist ganz normal , dadurch das dein Unterbewusstsein dir Schuld einredet , dadurch beobachtest du deine Umwelt anders und beziehst sehr viel auf dich . Warum zum Bsp ist die Mutter oder Schwester nicht mal zeitiger vorbeigekommen . Und das der Fernseher durchlief war bestimmt auch schon mehrmals . Und wir haben ja auch mit uns schon viel zu tun , wenn wir uns auch noch um all die anderen kümmern sollten , brechen wir irgendwann mal zusammen vor Erschöpfung .

Mathias alias knalli

Mit Schuld oder nicht schudig hat das meiner Meinung gar nichts zu tun. Der Blick der Mutter kann auch Scham gewesen sein ihren Sohn so zuende gehen zu sehen und vielleicht auch Angst angesprochen zu werden.

Ich finde es sehr traurig das wir Menschen so eng zusammenleben und doch so alleine sind. Meine Wohnsituation hat sich da gebessert. Ich wohne auf dem Land und wenn es mir schlecht geht habe ich einige Nachbarn die mir auch bei kleinen Problemen helfend mit anpacken.

Trotzdem kommt niemand von sich aus nur um nach mir zu sehen.
Wenn mir also etwas in meinem Haus passiert würde ich sicher auch ein paar Tage nicht gefunden. Da hat dann aber keiner eine Schuld weil ich alleine bin. Von der menschlichen und sozialen Seite möchte ich nie wieder in eine Stadt ziehen. Wenn hier einem etwas passiert dann sind direkt alle informiert und jeder überlegt wie er dem anderen helfen kann.
Natürlich mit Abstrichen wenn man ständig besoffen ist und psych. Erkrankungen damit kennt sich keiner aus aber man hilft wenn es geht. Alkoholikern ist sehr schwer zu helfen wenn überhaupt.

Als Nachbar würde ich auf alle Fälle zur Beerdigung gehen und einen Blumenschmuck mitnehmen mein Beileid auch durch eine Trauerkarte ausdrücken.

Hier auf dem Dorf geht oft das ganze Dorf die Leiche begießen
und man lernt neue Leute kennen.

Menschen,die nur noch an der Flasche hängen,hast du keine Chance,ihnen zu helfen.
Alles nett gemeint,aber,was willst du da verändern?
Sie sind krank,und du bist nicht der Doktor.