Verlust des besten Freundes
Hier wurde lange nichts mehr geschrieben - was ja ein schönes Zeichen ist - aber nun möchte ich dem Thread meinen Verlust anschließen. Ich habe am Sonntag meinen besten Freund nach 20 Jahren verloren. Ich wusste seit Jahren, dass der Tag kommen würde, und ich wusste auch, dass der Schmerz mich niederschmettern würde. Aber nun, wo es soweit ist, habe ich wirklich Angst, dass ich nie wieder mein Lachen zurück gewinne. Ich fühle mich wie in einem Kokon, der derzeit alles von mir abschirmt. Ich bin freiberuflich und habe die Weihnachtsferien vorverlegt, weil ich mich nicht im Stande fühle zu arbeiten, bin völlig lethargisch, verrichte wichtige Dinge und den Haushalt mit wenig Kraft.Ich versuche das Loch zu füllen mit Mitteln, die gewiss nicht ganz die richtigen sind - Filme schauen, Berieselung, Essen, der abendliche Wein. Ich versuche irgendwie durch den Tag zu kommen und würde die gewaltige Trauer und die Kraftlosigkeit gern durchbrechen, aber ich fühle mich jetzt noch nicht soweit. Andererseits habe ich Angst, dass dieses Loch mich auffrisst.
Er ist zu mir gekommen, als ich 10 war. Im Nachhinein denke ich, dass er ein Geschenk des Himmels war, denn er hat mich durch stürmische Zeiten begleitet, in denen ich das Vertrauen zum Leben verloren hatte. Und nun, wo ich mich selbst gefunden habe, den Weg weiß und das Leben liebe, da geht er von mir.
Wir haben vom Turnierreiten mit vielen Erfolgen bis hin zum Offenstall in den letzten Jahren und den täglichen Spaziergängen und Schmusestunden, weil er seit drei Jahren nicht mehr reitbar war, alles gemeinsam erlebt. Wir haben uns abgöttisch geliebt - täglich wieherte er mir zur Begrüßung zu, kam angelaufen, angaloppiert, seine Blicke verfolgten mich auf Schritt und Tritt. Manchmal machten wir ein Spiel daraus, ich ging um die Ecke und blinzelte dahinter hervor, er schaute keck zurück und seine Augen glänzten. Er war mein bester Freund.
Ich hatte es im Gefühl und habe mich zwei Tage zuvor, wobei er, auch wenn er an dem Tag schlecht lief, nach wie vor geistig fit war wie eh und je, bei ihm während eines Spaziergangs verabschiedet und gespürt, dass ich ihn werde loslassen müssen. Dann bekam ich am Sonntag den Anruf und ich wusste, dass es soweit sein würde. Er kolikte und legte sich immer wieder an anderer Stelle nieder. Als ich zu ihm ging, legte er sich noch einmal nieder und blieb dort liegen. Ich streichelte ihn bis zum Schluss, bis seine Nüstern die letzte Luft ausgeblasen haben.
Es fällt mir so unheimlich schwer. Die Zeit heilt alle Wunden? Ich hoffe, dass die Trauer irgendwann leichter wird, die Liebe wird bleiben. Für mich ist es gleich, in welchem Körper ein Lebewesen wohnt, ob Mensch, ob Pferd - die Liebe zu diesem ist für mich die gleiche. Ich habe meinen besten Freund verloren - und ich hoffe von Herzen, dass wir uns eines Tages wieder sehen und er nun auf der immer grünen Wiese mit Freunden glücklich leben wird, ohne Schmerzen, ohne Trauer, ohne Zaun.