Rotes Tantra und Maithuna
Im roten Tantra steht Maithuna für die sexuelle Vereinigung und bildet den sakralen Höhepunkt des Panca Tattva Ritus, einem Ritual, das sich über sieben Tage erstreckt. Der Ritus umfasst fünf symbolische Kategorien, die im Hinduismus für die Objekte der Begierde stehen: Wein (madya), Fleisch (mamsa), Getreide (mudra), Fisch (matsya) und sexuelle Vereinigung (maithuna). Diese Elemente waren ursprünglich Tabus für Brahmanen und wurden im Tantra bewusst als Ausdruck von Freiheit und zur Überwindung der Dualität eingesetzt. Sie symbolisieren auch die fünf Elemente (Luft, Feuer, Wasser, Erde und Raum) und betonen die Ganzheitlichkeit des Menschen als Teil der Schöpfung.Beim Maithuna-Ritual wird nicht nur die Vereinigung von Körper, Seele und Geist, sondern auch die von männlichen und weiblichen Aspekten angestrebt. Es geht dabei um mehr als körperliche Vereinigung; es wird ein höheres Bewusstsein angestrebt.
Der Mann sitzt in Lotus-Haltung der Frau gegenüber, beide versinken in Meditation. Die Frau beginnt ihn sanft zu berühren und führt ihn in eine achtsame, tiefe sexuelle Vereinigung. Während der Mann meditativ bleibt, übernimmt die Frau die Führung, massiert ihn rhythmisch mit ihren inneren Muskeln und hält ihn in einem Zustand tiefer Erregung.
Durch wiederholtes Innehalten und Meditation wird die sexuelle Energie intensiviert, bis der Mann einen tiefen Orgasmus erreicht. Die Frau wandelt seine Energie in Yin-Energie um und gibt sie ihm zurück. Diese Praxis erfordert viel Übung und Selbstdisziplin und führt, wenn perfektioniert, zu gesteigerter Lebenskraft (Qi) und Gesundheit.