Midwinternight-Bizarre, V danceclub, 20.12.2013
Ich hab getanzt heut Nacht ...Der V danceclub in Gelsenkirchen ist schon so etwas wie eine knuddelige Disco in einer alten und sehr, sehr liebevoll hergerichteten Fabrikhalle. Es ist schön schummrig dort und mit Lichteffekten kann man auch wunderbar das rot-schwarze Ambiente herstellen, dass so recht deutlich auf Sex(y) in irgendeiner Form hinweist. Besonders charmant finde ich den sortierten Kassenbereich, hier ist echte Gesichtskontrolle möglich und das Raucheraraeal mit schicken Heizpilzen. Raucher sind hier wirklich willkommen, sie hören die Musik von innen auf Zimmerlautstärke weiter mit, können sich aber gepflegt unterhalten und müssen nicht frieren. Ganz dicke Pluspunkte dafür von einer Raucherin.
Die Garderobe ist mit pfiffigen und charmanten jungen Damen bestückt, die das Ganze souverän managen und im Notfall auch mal Fünfe gerade sein lassen und jenseits des Protokolls nach einer "runden braun-pinken Handtasche" fahnden, weil man so was ja so oft nicht in Garderoben abgibt. Weiterhin absolut lobend zu erwähnen ist das Barpersonal, egal an welcher Bar man sich versorgen möchte. Die Damen und Herren sind nicht nur freundlich und nervenstark, sie versuchen auch ausgefallenere Gästewünsche zu erfüllen und merken sich das Getränk der Wahl, was zu einer Großveranstaltung zwar sicherlich einfacher ist, als wenn einen ganzen Abend Gäste aus- und eingehen, aber dennoch eine stramme Leistung.
Die Midwinternight-Bizarre war von immerhin geschätzten und sicherlich gefühlten 350 Freunden besucht, so Lydia von der Veranstaltung, die übrigens auch Morgens um 03.00h bereit Fragen zu beantworte und trotz eines sicherlich anstrengenden Abends immer gut gelaunt und charmant. Schön auch, aber dazu komme ich später noch einmal.
Noch persönlicher sollen meine Reiseberichte werden, mehr auf die Menschen und das Menschliche eingehend. Okay ... Hier also ein Partybericht, 100% kivi*, voll persönlich.
Der erste Eindruck: übersichtlich (auch bedingt durch die große Halle), schön aber die abgeteilten kleineren Barbereiche, wo man eben trotz großer Tanzfläche ein wenig gemütlich sitzen und sich unterhalten kann. Ganz großes Kino im V danceclub ... hoffentlich ein fest installiertes feature und nicht nur für diesen Abend: eine Toilettenfrau. Ja und? fragt sich der Leser jetzt. Nicht irgendeine Klofrau, lieber Leser, so eine Klofrau, wie im Irish Pub im EuropaCenter in Berlin. Ein Kunstwerk, die Ikone einer Klofrau, die Frau, die sich Gesichter merken kann und Geschichten und die auch welche erzählt, wenn man sich die Zeit für sie nimmt und die eine Sicherheitsnadel hat, wenn denn eine fehlen sollte. Eine, die auch Tränen trocknet, schroffe, aber knackige Tipps zu allen Lebenslagen hat und so eine, die viel zu wenig Geld verdient. Nicht, weil es ein Scheiß-450 Euro-Job ist oder so, sondern weil sie so viel mehr ist als eine Klofrau.
Latex- und lacklastig diese Party, Lydia erklärt mir zu vorgerückter Stunde, dass sie selber und der illustre Freundeskreis alle aus der Ecke kommen. Tatsächlich aber ist das Publikum wunderbar durchmischt. Von Uniformliebhaber bis hin zum Bikerlook, über Pets und Bourlesque kann man alles sehen. Wieder ein eher schaumgebremstes und durchaus edles Publikum, allerdings völlig ohne den gelangweilten Snobfaktor und mit Begeisterung dort: ganz deutlich zum Feiern. Scheißegal, ob die Wintersonnwende einfach, aus welchen Gründen auch immer, etwas vorgezogen wurde. Was ist schon ein Tag unter Freunden?
Der Empfang ist sehr herzlich und persönlich und das meine ich wirklich ernst. Die Personen, die den Empfang bemannen und befrauen, die merken sich, wen sie da begrüßen und fragen auch bei erneutem Vorbeidefilieren (aus welchem Grund auch immer) nach dem Befinden der Gäste. "Gefällt es Dir?" und das klingt nicht nach Floskel und es weiß auch keiner, dass ich alles mitschreibe, weil ich wieder mal Partydiarrhoe habe.
