eigene Erfahrungen - "wo steht das Bett"
Ich verstehe die TE schon mit ihrem "Wissensdurst", denn die Rechtslage ist so wie Rechtslagen in D eben so sind - alles irgendwie geregelt, aber gemacht wird es öfters mal "irgendwie anders". Blöd dann, wenn einem nachträglich jemand einen "Strick draus drehen will", obwohl man nicht wirklich etwas schlimmes angestellt hat.
Da frägt sich der Laie und den Juristen wundert gar nix mehr.
Ich befasse mich immer wieder mir dieser Fragestellung, und zwar weil ich beruflich oft an unterschiedlichen Orten arbeite.
Einmal hatte ich eine Projektwohnung im tiefsten Bayern gemietet, wo ich beruflich bedingt 3 Tage die Woche hauste (also 2 Übernachtungen - manches mal 3 in der Woche). Das war alles andere als "Lebensmittelpunkt" sondern wirklich nur rein beruflich bedingt.
(Genau diese Konstellation gabs noch mehrfasch in meinem Berufsleben - rund in Deutschland - dazwischen Fahrstrecken von mehreren hundert Kilometern).
Damals aber - tief katholisch geprägt und obrigkeitshörig nötigte mich die bayrische Vermieterin dazu, mich dort mit Zweitwohnsitz anzumelden. Da es "eine schlechte Wohngegend war" hatte ich sofort Minuspunkte in der Bonität und eine jahrelangen Eintrag in der Schufa, wo ich mich denn so herumtreiben würde. Dabei sucht man als Freelancer doch wirklich nur eine möglichst billige Absteige, wo man halt in Ruhe schlafen kann. Tagsüber ist man beim Kunden - nachts schläft man schräg gegenüber vom (nun ja, Puff sagt man in Bayern nicht).
Ich würde es ehrlich gesagt nicht mehr machen. Wen gehts denn wirklich was an, wo ich unter der Woche hause, solange ich am eigentlichen Wohnsitz meine Post empfange ? Und womöglich von irgendeinem Nachbarn dort auch gesehen werde ( dafür kann man ja sorgen).
Inzwischen hatte ich vielfach "Auslandsbezug" in meinen Jobs und auch tatsächlich mal sehr viele Jahre den gemeldeten Wohnsitz außerhalb von D. Dabei aber weiterhin eine Wohnung und "ein Bein" in D.
Mann war das oft eine Farce, wo ich denn nun wirklich wohne und lebe. Das Finanzamt wollte tatsächlich wissen, wo "mein Bett steht" (steht schriftlich in der Amtspost !).
Aufgrund so mancher regionalen Konstellation kann man in den verschiedenen Dreiländer-Ecken Deutschlands mehrfach am Tag das Land wechseln, ohne abends mehr als 200 Kilometer aufm Tacho zu haben.
Mit Bundesländern und Gemeinden siehts ja auch nicht anders aus.
Ich teilte - wahrheitsgemäß übrigens - mit "mal hier, mal dort". Nebenbei war ich mit Auslandswohnsitz wohl gemerkt, auch in verschiedenen Regionen Deutschlands zu Gange. Jedes Mal aber - ebenso wichtig - nie mehr als einige Tage die Woche. Frag mich mal einer, ich hebe alle Einkaufszettel auf.
Jetzt weise mal einer nach, wo der Kerl denn "überwiegend" ist und was ist der "Lebensmittelpunkt" bei einem, der außer Arbeiten und Herumfahren nicht viel Spuren hinterlässt. Die Frau ist hier - die eine Wohnung dort - das Finanzamt wieder wo anders, das zweite Finanzamt nochmal wo anders und das Bett steht wieder wo anders. Tatsächlich hatte ich "das Bett" so manches Mal auf dem Dachgepäckträger dabei. Und zeitweise hatte ich - oh steuerliche Schande und Asche auf mein Haupt - zwei Betten.
Die deutsche Rechtsprechung ist einer solchen Sache nicht wirklich gewachsen. Einmal kam eine briefpostalische Anfrage vom Finanzamt, wo ich denn nun wäre. Ich hätte hie und da doch Grundstücke. Wo die denn nun zu versteuern wären ?
War natürlich Blödsinn - ich hatte gar nicht "hie und da Grundstücke".
Aber das zeigte mir, wie der Amtsschimmel trabt.
Früher lies ich mich oft etwas irre machen von wegen Vorschriften. Inzwischen bin ich etwas abgeklärter. Hauptsache, man schadet niemandem, zahlt redlich seine Steuern und Abgaben. Und da, wo man - aus welchen Gründen auch immer - mietet, seinen Strom und seine Miete.
Gelernt habe ich, dass man auf den meisten Ämtern mit freundlichem Reden und plausibler Erklärung gut durchkommt. Wie gesagt, solange man nicht wirklich einen Bock schießt und dem "König nicht das gibt, was des Königs ist", also Steuern und Abgaben zahlt.
Einmal hatte ich Gründe, in ein Land "X" auszureisen und meldete mich auf der Gemeinde im Büro "A" (Ortsteilbüro) ab. Die Dame, nett und auskunftsfreudig wollte nur wissen, welches Land, ach ja, gibts da noch ne PLZ dort ? Mehr brauchte es nicht - keine genaue Adresse (zehn Jahre vorher wollte auf einem anderen Büro eine wissen, welche Straße - da sagte ich "sehe ich erst, wenn ich dort ankomme").
5 Monate später reiste ich aus Land "Y" wieder ein. Meldete mich ordnungsgemäß in einem anderen Ortsteilbüro "B" der Gemeinde bei einer anderen zuständigen Dame wieder an. Diese fragte mich, wie es denn sein könne, dass ich nach Land "X" ausreise, aber dann aus Land "Y" wieder einreise.
Ich hätte nun sagen können, dass ich zwischendurch nochmal umgezogen sei. Ich erlaubte mir aber den Humor zu sagen: "Ja wissen Sie, als ich auf der Fahrt nach "X" war, erreichte mich am Autobahnkreuz soundso ein Anruf auf dem Handy, dass ich eine günstigere Wohnung in "Y" bekommen könne. Da bin ich dann spontan nach Süden abgebogen und nochmal 300 Kilometer weiter gefahren. Da war ich dann halt die letzte Zeit - jedenfalls ab und zu. Und zwischendurch sowieso immer wieder hier, denn wie Sie ja doch wissen, habe ich bei Ihnen auch ab und zu Mülltonnenmarken gekauft.;-) ;-);-)
Gut wars.
Wie gesagt - man tut gut daran, sich nicht allzu sehr fest zu legen. Und seine Abgaben "irgendwo" zu zahlen. Dann hat doch niemand einen Grund, einem an die Karre zu fahren. Die Behörden wollen ihr Geld - und bis zum Feierabend irgendwelche nachweisliche Eintragungen in den Formularen.
Was geschrieben steht gilt - wer nicht aufgeschrieben ist, wohnt nicht da. Oder wohnte nicht da - sch... drauf. Hat man es vergessen - dann hat man es halt vergessen und war sowieso woanders.
Geht es denn die Damen und Herren auf den Behörden wirklich etwas an, wann, wo mein Bett steht, und wann und wo ich mit ggfs. wem darin liege ? Und warum ?
Immer wenn ich "Bett" höre oder lese, muss ich an jenen Amtsbrief denken.