Paint-Araber-Mix, vier Jahre alt
Ende November bekam eine Nachbarin (14) einen Paint-Araber-Mix geschenkt, 4 Jahre alt, absolut roh und recht scheu. Er hatte eben nur auf der Weide gestanden.
Ich ließ seine neue Besitzerin ihn zwei Wochen lang täglich besuchen. Sie hat im Stall mit ihm gekuschelt und ihn auf der Weide besucht, um ihm die Scheu zu nehmen. Nach den zwei Wochen war er sehr auf sie fixiert, was meine Absicht war, denn er sollte ein "One-man-pony" werden. Er hatte in seinem Leben niemals vorher solche Aufmerksamkeit von Menschen erfahren und honorierte das entsprechend. Auf der Weide stand er in der Herde mit meinem Schimmel, den ich gebeten hatte, den "Neuen" etwas unter seine Fittiche zu nehmen.
In den nächsten zwei Wochen sind wir gemeinsam mit ihm spazieren gegangen, nach wenigen Tagen regelmäßig auch mit Sattel und Sidepull. Natürlich, nachdem er Pad, Sattel und Sidepull ausgiebig beschnuppert und betrachtet hatte. Während dieser Zeit lernte der Graue fast von allein, auf Kommando zu stehen und auch mit hängenden Zügeln stehen zu bleiben (ground-tying).
Nach diesen vier Wochen bin ich probehalber aufgestiegen. Meine Nachbarin war am Tag vorher in den Weihnachtsurlaub gefahren. Der kleine Graue ließ es willig zu und stand nur herum. Er wusste natürlich nicht, was er tun sollte. Ich blieb ein paar Minuten sitzen und wiederholte das am nächsten Tag.
Am dritten Tag dann hatte ich mein Pferd mit auf dem Reitplatz. Nachdem ich auf dem Grauen saß, gab ich meinem Pferd stimmliche Anweisungen und der Graue marschierte brav hinter ihm her. Dazu begann ich, die entsprechen Zügel- und Schenkelhilfen zu geben. Wir waren inzwischen weit genug, dass ich ihn auf dem Reitplatz satteln konnte, ohne ihn anzubinden.
Die nächsten Tage bis Neujahr ritt ich den Grauen allein auf dem Platz, ohne die Hilfe meines Schimmels. Aus dem Urlaub zurückgekehrt, freute sich das Mädchen dann über ein fast fertiges Reitpferd, welches sie nun ohne meine Hilfe weiter einreiten konnte.
Rezept: Zeit, Geduld, Liebe. Wir haben mittlerweile schon einige gemeinsame Ausritte in den Wäldern hinter uns.