Oh Mann...
Wo soll man da nur anfangen...
Also. Interessant ist, dass vor 100 Jahren die gleiche Situation stattfand wie heute. Gut, zu dem Zeitpunkt lief der Erste Weltkrieg, aber man kann durchaus argumentieren, dass die Spanische Grippe durchaus auch einer der Gründe für ein vorzeitiges Ende gewesen ist. Die Oberste Heeresleitung berichtete u.a. im Sommer davon, dass viele Soldaten an der Front nicht durch Feindeinwirkung, sondern wegen einer sonderlichen Grippe ums Leben kamen. Die Spanische Grippe wütete in etwa zwischen 1918 bis 1920 in Deutschland, wobei die letzte dritte Welle im Frühjahr 1919 war. Und wenn man entsprechende Zeitungen sich anschaut, sieht man vergleichsweise ähnliche Bilder zu denen, die wir heute täglich kennen.
Die Zeit des Nationalsozialismus begann aber knapp 10 Jahre später, als die Spanische Grippe längst vergessen war. Wie die Nazis an die Macht gekommen sind ist auch klar. Sie nutzten mehrere Faktoren aus:
• Viele glaubten an die "Dolchstoßlegende", dass man von der damaligen Politik im Stich gelassen wurde und dass die deutschen Truppen nur auf ausländischem Boden standen zum Zeitpunkt des Waffenstillstands. Mit diesem Begriff wurde die Politik der demokratischen Parteien in grossen Bereichen der Gesellschaft deligitimisiert. Ausserdem war das demokratische Denken nach knapp 50 Jahren Kaiserreich noch nicht etabliert gewesen in der Gesellschaft.
• Der Hass gegen Fremde und Andersdenkende wurde geschürt. Bestimmte Bevölkerungsgruppen (sei es religiöser oder ethnischer Natur) wurden als "Schuldige" an der derzeitigen Situation (siehe später) ausgemacht und öffentlich angeprangert.
• Eine Spaltung der Bevölkerung wurde vorangetrieben, in dem die militarisierten Schutztruppen der nationalsozialistischen Bewegung u.a. Straßenkämpfe mit links-politischen Gegnern durchführten.
• Deutschland war einerseits durch den Versailler Vertrag an hohe Reparationen gebunden, und große Teile der Bevölkerung hatten im Verlauf der letzten 10 Jahre insgesamt 2 riesige Wirtschaftskrisen erlebt. Einmal die Hyperinflation zwischen 1918 und 1923, sowie die Weltwirtschaftskrise 1929. Die damaligen Menschen hatten kein großes Vertrauen in "moderate" Politiker, sondern folgten immer mehr einer einzelnen Person, die agitorisch das Wiedererstarken eines deutschen Reiches forderte und die mit seinen Parteischlägern politische Gegner brutal bekämpften und einschüchterten.
• Als dann die politischen Verhältnisse nach einigen Wahlen nur für instabile Koalitionen sorgten, entschied sich Bismarck dann dazu, Hitler zum Reichskanzler zu ernennen. Dieser höhlte in Kürze der Zeit den Staat aus, platzierte überall seine Schergen in hohen politischen Ämtern, warf alle Personen, die der Opposition nahe standen aus den Ämtern und setzte nach mehreren fingierten Zwischenfällen ein Gesetz der Verfassung nach dem anderen ausser Kraft. Oppositionelle, Andersdenkende, Andersfühlende und Anderslebende mussten im Zuge dessen die Folgen tragen...
So viel zum Ausflug in die Geschichte. Schauen wir einmal auf die Parallelen.
• Es gibt eine weltweite Pandemische Notlage. (passt)
• Das Volk hat im Verlauf der letzten Jahre mehrere wirtschaftliche Notlagen mit erlebt (2001, 2008/2009, 2020) (passt auch)
• Dolchstoßlegende... Ab hier wirds schwierig, da es heutzutage kaum etwas vergleichsbares gibt. Eventuell eine Enttäuschung der Bürger insbesondere nach den 90er Jahren in den Jahren der Wende (z.B. "Die Rente ist sicher" oder "blühende Landschaften" im Osten)
• Hass gegen Andere. Auch hier wirds schwierig, da wir heute evtl. eine Identitätspolitik aus der rechten Ecke haben und insbesondere stark gegen Flüchtlinge und nicht-"Bio-Deutsche" polemisiert wird (ich schüttle mich schon bei dem Gedanken an dieses schreckliche Wort)
• Reparationen... Nun, auch hier könnte man evtl. vergleichsweise Zahlungen an andere EU-Staaten zur Stabilisierung der Finanzhaushalte als Parallele ansehen, die aber damals erzwungen waren von der Staatengemeinschaft und diesmal eher als Unterstützung der Staatengemeinschaft fungiert. Im Grunde hat das aber trotzdem den gleichen Effekt: Es erzeugt die Frage "Wieso müssen wir das Geld an andere Leute ausserhalb Deutschlands zahlen"
• Verlust der Menschen an der Fähigkeit der Politiker (passt vollkommen, allerdings würde ich aktuelle Politiker dann eher mit Kanzlern wie Brüning, von Papen oder von Schleicher vergleichen, denn als das, was hier einige schreiben)
Um es kurz zu machen: Der Nationalsozialismus ist aufgrund der Schwäche demokratischer Politiker an die Macht gekommen. Das, was wir heute sehen... also die kurzfristige Einschränkung von persönlichen Freiheiten hat NICHTS, aber auch GAR NICHTS mit dem Nationalsozialismus zu tun und jeglicher Vergleich zeugt von absoluter historischer Ahnungslosigkeit.