Ich bin allein dort. Weil es aber überschaubarer ist, als z.B. das Catonium, verorte ich mich relativ schnell an der Bar abseits der großen Tanzfläche, um auch später in der Nähe der Show zu sein. Zum Rauchen muss man ja nur kurz raus und auch das ist kein Problem, Glas kann man beim Barpersonal hinterlegen und irgendwie bleibt der Platz dann auch frei. Na ja, nicht immer, aber meist. Es sind sehr viele Grüppchen dort und eigentlich scheinen sich irgendwie alle zumindest vom Sehen zu kennen. Es gibt ein paar Gertenträger, auch sehr schöne Gehstöcke wandern vor ihren Besitzern, kein einziger Köfferchenträger aber. Zumindest habe ich keinen gesehen, und auch keine leeren Blicke, sondern wirkliche Partystimmung, in der ich mich allein ein ganz klein wenig verloren fühle und kurz überlege, ob das so eine tolle Idee war solo dort aufzutreten. Das hat aber auch Vorteile. Ein Paar muss ja keinen Kontakt aufnehmen, sondern kann sich lästerlich lässig zurückziehen. Ein Solostück nimmt entweder Kontakt auf (wer Plaudern will muss freundlich sein, vom Spielen und Ficken hab ich es hier noch nicht) oder versauert.
Versauern ist an dem Abend nicht, aber das hat zweierlei Gründe: ich bin auch belatexed und passe damit ja gut in die Menge UND ich trage ein Juwel der Nacht, bei dem ich (mit Hilfe dessen ich) über Gesprächspartner absolut nicht klagen muss. ero-chains machts möglich: so ein Kettenhemd hat keine Zweite. Ich glitzere ätherisch, scheppere wie ein Schlossgespenst und fühl mich geil (und geil an). Ich werde angesprochen und angefasst. Ein bisschen wie ein Ausstellungsstück, aber auf eine durchweg positive Art und Weise. Endgeil, merkt eine Gästin an: ja, finde ich auch. Und wo wir gerade im Werbeblock sind, auch auf die Manschetten und wieder mal die Hüftfessel werde ich angesprochen, das sind nicht ganz alltägliche Schmuckstücke, sogar in diesem Umfeld und des Metall-Geyers Karten finden neugierige und dankbare Abnehmer, insbesondere in Bezug auf die Personalisierung mit Namenszug und Logo. Die Fußmanschette ist da der Aufhänger schlechthin, die liegt natürlich auf Hochglanzlatex ganz wunderbar und nahezu perfekt präsentiert (Ende des Werbeblocks).
Zu dem Gewicht des Kettenhemdes hat selbst die Klofrau etwas zu vermerken, wir einigen uns darauf, dass man mit dem Hemdchen am Körper Personenwaagen besser weiträumig umschifft. Schön ja, schwer aber eben auch und übrigens trotz der Maschen durchaus wärmespeichernd. Beim Rauchen draußen drehe ich mich aber trotzdem wie ein Spanferkel, Metall auf nackter Haut wird verdammt schnell verdammt kalt. Hatte ich erwähnt, dass ich in Heels schnell Probleme bekomme? Liegt daran, dass ich an sich nicht wirklich klein bin und sie daher selten trage. Nun kann man sich nur so und so fest an einer Bar halten, also kapere ich mir eine Barhockerecke von einer entzückenden TV (schreibt man das so?) und weil wir unsere kleinen Pöter schon gemeinschaftlich auf einem Hocker zusammendrücken, kommen wir auch schnell ins Gespräch.
Das Publikum ist durchaus auch von weiter her angereist, Dänemark und Großbrittannien habe ich schon getroffen, Stefanie ist zufällig aus Berlin hereingeschneit und sieht so lecker aus, dass ich leider einem meiner kleinen Fetische einfach nachgeben muss. Ich liebe Strümpfe. Nicht an mir, sondern an Männerbeinen, an schönen Männerbeinen wohlgemerkt. Die Veranstaltungsbeobachterin und Reiseberichterstatterin verabschiedet sich hier mal kurz und gibt sich eine Weile schlicht und einfach der unzüchtigen Fummelei hin. Dass die Unterhaltung weiterhin charmant und spritzig bleibt, muss ich wohl nicht extra erwähnen, nicht nur die Veranstaltung hat Stil, sondern auch die Gäste haben einen solchen. Zu früh bricht Stefanie wieder auf, sie muss noch nach X und dann vermutlich nach Y und natürlich zurück nach Berlin. Ich habe mich selten so gepflegt UND erotisch unterhalten.
