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Das letzte Puzzleteil

*******ain Paar
99 Beiträge
Themenersteller 
Das letzte Puzzleteil
Jetzt steh ich da, ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor.

Im Teenageralter wurden mittelschwere Depressionen diagnostiziert..........es wurde nicht weiter gefragt.
Wie auch? Nach einem Suizidversuch fragt kein Arzt weiter.

Vor dreieinhalb Jahren ein Totalzusammenbruch.
Diagnose: Mittelschwere Depression
Folge: Drei Monate Klinik.

Ergebnis: Keins

Es folgten Reha, Berufsfindung die Zweite, Grundausbildung, Fachausbildung.

Dort lernte ich einen Kommilitonen kennen.
Das Krankeitsbild war ähnlich, der Wissensstand und der Wissensdurst auch.
Wir sprachen lange, viel und sehr tief.

Ich hatte ständig das Gefühl, die Diagnose, die mir gestellt wurde war nicht ganz vollständig.
Da fehlten einfach zuviele Steinchen.

In Gesprächen erweiterte sich das Wissen und auch die Neugier.

Ich, natürlich mittlerweile bekannt in meinem Krankheitsbild, hatte eine Menge Tools mitbekommen, die ich auch gut anwende.

Dennoch hatte ich immer das Gefühl: Da fehlt noch was!

Dann kamen wir auf die Border-Line-Erkrankung.
Ich stehe noch am Anfang, und bei ALLEM, was ich erfahre, denke ich nur noch: Shit, Shit, Shit!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Das ist das fehlende Puzzleteil....na super!

Nun muss ich lernen, damit umzugehen.

Anfang September habe ich endlich einen Termin zu einem Erstgespräch bei einem Psychotherapeuten.
Ich hoffe und wünsche mir, dass diese Termine und mein Wissensdurst mich weiterbringen werden.
Es gibt noch viele Ungereimtheiten, z-b. bei aller Empathie eine Gefühlslosigkeit............ach, ich weiß es jetzt auch nicht..............ich muss erstmal wieder zu mir kommen..............

Alles Liebe euch
Ivy
Das Gefühl das was fehlt kenne ich auch sehr gut ._. ist einfach schrecklich

Ich drück dir ganz fest die Daumen das es was bei dir wird mit dem erstgespräch!!!
****n81 Frau
1.534 Beiträge
Danke für deine Worte und deinen Mut, das hier zu schreiben, sowie deine Erfahrung zu teilen. *g*

Schön, dass du bereits Anfang September einen Termin für das Gespräch hast.
Ich wünsche dir viel Erfolg! *g*
Hallo Ivy
Wenn man schon mal weiß an was man leidet ist schon mal gut, um behandelt zu werden kennt man am besten alles Bausteine, ist nicht immer leicht heraus zu finden was genau die Depression hervor ruft. Aber die Depression als Puzzle hat viele Einzelteile

Ich wünsche dir viel Glück das die Therapie dir dabei hilft.
**********mer81 Mann
113 Beiträge
Leider hört man das von sehr vielen Menschen, dass sie jahrelang mit mangelhaften bzw. unvollständigen Diagnosen leben, bis das Bild erstmal klarer wird.

Das liegt wohl nur zum Teil am Arzt bzw. Therapeuten. Das Gehirn ist halt kompliziert. Keine psychische Krankheit lässt sich auf einen einzelnen Faktor zurückführen, es ist immer ein dickes Knäuel von irgendwas. Und es bleibt einem nichts anderes als Faden für Faden aufzudröseln, damit irgendwann mit genügend Geduld der Knoten platzt. Das ist frustrierend und beängstigend: "warum gerade ich? Warum habe ich so viele Probleme auf einmal?"
Aber die Wahrheit ist eben auch, dass es sehr vielen Menschen ähnlich geht.

Auch wenn es schwer ist sowas positiv zu betrachten: sieh es als Reise. Was du auf dem Weg über dich erfährst, ist nicht immer schön, aber trotzdem sehr wertvoll.
*******ackt Mann
260 Beiträge
Den Schreck kann ich Dir sicherlich nicht nehmen, Wild_Ivy, allerdings gibt es s e h r unterschiedliche Lesarten auf die Störungen der Emotions-Resonanz ('Borderline').
Diagnosen sind nur vorläufige Umschreibungen.
Wenn sich ein Kiesel vom großen Berg der Probleme löst, kann sich der ganze Berg in Bewegung setzen.

