Sprache existiert nicht in einem luftleeren Raum.
Sprache ohne deren Verwendung zu betrachten, ist gänzlich witzlos.
Eine Sprache, die nicht gesprochen oder geschrieben wird, hört auf zu existieren.
Ja, solange sie ungenutzt, alphabetisch sortiert und in einzelne Wörter geteilt im Duden steht, ist Sprache neutral.
Das ist aber nicht die Form, in der Sprache normalerweise auftritt.
Eine zur Kommunikation verwendete Sprache dagegen funktioniert anders.
Sprache erzeugt Bilder, die wiederum Emotionen wecken, Meinungen und Weltsichten ausdrücken, zementieren oder gar erschaffen können.
Eins der einfachsten Beispiele ist die Verwendung des generischen Maskulinums im Plural für gemischte Gruppen, die Frauen unsichtbar macht.
Nun geschieht dies im Allgemeinen ohne jeden bösen Vorsatz.
Wenn aber Leute wie Herr Kellner
von der deutschen Regierung als "Regime" und geflüchteten Menschen als "Invasoren" sprechen, geschieht das -unabhängig davon, wie schlicht ihre Gemüter auch sein mögen- ganz gewiss
nicht zufällig oder weil ihnen kein passenderer Begriff geläufig wäre.
Ebenso ist es weder Zufall noch "einfach witzig gemeint", wenn K. immer wieder Männern, die er verachtet, weibliche Vornamen gibt, um sie abzuwerten.
Es zeigt im Gegenteil deutlich, wes Geistes Kind er ist.
Was also die Sprache als Werkzeug angeht:
Die wenigsten Gegenstände sind per se gefährlich.
Dennoch kann man fast alles benutzen, um andere Menschen anzugreifen, sie zu verletzen oder ihnen anderweitig zu schaden und das wird im Allgemeinen nicht toleriert respektive sanktioniert.
Ich darf mein Auto benutzen, um damit am Straßenverkehr teilzunehmen und mich von A nach B zu bewegen. Ich darf aber z.B. nicht damit in eine Gruppe Fußgänger fahren, die mir im Weg stehen. Ich darf nicht einmal so tun, als ob, um sie zu verscheuchen.
Ich darf mit meinen Messern zu Hause kurz und klein schneiden, was immer ich möchte, darf aber damit nicht auf Menschen einstechen, die ich blöd finde; nicht mal ein bisschen rumfuchteln, um mir "Respekt zu verschaffen".
Ich darf mit meinem Hund spielen, kuscheln, spazieren gehen und dürfte sogar dämliche TikTok-Videos drehen, in denen ich ihm "lustige" Kostüme anziehe.
Was ich nicht darf, ist, ihn auf andere Menschen hetzen, deren Gesicht mir nicht gefällt.
Warum sollte es ausgerechnet bei Sprache, die richtig verwendet eine mächtige Waffe ist, keine Grenzen dessen geben, was toleriert werden muss?
Hier aber liegt das Hauptproblem derjenigen, die ständig "Recht auf freie Meinungsäußerung!" schreien und gerne behaupten, dass man "heutzutage ja nichts mehr sagen" dürfe.
Besteht doch erstaunlich oft die irrige Annahme, dieses Recht bedeute, andere Menschen hätten jeden verbalen Tritt vors Schienbein schulterzuckend zu akzeptieren.
Auch wenn ich in dieser Art der Provokation um jeden Preis und des ständigen Austestens von Grenzen etwas entnervend Infantiles sehe, was mich manchmal beinahe mitleidig stimmt, weil sich dadurch eine gewisse rhetorische wie emotionale Inkompetenz im Umgang mit Wut, Ängsten und Ressentiments gegenüber einem vermeintlichen "Feind" offenbart, bin ich definitiv nicht gewillt, deswegen jede Ausdrucksweise und jeden Umgangston milde lächelnd hinzunehmen.
Das Recht zur freien Meinungsäußerung ist schlicht zu wertvoll, als dass man Menschen erlauben sollte, es wie einen Schild vor sich herzutragen, über den hinweg sie verbale Handgranaten werfen.
Zum Abschluss noch ein
Zitat vom "Andersdenkenden" Herrn K., der nach seinem Rauswurf bei der Polizei im Jahr 2010 (Da war er 33.) als Frühpensionär auf Staatskosten lebt.
Dieses Land ist kein Gebiet, in das man einfach so einwandern kann und auf dessen Kosten man ein Leben lang sorgenfrei lebt, während andere für einen arbeiten.
Kann man sich besser gar nicht ausdenken.