Irgendwann geht mal die Show los, die Vorführungen und das Programm, Sophie von Demant spritzig und 100% professionell, und die große Künstlerin im weißen Latex einfach nur zum Verlieben (hatte ich erwähnt, dass Künstler und Publikum einfach wirklich schön waren?), die Feuernummer ein bisschen rustikal, insgesamt aber alles kurzweilig und sehr schön pointiert, ich habe nur kleinere Probleme beim Zuschauen, es sind unglaublich viele große Menschen im Publikum!
Der vorgeführte "Sarg", sorry, das Programm ist ja nachzulesen, mir fällt da nichts Besseres ein, kann später in der Spielecke ausprobiert werden, ich nehme mir vor, das lieber nicht zu tun und unterhalte mich mit Begleitern von Stefanie (glaube ich jedenfalls, ich habe mittlerweile so viele Gesichter gesehen und Menschen begrüßt, dass mir der Überblick abhanden gekommen ist). Mit Rainer philosophiere ich ein wenig über die Latexszene (von der ich echt noch zu wenig weiß und die ich deshalb z.B. auch im Buch stiefschwesterlich beiseite lasse) und über etwas, dass mir auf den Weg mitgegeben wurde: nämlich bitte danke mal über den Unterschied zwischen "bizarr" und "pervers" nachzudenken.
Hatte ich die Musik schon angeschnitten? Nein, die Musik ist eine, die nicht stört, das DJ Team trifft aber einen Zwischenton, da ist "throbbing" - gibbet da ein deutsches Wort, wäre das pulsierend? - session Musik, da ist EBM, dance, house, trance, gothic. Geile Mucke, für jeden Geschmack etwas dabei, es wird ausgiebig getanzt, während ich mit Rainer plaudere und die Tanzfläche im Auge behalte.
Da wäre Ende jetzt, gell? Eigentlich. Ich hab ja alle gelobt bis zum Abwinken, aber kein Mensch weiß, wie ich in den Spielbereich gekommen bin, über den ich ja noch berichten muss, sonst wäre der Reisebericht ja nicht rund. Okay, da kommt ein Gehstock vorbei. Nicht irgendeiner, sondern einer, der einen Griff hat, wie er vom Geyer stammen müsste (was er aber nicht tut). Ich werde mal wieder aufs Hemdchen angesprochen. Das wird der Besitzer des Stockes mit Fug und Recht behaupten, ich aber sah nur den Griff. Und was muss ich tun? Natürlich das Ding anfassen. Stahl, warm von der Trägerhand.... Stopp! Ab hier ist das FSK (zumindest das, was in meinem Kopf passierte). Drinnen (also aufgeschraubt) ist eine Peitsche, sehr ähnlich einem Geyer-Kunstwerk, von dessen näherer Bekanntschaft mir aber des Geyers Muse abriet (THX an Mone, Du hattest aber so was von Recht!).
Gelegenheit macht Hiebe, natürlich wollte ich das wissen. Und erfreulicherweise war der Besitzer der Schönheit auch bereit mir zu zeigen, wie sich das anfühlt. So also kam ich in den Keller, der extra für diese Veranstaltung mit allem bestückt war, was das Herz sich so wünschen kann an Stuhl- und Kreuzwerk. Es bleibt ein Keller, wohlgemerkt, nicht vergleichbar mit einem soll ausgestatteten Gewölbe, nun ist aber der V danceclub ja auch keine BDSM Partylocation, sondern eigentlich eben das, was im Namen drinsteht. Dort unten konnte man also nicht nur den "Sarg" probieren, eine echtes Vakuum-Teil, was quasi erlaubt als Matratze genutzt zu werden und durch die Mikrokügelchen etwaige Krämpfe etc. gar nicht erst entstehen lässt, sondern eben auch spielen. Und das wurde ausgiebig genutzt, das Kellerambiente dazu mehr als passend und trotz aller "Minimalität" offensichtlich einladend.
Jetzt die Kurve zum Abschluss, der - so mein Eindruck - zwischen 0300 und 0500h dann auch gefunden wurde: besser kann man es nicht machen. forceful als Eventer kommen ganz oben in meine Beobachtungsliste. Aber natürlich geht das nicht ohne die Gäste. Dass die schön waren, hatte ich ja schon erwähnt, dass sie in Partylaune waren auch. Dass sie Freude aneinander und miteinander hatten, das war so herrlich zu beobachten, dass ich jetzt noch grinse. Was für eine Nacht ...