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Toleranz

*******sby Mann
23 Beiträge
Themenersteller 
Toleranz
Alle guten Dinge sind drei...

"Die Toleranz wird ein solches Niveau erreichen, dass intelligenten Menschen das Denken verboten wird, um Idioten nicht zu beleidigen." - Dostojewski

Die Postmoderne und deren führenden Denkerinnen und Denker boten mir Ende der 80er die Möglichkeit, Machtstrukturen zu analysieren und zu hinterfragen. Konzepte wie Wahnsinn, Strafvollzug und Sexualität sind den poststrukturalistischen Theorien nach konstruiert und immer im Kontext ihrer jeweiligen Epoche zu begreifen. Es ist auch die Zeit des Dekonstruktivismus, der in Architektur, Literatur und Kunst seinen Niederschlag fand. Eine spannende Zeit. Zum einen weil mir das damals alles sehr schlüssig und aufregend neu vorkam und zum anderen, ich war einfach jung und hungrig.
Seht mir bitte nach, dass ich an der Stelle keinen theoriebezogenen deep dive mache. Auf die Postmoderne wie ich sie kennengelernt habe kommt es mir an dieser Stelle auch gar nicht an.

Dann war ich viele Jahre mit anderen Dingen beschäftigt und nun reibe ich mir die Augen, was aus den Gedanken von damals entstanden ist. Political Correctness, Critical Race Theory, Gender Studies, Gleichstellungspolitiken und Postkolonialismus, um nur einige wenige Strömungen zu nennen, beherrschen die aktuellen Diskurse und heben an die Gesellschaft und die Kultur maßgeblich neu zu strukturieren. Hand in Hand scheint mir das mit einer neuen Radikalität und Ausschließlichkeit in Kommunikation und Diskussionen zu gehen. Es vergeht eigentlich kaum ein Tag, an dem nicht der eine oder andere Aspekt dieser neuen Strömungen thematisiert wird.

Wie sehr ihr das? Seht ihr die aktuellen Entwicklungen positiv, ergibt sich daraus ein gesellschaftlich und kulturell positiver Impuls, oder schließt ihr euch eher dem Zitat Dostojewskis an?

Ich persönlich bin unentschieden und eigentlich stimmt mich ziemlich zuversichtlich, dass das alles schon zu Zeiten Dostojewskis ein Thema gewesen zu sein scheint.
Zunächst, was sagt seine Aussage aus, wen meint er mit Idioten?

Ich sehe die Bewegungen positiven, denn ist in meinen Augen zu lange verschlafen worden.

Wir haben leider immer noch Rassismus, es gibt noch keine generelle Gleichstellung und in einigen Ländern noch nicht einmal Gleichberechtigung. Die Gender Studie wird gerne belächelt, doch was sagt sie denn aus? Jeder soll Geschlechterunabhängig seinen Weg gehen dürfen, es soll nicht mehr in zum Beispiel beruflicher Hinsicht nach Männlein und Weiblein unterschieden werden.

Wir sind in meinen Augen noch lange in keiner tragbaren Toleranz angekommen.
*******x_01 Frau
8.082 Beiträge
Weshalb sollte Dostojewski mit dieser Aussage recht haben ??


Die Welt läuft noch immer nicht rund. Wird sie vermutlich auch nie.

Das sehe ich wie @*******s80.

Es gibt noch vieles mehr, das reformiert werden müsste. Da gibt es niemals ein Ende.
Sorry, aber die Formulierungen überschreiten meine Toleranzgrenze. Zu abstrakt. Geht es hier evtl. nur um Selbstdarstellung? *gruebel*
*********ve69 Mann
8.194 Beiträge
Während ich @*******s80 und @*******x_01 vom inhaltlichen her zustimme (es gibt vieles, was nicht rund läuft und wo verbessert werden muss), denke ich in anderen Bereichen "Bitte nicht!" Gendersternchen, vorauseilender Gehorsam bei Benennungen (aktuell wird ein neues Wort für "Schwarzfahrer" gesucht...), etc. geht mir persönlich deutlich zu weit. Ich denke auch nicht, dass die Sprache da hilft. Bloß weil ich "black" nicht mehr sage sondern es jetzt "coloured" ist (oder statt "Zigeuner" "Sinti und Roma") ändert das m.E. nichts an der Zuordnung. Ein Vorurteil werde ich dadurch nicht auflösen. Es wird dann halt einen anderen Namen bekommen.

