„„Es kann bei einer psychischen Behandlung, keine einvernehmlichen sexuellen Handlungen geben. Das gibt das Abhänigkeitsverhältnis nicht her.
Das sehe ich anders.
Es kann zum Beispiel sein, dass jemand durch ein entsprechendes (psychisches) Trauma eine sexuelle Dysfunktion erlitten hat, unter der er/sie/es sehr leidet.
Da kann ich mir schon vorstellen, dass körperliche Handlungen zusätzlich zur Gesprächstherapie sehr hilfreich sein können.
Ja, es kann sehr hilfreich sein - als Ergänzung zur Psychotherapie.
Aber es sollte nicht derselbe Behandler sein!
Nur weil du den Behandler (dich) ganz eindeutig vom einstigen Täter unterscheiden kannst, heißt das nicht, dass ein Traumapatient dies auch immer kann.
Es ist ja gerade der wesentliche Teil der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), dass es bei Traumatriggern urplötzlich zu extremen Ausnahmezuständen der Psyche kommt.
High emotional Peaks.
Vergangenheit und Gegenwart werden gleichzeitig erlebt.
Und das in einer Intensität, die in etwa das 10-fache des Normalen ausmacht.
Bewusstseinsspaltung etc.pp. wird möglich.
Die Bandbreite an möglichen psychischen Symptomen ist riesig.
Das ganze Nervensystem steht quasi unter Starkstrom und der Körper mobilisiert alle Reserven. Danach kommt die große Schwäche - so als hätte man gerade einen Marathonlauf hinter sich. Und der Körper ist für Stunden vollkommen ausgelaugt.
Du, ich hab in diesem Außnahmezustand Mal eben mit einer Hand eine schwere Langhantel quer durch den Raum geworfen. Diese Langhantel war so schwer, die konnte ich mit beiden Händen im Normal-Zustand trotz aller Willenskraft nicht einen Milimeter anheben!
Als ich in so einen Ausnahmezustand geriet, war es für mich alles andere als hilfreich, dass der Traumatrigger und Todesangst-Auslöser "Tantramasseur" - entgegen aller vorherigen Absprachen(!) - trotz meines Abbruchs(!) mit mir in einem Raum bleiben, mir den Fluchtweg verstellen und mich beruhigen wollte.
Dass der Tantramasseur mich nicht flüchten lassen wollte, machte es mir umso schwerer zwischen ihm und dem einstigen Täter zu unterscheiden!
Und mein emotionaler Ausnahmezustand wurde noch krasser.
Ich war zerborsten.
Das Vertrauen war komplett zerborsten.
Diese Tantramasseur-Klienten-Beziehung war nicht mehr zu retten.
Da war dann auch Scheiß egal, wie gering der ursprüngliche Traumatrigger war.
Er durfte mir nicht meinen Fluchtweg verstellen! Das hatte er mir doch hoch und heilig versprochen! Und dann tat er es trotzdem.
Die Scheiße, die in dieser
retraumatisierenden Situation hochkam, die habe ich Anschluss lieber mit meinem Analytiker aufgearbeitet.
Aber auch da, wo sich die Tantramasseurin korrekt verhielt und - wie zuvor verabredet - den Raum verließ als ich ihr das Code-Wort für den Abbruch gab, hätte ich im Nachhinein all den Scheiß, der in der Situation bei mir hoch gekommen ist, NICHT mit der Tantramasseurin besprechen KÖNNEN.
Da griff ein
Schutzmechanismus meiner Psyche.
Und es wäre alles andere als gesund gewesen, diesen Schutzmechanismus meiner Psyche abzubauen, nur damit das Bedürfnis der Tantramasseurin gemeinsam über das Erlebte zu sprechen, gestillt wird.
Zum Glück war dies eine gute Tantramasseurin.
Im Gegensatz zu vielen anderen aus ihrer Zunft war sich diese Tantramasseurin wenigstens bewusst, dass im Anschluss darüber zu reden ausschließlich ihr eigenes Bedürfnis ist, nicht meines.
Mein Bedürfnis war mit meinem Analytiker und mit meiner Selbsthilfegruppe über meine sexuellen Selbsterfahrungen bei der Tantramassage zu sprechen.
Mein Bedürfnis wurde von meiner Tantramasseurin respektiert.
Auf der Basis war uns eine fruchtbare Zusammenarbeit möglich.
Und ich war da jetzt nicht der Sonderfall der Traumapatienten.
Vielen meiner Mitpatienten in der Psychiatrie und vielen Kammeraden aus meinen Selbsthilfegruppen erging es so:
Während unserer PTBS konnten wir nur mit außenstehenden Dritten - allen voran mit unseren Psychotherapeuten oder Kammeraden aus Selbsthilfegruppen - offen über sexuelle Erlebnisse sprechen!
Inzwischen können viele von uns wieder - wie vor der PTBS - mit den Menschen, mit denen wir sexuelle Handlungen hatten, offen über sexuelle Erlebnisse sprechen.
Wie Einer ausgerechnet Traumapatienten als Argument für "
Psychotherapie und sexuelle Handlungen in Personal-Union" nehmen kann, ist mir ein Rätsel.
DAS ist für mich ein rotes Tuch.
In der Geschichte der Psychologie wurde das bereits versucht.
Die gesundheitlichen Schäden waren übelst.
Geh in die nächste Landesbibliothek.
Die Scheiße, die in den letzten beiden Jahrhunderten bei "Psychotherapie und sexuelle Handlungen in Personal-Union" abging ist detailreich wissenschaftlich dokumentiert und ausgewertet.
„Leider wird da offenbar (so verstehe ich die TE) juristisch nicht differenziert und genialer Körperkontakt (außer ggf. bei z.B. ärztlichen Untersuchungen) als "sexuelle Handlung" eingestuft - obwohl es sich ja offensichtlich nicht um Sex mit dem Klienten/Patienten handelt.
Ich finde, der Gesetzgeber - insbesondere die Finanzämter - differenzieren sehr gut zwischen der:
• Psychotherapie, Körpertherapie (ohne Einbeziehung der Genitalien),
• Sexual-Pädagogik (Einbeziehung der Genitalien mit pädagogischen Interventionen. Das ist eine Sonderform der Prostitution.)
• und allen übrigen Angeboten der Prostitution.
Je nach Berufsbild liegt die Berufsaufsicht bei den unteren Gesundheitsämtern oder der Ärzte-Kammer.
Auch die Gewerbeaufsicht ist fähig zu differenzieren.
Sexual-Pädagogik darf auch in Stadtvierteln praktiziert werden, in denen der Flächennutzungsplan der Stadt alle übrigen Angebote der Prostitution ausschließt.
• Als Bildungsangebote zählen Gruppenseminare. - Dafür reicht auch eine Tantra-Massageausbildung.
• Für Einzelsitzungen in Sexual-Pädagogik sind entsprechende
pädagogische Fachqualifikationen die Voraussetzung für die Ausnahmeregelung. Eine Tantramassage-Ausbildung reicht dafür nicht aus.
(Zumindest wird dies in meiner Region so von den Behörden gehandhabt.
Gesundheitsberufe sind Ländersache.)