Heute werden Oppositionelle oder Andersdenkende festgenommen, in Lager gesperrt oder in ihrer Meinungsäußerung eingeschränkt. Jeder hat immer noch das Recht, seine Meinung kund zu tun. Allerdings muss man jederzeit mit Konsequenzen rechnen. Lügen, Wahrheitsverdrehungen, pseudo-wissenschaftliche Aussagen, die keine wissenschaftlichen Unterbau haben, sehen wir jederzeit und überall. Aber das heißt nicht, dass solche Personen unterdrückt oder gefoltert werden von einer faschistischen Kabale, sondern die Gesellschaft hat sich dazu entschlossen, diesen Rand-Meinungen einfach nicht zuzuhören und keine Plattform mehr zu bieten.
Und es mag jetzt fast wie eine apokalyptische Endzeitstimmung aussehen, wenn es zum großen Kampf zwischen Geimpften und Ungeimpften kommen sollte... Wer zur Hölle denkt sich so einen Mist aus? Ich will einfach nur nicht krank werden. Darum gehts.
Ich habe für mich entschieden, dass ich mich fast über ein Jahr fast nicht aus meiner Wohnung getraut hab, von zu Hause aus gearbeitet hab, meine Freunde nur via Videochat gesehen hab, kein Restaurant oder Kino von innen gesehen hab, damit meine Gesundheit, die von meinen Freunden, Familienmitgliedern und Arbeitskollegen geschützt ist. Und nun, nach über einem Jahr, haben wir nun die Chance, diesem verfickten Virus in den mikroskopisch kleinen Arsch zu treten. Wir alle wollen wieder unser altes Leben zurück haben. Das vom Anfang 2020. Oder Ende 2019. Je nachdem. Und ich kann verstehen, dass jeder Bedenken hat bei einer Impfung.
Jeder hat schon mal von Impfschäden gehört, Krankheiten, die angeblich verursacht werden sollen. Ja, es gab in der Vergangenheit schon Impfungen, die mächtig schief gegangen sind (Ja, Schweinegrippe-Impfung, ich guck dich an). Aber was haben Impfungen bereits geleistet? Mumps, Masern, Röteln, Tetanus, Kinderlähmung oder Pocken sind keine tödlichen Krankheiten mehr. Wir waren vor ein paar Jahren kurz davor die Masern auszurotten. Und was ist nun? Die Masern kommen nach und nach wieder zurück in unser Leben, weil sich immer mehr Eltern dazu entscheiden, das Leben ihrer Kinder aufs Spiel zu setzen. Statistisch signifikant geringer Impfschaden vs. Langzeitfolgen, wenn es wirklich auftreten sollte. Und ich könnte jedes Mal in den Tisch beißen, wenn Freunde von mir auf Facebook oder Twitter stolz verkünden, dass sie ihre Kinder nicht impfen lassen wollen. Insbesondere, wenn man herausfindet, dass die angeblichen Beweise auf wissenschaftlichen Publikationen beruhen, die nicht den wissenschaftlichen Mindeststandards genügen, faktisch falsch sind, Ergebnisse gefälscht und die Publikation auf Pseudo-Zeitschriften erkauft wird, nur dass man sagen kann, man hat ein publiziertes Paper. Das dann nach einiger Zeit wieder sang- und klanglos zurückgezogen werden muss, weil man sonst seine Reputation komplett verliert. Und ja, Impfgegner kennt man schon seit ungefähr 20 Jahren und es war klar, dass sowas zu Zeiten Coronas wieder zurück kommt. Ich kann jeden Menschen verstehen, dass er Angst hat, vor einer Impfung, die nicht im Rahmen einer 20 Jahre langen Langzeitstudie getestet wurde. Ja, eine mRNA-Impfung ist relativ neuartig. Aber wer damit seine Probleme hat, kann durchaus auch andere Impfangebote, wie die Vektorimpfungen verwenden. Die haben dann andere eventuelle Folgen. Wir müssen aber weg von einer Durchsetzung der Bevölkerung mit abstrusen Theorien, die überall herumgeistern. Ich bekomm immer wieder gesagt, dass Menschen, die sich haben impfen lassen, von Ungeimpften angefeindet werden mit dem Hinweis, dass sie aufgrund der Planungen einer Verschwörungsgruppe nach der Impfung im September oder spätestens in 2-3 Jahren alle sterben werden. Und Donald Trump wird dann wieder Präsident... Gaga.
So. Also, was wollte ich eigentlich generell sagen? Klar, wir sind alle enttäuscht über die Ziellosigkeit unserer Politiker. Aber ich sehe im Rahmen der derzeit regierenden Parteien keinen einzigen Politiker, der auch nur ansatzweise ähnlich skrupellos oder menschenverachtend wie Hitler seinerzeit ist. Wir können uns vllt. darauf einigen, dass viele vermutlich inkompetent sind. Ich denke, das wäre vllt. ein gemeinsamer Kompromiss.
Im Moment kommt es einfach nur drauf an, dass wir, nachdem ungefähr 60% der Bevölkerung geimpft sind, es schaffen, dass noch ca. 20-30% den Gang zum Arzt wagen und sich impfen lassen. Erst dann haben wir einen Punkt erreicht, wo wir wieder ein bisschen zur Normalität zurückkommen können. Denn im schlimmsten Fall wird die Pandemie wieder so befeuert, dass das Virus so mutieren kann, dass Varianten übernehmen, die den Impfschutz noch stärker aushöhlen, als es die Delta oder Alpha-Varianten bereits getan haben.
So... ich denke das reicht mal fürs erste...