Und in gewisser Weise stimme ich Dostojewski zu: wir verbieten uns in vorauseilender political correctness inzwischen m.E. zu viel selbst. In der Angst, dass der social-mediale Shitstorm über einen hereinbricht. Und die Tendenz geht aus meiner Sicht dahin, das einige wenige Verfechter der einen oder anderen Richtung (damit meine ich nicht mal gegensätzliche Richtungen sondern z.B. Gleichstellung, ethnische Minderheiten, politische Ansichten, etc) darin immer radikaler werden und sich zum moralischen Alleinentscheider aufschwingen. Nach dem Motto "Was ich denke ist moralisch gut und richtig und alle die anders denken müssen zum Schweigen gebracht werden." Die ersten Beispiele für das Schwingen der moralischen Keule in den sozialen Medien gab es dazu schon wo mit der Begründung einer moralischen Überlegenheit Leute konzertiert verbal niedergeknüppelt wurden. Das ist aus meiner Sicht das Ende jedweder Diskussionskultur. So kann man nicht diskutieren, Meinungen Austauschen und Lernen. Das ist eher eine Diktatur mit moralischem Anspruch. Wie sagte schon Rosa Luxemburg? "Freiheit ist immer auch die Freiheit der anderen." Das muss ich in einer demokratischen Diskussion aushalten können. Auch wenn ich nicht dieser Meinung bin. Und Sprache ist für mich durchaus ein Weg meine Meinung auszudrücken. Deshalb möchte ich nicht beim Sprechen schon dauernd darüber nachdenken müssen, auch ja jedem möglichen Fettnapf der political correctness auszuweichen.

Ja, Sprache verändert sich. Nennt mich konservativ. Aber ich bin weit genug in der Welt herumgekommen, habe schwarze, gelbe und weiße Freunde in allen Teilen der Welt und denke durchaus, dass ich relativ vorurteilsfrei durchs Leben gehe. Und gerade deshalb geht mir da in manchen Punkten die moralische Bevormundung an mancher Stelle persönlich zu weit. Ein Beispiel in dieser Hinsicht war die kürzliche Diskussion, bei der Arbeiten an einer Uni abgewertet wurden, weil sie nicht in Gender-gerechter Sprache geschrieben wurden. Hallo? Es gibt eine offizielle deutsche Sprache und diese enthält nun mal keine Gendersternchen. Wenn dann eine Bewertung nach nicht-offiziellen Kriterien erfolgt ist das aus meiner Sicht politisch-moralische Zensur. Und die hat an einer Uni schlicht nichts verloren.

Was wie gesagt aber entkoppelt vom inhaltlichen zu betrachten ist. Ja, es gibt ein Gender-Pay gap, ja, es gibt eine Glasdecke bei Beförderungen. Das muss aufhören. Aber bitte durch vernünftige Veränderungen und nicht durch Gendersternchen oder den Wegfall der Zigeunersauce (wie heißt die denn jetzt eigentlich? Internationale Spezialitätensauce? Sinti-und-Roma-Sauce? Paprikasauce Balkan-Art?). Dass man Negerkuss und Mohrenkopf anders nennt kann ich ja noch verstehen (insbesondere den Mohrenkopf finde ich bei genauerem darüber Nachdenken immer sehr makaber), aber ja, an mancher Stelle wird übertrieben. So zum Beispiel beim Schwarzfahren. Das hat nun mal mit den PoC sehr wenig zu tun. Das ist schlicht überbordender Aktionismus im Sinne der PC um sich moralisch nicht angreifbar zu machen.

Insofern gehen wir bereits über Dostojewski hinaus: das Denken wird uns nicht verboten - wir denken vorher schon darüber nach, was wir uns selbst und anderen verbieten könnten um ja niemanden zu beleidigen. Teils noch bevor irgendjemand beleidigt wurde.
Was sind denn schwarze, gelbe und weiße Freunde? Sorry, aber ich muss darüber schmunzeln und sehe hier wirklich Änderungen an unserer Sprache. Für mich sind es Freunde, muss ich die Hauptfarbe benennen? Wenn man sich mit der Sprache beschäftigt, finde ich es nicht verwunderlich, dass man etwas ändern möchte, sie ist nunmal maskuline geprägt.