In den vergangenen drei Jahrzehnten haben TherapeutInnen viel bewegt und die alten Ansätze gründlich und fruchtbar überdacht.
Leider ist im kassengestützten Hilfesystem davon nur begrenzt etwas angekommen, was auch damit zu tun hat, dass hier die Zielsetzung ist, 'Arbeitsfähigkeit' zu erreichen, während es uns um Lebensfreude, Ausgeglichenheit, Glücksfähigkeit geht .
mads
*****ena Frau
3.564 Beiträge
Liebe Ivy...
.... ich kenne dieses Gefühl, wenn man "plötzlich" noch etwas oben drauf gepackt bekommt.
Ich lebe seit meiner frühesten Kindheit mit der Diagnose Depressionen und vor genau zwei Jahren wurde bei mir "Borderline" diagnostiziert.
Heute, nach vielen Gesprächen mit meiner Mutter und einem objektiven Rückblick auf meine Kindheit, weiß ich, Borderline hätte schon viel früher diagnostiziert werden müssen.
Andererseits bin ich froh, dass ich bei der Diagnose schon 37 war und kein Kind mehr. In welcher Gedankenschublade wäre ich sonst wohl aufgewachsen.

Borderline - das Schreckgespenst - aber wie liebernackt schon schrieb, es ist eine Umschreibung für so viel mehr.

Auch den Kampf zwischen Emphatie und Gefühllosigkeit kenne ich nur zu gut.
Bei mir kommt noch dazu, dass ich nicht in der Lage bin starke Gefühle zu verarbeiten.
Es kann also passieren, dass ich in einer fröhlichen Runde sitze, den ganzen Abend schon Spaß habe und es mir plötzlich zu viel wird und ich während dem Lachen schlagartig in Tränen ausbreche.
Plötzlich ist eine abgrundtiefe Traurigkeit in mir.

Ich hatte das Glück, nach meinem letzten Klinikaufenthalt, meine Therapeutin gefunden zu haben. Ich mache seit März 2013 eine Verhaltenstherapie... nicht speziell für Borderline, aber auch da bekomme ich durch die Gespräche mit meiner Therapeutin immer wieder Einblicke in das Warum...


Durch die Therapie weiß ich heute, woher diese plötzliche Traurigkeit kommt...So verrückt wie es klingen mag, aber ich erlaube es mir nicht, dass es mir gut geht und ich fröhlich bin...
Dieses nicht Erteilen der Erlaubnis, dass es mir gut geht, dass ich Spaß habe, erstreckt sich auf alle Lebensbereiche.
Und das ist ein Punkt den wir wohl in der nahen Zukunft angehen werden.

Ich wünsche dir das Glück, das ich hatte, auf Anhieb den richtigen Therapeuten zu finden.
*********artin Mann
271 Beiträge
Ich bin zwar lt. attestiertem Krankheitsbild kein "Bordi", kenne aber von einem Freund (der Bordi) ist das Grundproblem.
Erstens hat der Psychotherapeut bei Erstgespräch sich als nicht fachlich geeignet herausgestellt.

bei mir ist es eigentlich auch nur eine F331 (rezidivierende mittelschwere Depression), jedoch auch nach meinem Lesen eine PTED (posttraumatische Verbitterungsstörung, "Nebenform" der PTBS Posttraumatischen Belastungsstörung).

Grundproblem ist: das was der erste Therapeut einmal herausgefunden hat schreiben die nachfolgenden Therapeuten einfach ab.
Und von der Mär, dass Du mit deim Psychotherapeuten deine Probleme löst, kann ich nur abraten. Mein Therapeut macht mir schwachsinnige, völlig realitätsferne Vorschläge. Sicherlich will er nur mein Bestes, nur die Finanzlage ist ja auch mitentscheidend.

