Naja, bin ja alles andere als ein Fan von Merkel, aber mit dem Begriff "postfaktisch" hatt sie zumindest ansatzweise den Nagel auf den Kopf getroffen.
Das witzigste daran ist, dass wir in einer Kultur leben, in welcher Fakten seit Tausenden von Jahren eine untergeordnete Rolle zur Meinungsbildung spielen mussten ...
Zum Glück nicht die ganzen Jahrtausende hin uneingeschränkt. Gab mal so ne Sache namens Aufklärung, die ja gerade die Suche nach der wahren Realität, also den Fakten, als eines ihrer Ziele auserkor.
Leider leben wir aber nunmal in einer Zeit, und das schon seit einigen Dekaden, in der ideengeschichtlich die Gegenaufklärung längst gewonnen hat. Diese Niederlage muss man leider eingestehen.
Deswegen gebe ich Merkel dahingehend recht, dass man die derzeitige Epoche sehr wohl als postfaktisch bezeichnen kann, auch wenn es eventuell treffendere Begriffe für diese Zeit gäbe.
Hm, das Bashing hier der Nachrichten online finde ich jedoch etwas am Ziel vorbeigegriffen. Fakenews gab es schon immer, genauso wie es schon immer Zeitungen gab, die nicht nur haarscharf, sondern gar meilenweit an der Realität vorbeigehen. Der einzige Unterschied in den Medien ist, dass heutzutage jeder seinen Müll an viele Leser verbreiten kann. das liegt aber nicht zwangsläufig an den Medien, also an der Struktur, der Form, sondern eher an den (Meta-) Narrativen. Eine Gesellschaft, die die Suche nach der wahren Realität schon längst ad acta gelegt hat, ja sich nicht einmal mehr an diese Suche erinnert, ist nunmal eine verworrene, verschwurbelte, alles glaubende Masse, die nicht weiß, was sie tut.