Ich habe überlegt, ob ich mich als Frau zu einem „Thema für Männer“ äußern darf, und bin zu dem Schluss gelangt, dass ich es als Angehörige der Zielgruppe heterosexueller Männer (um die es ja vermutlich geht?) darf.
An dem Punkt ergibt sich aber auch schon meine erste Frage:
Wem gegenüber ist es euch wichtig „als Mann“ zu wirken? Gegenüber Frauen (sofern sexuell präferiert) oder gegenüber anderen Männern?
Die Herren sahen sich eher als MANN als denn als KLUG.
An der Stelle bin ich irritiert. Obwohl Frau und als Feministin immer unter Verdacht, Männer latent zu hassen oder sie zumindest für niedere Lebensformen zu halten, bin ich nie auch nur im Ansatz auf die Idee gekommen, dass „Mann“ und „klug“ sich gegenseitig ausschließen könnten.
Ganz ehrlich, die Gegenüberstellung dieser beiden Merkmale scheint mir so wenig logisch wie bei der Frage „Siehst du dich eher als blond oder als musikalisch?“
Bist Du klug ? Bist Du ein Mann ?
(um die Kombination "kluger Mann" ging es dabei eben nicht, sondern um die Präferenz)
Hier ein weiteres tief empfundenes „Häh?!“ von mir.
Ich kann Tee Kaffee vorziehen, junge Männer alten, dicke Männer dünnen oder kluge Männer dummen.
Ich kann auch Frauen (sexuell, beruflich, freundschaftlich) Männern vorziehen, aber kluge Menschen männlichen Menschen vorziehen zu wollen oder umgekehrt unterstellt ja eine gewisse Unvereinbarkeit hemizygoter Gonosomen (XY) mit Intelligenz.
Die sehe ich aber nicht.
Die Herren sahen sich eher als MANN als denn als KLUG.
Das ist erst einmal logisch, wenn man von normalen Kategorisierungsmustern ausgeht.
„Mann“ ist das deutlich verbreitetere und einfacher festzustellende Kriterium (Transmenschen und Transsexuelle mal ausgenommen) und Kategorisierung geschieht eher von groß nach klein.
Wenn mir ein Mensch begegnet, kann ich normalerweise deutlich schneller feststellen, ob er ein Mann ist, als ich erfassen kann, ob er intelligent ist.
Dazu kommt, dass die Frage „Bist du ein Mann?“ von den meisten Menschen ohne zu zögern beantwortet werden kann und die Selbsteinschätzung quasi immer mit der Fremdeinschätzung übereinstimmt.
Das sieht bei der Frage „Bist du klug?“ schon deutlich anders aus.
Dennoch finde ich es als ziemlich traurig, dass die Zugehörigkeit zur ersten Kategorie offensichtlich als wichtiger angesehen und deshalb vermeintlich betont werden muss.
Ich fand das insofern spannend weil völlig übereinstimmend die Meinung entstand es gäbe sehr wenige maskuline + kluge Männer.
Da liegt vermutlich der Hase im Pfeffer und schlägt sich mit der Pfote an die Stirn.
Wer Mann ist, ist qua Definition maskulin, so wie eine Flüssigkeit flüssig ist.
Bestehen bliebe somit die Behauptung, dass es nur sehr wenige maskuline Menschen (also Männer) gibt, die klug sind.
Das wiederum hängt davon ab, wie man „klug“ definiert. Definiert man „klug“ z.B. als IQ über 150, mag das wohl stimmen, aber das gälte dann für Frauen ebenso.
Ich hege jedoch den Verdacht, dass das Problem weniger in der Definition von Intelligenz als in der Definition von „Männlichkeit“ liegt und dass da wieder viel mystifiziert wurde.
„Maskulinität“ als schwer zu erlangender Zustand der mühsam erworben und immer aufs neue bewiesen und verteidigt werden muss. Dabei so flüchtig und zerbrechlich, dass man ihrer durch unbedachtes „unmännliches“ Verhalten schnell verlustig geht...
Daher brenne ich darauf, zu erfahren, wie die Spezialisten aus dem Eingangspost denn „Männlichkeit“ definieren und ob ich durch entsprechende Verdienste den Titel „Mann h.c.“ erlangen kann.