Middle Of The Road: Chirpy Chirpy Cheep Cheep
Anfang der Siebziger spielt die schottische Band Los Caracas Latin-Musik. Ein argentinischer Musikagent ueberredet sie, nach Italien zu kommen, wo sie mit einem Kreuzfahrtschiff nach Argentinien reisen sollen, dort gäbe es Auftrittsmöglichkeiten. Der Gedanke, dass es in Argentinien genügend einheimische Bands gibt und man dort sicher nicht auf schottische Musiker wartet, die Latin-Sound spielen, kommt den naiven Schotten offenbar nicht. In Italien angekommen, warten dort weder Agent noch Schiff. Man wählt den neuen Namen Middle Of The Road und verdingt sich als Studiomusiker beim RCA-Label, wo sie sogar als Begleitband für Sophia Loren fungieren. Ein schottischer Landsmann hat damals einen kleineren Hit mit "Chirpy..." in den italienischen Charts. Die Band bekommt die Chance, davon eine Cover-Version aufzunehmen. Zufällig haben die RCA-Bosse dort gerade eine Konferenz und erkennen deren Hitpotential. Und der Erfolg ist enorm. Obwohl die Platte nur in Europa veröffentlicht wird, verkauft sie sich über 10 Millionen mal. Die Band kann diesen Riesenerfolg zwar nicht wiederholen, hat aber vor allem in Deutschland weitere Top-Ten-Hits und wird von der Zeitschrift "Musikmarkt" als die umsatzstärkste Band des Jahres 1972 gelistet. Dann der fatale Strategiefehler: Die Band wechselt zum Ariola-Label und verliert damit ihre RCA-Hauskomponisten, die alle ihre Anschlusshits geschrieben hatten. Mitte der Achtziger trennt sich die Band mangels Erfolg, kommt aber Anfang der Neunziger wieder zusammen. Wegen Unstimmigkeiten teilt sich die Band bald in zwei Kombos, die bis heute unter gleichem Namen auftreten: In einer spielen Sängerin und Schlagzeuger der Urbesetzung, in der anderen der Gitarrist. Hits hatten sie zuletzt 1973, seitdem tingelt man durch Oldiefestivals in kleineren Städten. Ein Musterbeispiel dafür, wie man sich als Künstler trotz Top-Verkaufszahlen voll gegen die Wand fahren kann...