"zeit" ist, vor allem wenn man es klein schreibt, so unbedeutend, daß sie, weil sie dann noch kleiner ist, schwupp unter dem Türspalt hindurch paßt! Möge der Türspalt noch so klein sein - sie verrint ohne Widerstand. So viel Widerstand wir auch immer leisten mögen, sie verrinnt auch durch die geschlossenen Finger und doch hinterläßt sie Spuren.
Wir konservieren die Spuren oder wollen sie wegwischen,und sind am Ende, wenn die Zeit gekommen ist, die ja schon längst verronnen ist, nur noch Produkt der Zeit.
Nein, ich kann den Song schon verkraften, denn es nützt nichts wegzuhören, weil die Zeitintervalle zwischen dem Lufthauch, der Töne macht, direkt in mein Hirn gehen und Schwingungen verursachen. Weghören gibt es nicht, nur überhören. Und wenn wir die Zeichen der Zeit überhören, wird die Zeit uns einholen, obwohl wir genauso schnell sind wir die Zeit. Der gute Albert könnte das erklären, wie uns Zeit einholen kann obwohl wir uns bewegen. Je schneller wir uns bewegen, umso langsamer vergeht sie, die Zeit. (Realtivität von absoluter Geschwindigkeit und Zeithorizont mit an Lichgeschwindikkeit naher Bewegung)
Ich glaube, daß es Zeit geworden ist nach dem letzten "zeitschwangeren" Epos "Deutschland" nochmal an der Zeit zu drehen. Lindemann und die Jungs spüren nun auch die Zeit.
Vielleicht ist auch schon die gerade verstrichene Zeit mit ihren Ereignissen schuld, dann dieses Album nochmal umgedacht werden muß. Es kann kein 2022 Erscheinungsjahr geben ohne die Zeit zu beachten. So unbefleckt kann 2022 nichts mehr bleiben. Es ist ein rotes und totes Jahr, kaum es angebrochen und schon zerbrochen ist.
Mich persönlich spiegelt der Song in verschiedenen Farben. Wurde ich mir doch bewußt der Zeit, der Wenden in meinem Leben, der bevorstehenden Zeiten und deren neue Bedeutung. Ja, genau bei den Zeilen, die @*****674 genannt hatte, wollten meine Tränendrüsen platzen, nicht aus Kummer, nicht aus Traurigkeit, nein, nur aus Erkenntnis und Bewußtsein der neuen Zeit.
"Wenn unsre Zeit gekommen ist, dann ist es Zeit zu geh’n
Aufhör’n, wenn’s am schönsten ist, die Uhren bleiben steh’n"
Und dann bin ich frohen Mutes, denn es wird noch besser werden und damit ist's noch nicht Zeit zu geh'n.
Nach einem Erlebnis des Gehens, das ich erst nach Wiedererlangung des Bewußtseins begriffen hatte, weiß ich, wir gehen nicht, wir sterben nicht, wir erleben nur, daß alles in Ordnung ist und in dem Moment keine Aufgaben mehr übrig bleiben - nicht mal ein "es ist vollbracht", nur "hell und schön". Dieses "hell und schön" ist es, was eben wieder kommen wird.
Was auch immer die Jungs noch machen, es ist eben noch nicht Zeit für "Zeit". Es braucht noch etwas Zeit. Auch wenn man das für übertrieben reininterpretiert halten mag, ist es eben der individuelle Genuß unserer als wohl empfundenen Musik, sie für uns treibend, beruhigend, anregend und je nach Stimmung als Impuls zur eigenen Orientierung nutzbar ist. Sie dringt in unser Hirn ohne Schranke.