Ich habe für mich letztendlich herausgefunden, dass "mein Königsweg" war bzw. ist sich selbst über die Krankheit durch Internet/Bücher zu informieren und seine "spezielle" Krankheit aufzudröseln.
Eine Selbsthilfegruppe ist auch ne tolle Sache, wir haben in unserem Fitnessstudio (Sport das Wichtigste!) sogar nen "Depri-Stammtisch" mit 4 betroffenen, berenteten Leuten.
Und sich selbst was Gutes tun ist auch wichtig, z.B. mal ne Thai-Massage oder Shiatsu gönnen oder Yoga mal ausprobieren (auch was für Männer!)

Mögest Du "Deinen" Königsweg finden!
*****ess Frau
18.519 Beiträge
Gruppen-Mod 
Das letzte Puzzleteil = HSP?
Da der Titel "Das letzte Puzzleteil" heißt und NICHT "Borderline", will ich hier auch mal ein paar Gedanken loswerden.

Ich hatte ja schon in einem anderen Thread geschrieben, dass ich meine Cipralex abgesetzt habe, weil ich das Gefühl hatte, dass mir das Medikament gar nichts bringt. Es gab immer wieder Zweifel von einer Seite, ob ich tatsächlich eine Depression habe, so wie es zunächst diagnostiziert wurde (derzeitige Diagnose:"depressive Anpassungsstörung und ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung").

Nach dem Absetzen ging es mir zunächst schlechter: Heulattacken, Traurigkeit, Schwindelgefühle. Aber vielleicht war das auch einfach ein Zufall und durch die aktuellen persönlichen Probleme ausgelöst worden.

Das Schwindelgefühl ist mittlerweile fast weg und tritt kaum noch auf. Die Heulattacken sind auch erst mal vorbei (mit meiner Tochter geht es gerade so weit ganz gut).

Nun zum fehlenden Puzzleteil:

Ein Mitpatientin hat mir am 23.12. das Buch "Zart besaitet" gezeigt und ich habe mich in vielen Punkten im Inhaltsverzeichnis wiedergefunden. Das Thema "Hochsensible Personen" sprach mich irgendwie sofort an und ich habe in den letzten Tagen ganz viel zum Thema im Internet gelesen, und habe auch einen HSP-Test gemacht, der mir bestätigte, dass ich wohl dazu gehöre.

Ich frage mich nun, ob das vielleicht MEIN "persönliches fehlendes Puzzleteil" ist? Oder zumindest eins der Puzzleteile, die mir zeigen, was mit mir los ist?

Zum einen bin ich ganz froh, damit möglicherweise eine Antwort gefunden zu haben.
Zum anderen aber ändert es ja nichts an der Tatsache, dass ich so bin wie ich bin. Aber es tut schon mal gut zu wissen, wer man ist, dass es noch mehr gibt, die so sind, und dass man sich mit diesen Menschen austauschen und sich mit ihnen verbunden fühlen kann.
Bisher hatte ich oft den Eindruck, ich bin so anders als sie anderen, mit denen ich zu tun habe (Kollegen, Freunde, Mitpatienten). Nun kann ich ich einer Gruppe zugehörig fühlen, die so sind und denken und fühlen wie ich es tue und das ist erst mal ein tolles Aha-Erlebnis.

Andererseits fühle ich mich gerade so leer und orientierungslos wie nie zuvor.
Was mache ich nun mit dieser Erkenntnis?
Sie hilft mir auch bloß nicht dabei herauszufinden, was ich zukünftig machen will und kann.

Und ich habe meine Vermutung bisher erst einer einzigen Person im RL mitgeteilt, nämlich der Person, die mir das Buch "Zart besaitet" gezeigt hatte.

Ich habe aber auch ein bisschen Angst, dass ich mich nun hinter dieser "Diagnose" verstecke und alles, was nicht klappt, darauf schiebe. Ich will ja keine Entschuldigung, keine Ausrede für die Dinge, die mir nicht gelingen. Ich will es nur einfach verstehen können, warum es so ist, wie es ist .... und daran arbeiten können, dass ich besser damit umgehen kann und im Leben zurechtkomme mit meiner Art und meiner Gefühlswelt.
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