@Intuition
Also langsam artet das in eine Richtung, für die ich kein Verständnis habe.
Ich muss zugeben, dass das ALG II (wenn man das mal blauäugig betrachtet), ein Zustand auf Zeit sein soll. Doch leider ist dem nicht so und das aus verschiedenen Gründen. Klar gibt es die, die arbeiten wollen, aber keine bekommen. Wie sehr musste ich das als Akademikerin mit drei Sprachen spüren und gerade Leute wie ich wurden von der Arge verhöhnt, wie kann ich bloß nur arbeitslos sein und schlimmer, wie konnte ich DAS denn ÜBERHAUPT zulassen?
Dann gibt es die, die alleine wegen ihrem Lebensweg, kaum Perspektive haben. Wie soll ich bitte, auch wenn der Kunde willig ist, ihn in Lohn und Brot vermitteln, wenn er nichts kann? Keine Ausbildung, manchmal sogar keinen Schulabschluss, keine Arbeitserfahrung, Deutsch teilweise miserabel und auch wenn er bereit ist für einen Hungerlohn zu arbeiten (hier mal einen Realitätscheck, kaum einer meiner Kunden ist das), dann sucht der Arbeitgeber den qualifiziertesten, den er bekommen kann und das ist sein gutes Recht.
Leider betreue ich auch viele Kunden, die einer langjährigen Sucht nachgehen, dazu noch die ganzen fehlenden Qualifizierungen in Abschnitt zwei, ein Führungszeugnis fast so lang wie eine Rolle Toilettenpapier, es ist also leicht gesagt vermittel oder geh arbeiten, doch die Realität sieht oft anders aus.
Jetzt die Seite der Wohnung. Meine Kunden bekommen die Miete direkt an den Vermieter überwiesen. Andere Argen machen das aber nicht, die überweisen das Geld an den Kunden. Oft ist schon vorgekommen (ja oft!), dass die Miete nicht beim VM ankommt und somit der Kunde seine Wohnung verliert. Daher ist leider oft eine Notunterkunft die erste Wahl und wer Mietschulden hat, dem wünsche ich viel Spaß, eine neue würdige Bleibe zu finden. Oft unmöglich, weil die VM inzwischen wissen, wenn Kunde nicht spurt, wird auch die Mietzahlung eingestellt, egal wer sie überweist.
Ich habe im Ausland, als ich dort studiert habe, fünf Jahre in insgesamt 12 qm (inkl. Bad ohne Küche) gelebt und habe es ÜBERLEBT. Als ich zurück nach Deutschland kam, lebte ich zwei Jahre in 18 qm mit Kakerlaken, weil ich mir nichts anderes leisten konnte und das ist der Punkt, was kann ich mir leisten, nicht was hätte ich gerne.
Heute wohne ich in meiner Lieblingsgegend, mit einer großen Terrasse, schöne Möbel, bin zufrieden und wieso das? Weil ich arbeiten gehe, denn ohne einen Arbeitsvertrag hätte ich diese Wohnung nicht bekommen, denn als ich Hartz IV bekam, wurde auch ich gezwungen damals umzuziehen und zwar in ein Viertel, wo ich fast depressiv wurde, mit lauten Nachbarn 24/7 und aus meiner Wohnung immer geflüchtet bin, wo ich nur konnte. Ich war Dauergast auf dem Sofa meiner Freunden. Das Amt hatte mir eine neue Wohnung zugesagt und auch die Kostenzusage gegeben, doch der VM, der von mir auch noch Garantien und Bürgschaften vorgelegt bekam, die ihm kein Berufstätiger gegeben hätte, der sich auch ganz sicher war, dass ich bald wieder eine Arbeit bekomme und ich wäre ja intelligent und SAUBER, sagte aber auch gleich zu mir, ich vermiete an Niemanden, der Hartz Dingsda bekommt. Und ich konnte nichts dagegen tun.
Die Argen bestimmen nicht, wo Jemand wohnt. Leder ist es da, wo man nicht wirklich wohnen will halt günstiger und daher wird es genehmigt, denn da wo man wohnen will, hat der VM oft eine große Auswahl an Interessenten oder die Miete ist zu hoch. In New York leben die Bewohner, auch die in Luxuswohnungen zum Teil mit Mäusen, Ratten, Kakerlaken und Bettwanzen, weil die Stadt damit leider befallen ist. Soll keine Ausrede sein, doch wer hier über menschenunwürdig spricht, soll sich mal die Notunterkunft Ostpark in Frankfurt ansehen. Hinten, im schönen Park ist das Containerdorf. Spricht, 4 Erwachsene leben zusammen in 10 qm und teilen sich mit allen Bewohnern Bad und Klo. Als ich das sah, fand ich es grauenvoll, doch für viele ist es erstmal besser, als wenn sie bei der Kälte auf der Straße schlafen. Einige meiner Kunden haben auch ihre Wohnungen verloren, weil sie ihre Freier mit nach Hause gebracht oder gedealt haben. Die Nachbarn wollten das nicht.
Es gibt viele Gründe, warum man manchmal in etwas Niedrigeres umziehen muss. Manchmal geht es nicht anders, manchmal hat man es selbst verursacht, manchmal ist es das Einzige, was man bekommt. In anderen Ländern leben Menschen ohne Strom und fließendem Wasser in einer Strohhütte. Wir können uns hier streiten, bis der Arzt kommt. Jede Situation hat eine Vorgeschichte und erst wenn man die kennt, kann man entscheiden, wer der Verursacher ist, wie ist es zustande gekommen, wie man es ändern kann und wer hat es zu ändern.
Doch ich muss sunds Recht geben, wer für seinen Unterhalt selbst zuständig ist, entscheidet auch selbst, was er sich wohnmäßig und auch sonst leisten kann und auch hier leben leider viele weit über ihre Verhältnisse. Menschenunwürdig oder nicht, was mich z.B. ankotzt, sind Menschen, die arbeitslos sind, also kein Geld für neue Sachen haben, trotzdem auf Pump kaufen wissend, sie können es nie zurückbezahlen, es aber tun, weil sie glauben das Recht zu haben, sich Dinge leisten zu können, die sie sich eben nicht leisten können. Vielleicht ist das nicht menschenunwürdig, aber respektlos denen gegenüber, die den Schaden dann beheben dürfen.