Gehe ich vorurteilsfrei durchs Leben, wenn ich Veränderungen, die etwas positives bewirken sollen kritisiere? Mich betrifft vieles nicht. Ich werde vermutlich nie den Rassismus erfahren, wie es PoC jeden Tag aufs neue erfährt. Ich werde sicherlich nicht bei meinen Bewerbungen gleich ein Führungszeugnis beilegen müssen, weil ich einen falschen Nachnamen trage und in der falschen Straße wohne.

Für mich persönlich ist es aber kein Problem, zu versuchen, meine Sprache anzupassen, sodass sich andere wohler fühlen, auch wenn ich es nicht verstehe, oder nachvollziehe. Das ist für mich Toleranz. Ich denke schon, dass Sprache hilft.

Bezüglich des Genderns. Es gibt Studien (nein nicht nur die schwedischen), die belegen, dass wenn in den Naturwissenschaftlichen Fächern gegendert wird, sich Jungen und Mädchen auf einmal für Berufe interessieren, bei denen sie vorher eine Geschlechterrolle im Kopf hatten.

Das was wir jetzt machen, ist für die Generationen nach uns und ich überlege öfters, wenn meine/unsere Vorfahren mit dem Ansatz, das ändert nichts, das ist sinnlos, den Weg gegangen wären, dann hätte sich nichts geändert. Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt oder auch Wort

Von einer Zensur halte ich nichts. Meinungsfreiheit ist in unserem GG verankert, das finde ich auch gut. Und darüber nachdenken, dass wir bitte keinen beleidigen, dass sollte selbstverständlich sein und gar nicht erst zum Thema gemacht werden.
******muc Mann
344 Beiträge
Uiuiui!
Das ganze der "vorgeschriebenen" Gleichheit, der politisch sofort verpöhnten Andersartigkeit - wenn eben jemand "unkorrekt" ist, das alles geht doch überhaupt nicht im Thema Toleranz!
Ja, Entsetzen! Aber so könnte man Toleranz auch auslegen. Ist derjenige innerhalb unseren Bubbles intolerant oder derjenige draußen?
Versuche es mal mit dem Status quo, wie er sich darstellt. Es gibt da verschiedene kleine Inseln innerhalb einer Gesellschaft mitten in der EU, in der ein bestimmtes Gebäude an Gedanken über Gleichheit der Geschlechter, der Menschenrassen - was an sich schon eine sehr darwinistische Begrifflichkeit ist - gebildet wurde und die sich die Toleranz der Andersartigkeit und deren Akzeptanz auf die Fahne schreibt. Soweit so gut. Und nun ist diese Toleranz gestützt durch die Theorie der Gleichheit von Wert, Respekt, Würde und was noch alles durch ein deutsches Grundgesetz aus der Nachkriegszeit gestützt scheint. Ist.

Kurze Reflektion der damaligen Situation und die Beweggründe dieses Gesetz so zu schreiben. .... Aus.

Nun ist eben nicht die ganze Welt in dieser unserer Welt- und Gesellschaftssicht mit uns vereint. Sogar nur ein sehr sehr kleiner Teil. Wir im Bubble sagen "erschreckenderweise" und das müsse sich ändern. Außerhalb sieht man es da durchaus anders, und zunehmend manifestiert es sich durch die virtuelle Gleichzeitigkeit im Erleben der unerschiedlichen Orte auf der Erde in eklatantem "himmelschreiendem" Widerspruch zu unserer Auffassung. Praktisch in unserem Wohnzimmer = heile Welt, im Gegensatz zur "unheilen" da draußen.

Ruhe bewahren und sich die Situation "von oben" ansehen. Man sieht unser Bubble und die anderen Bubbles einfach mal in gleicher Weise, wie die Verhältnisse sind.
Da gab und gibt es eine durch althergebrachte Religionen geformte Gesellschafts- und Wertegebäude, die durchaus recht archaisch um die reinen Überlebensstrategien der Menschen bemüht waren und sie nicht selten in ihre Religion und religiösen Verhaltensweisen aufgenommen hat. In den heißeren Regionen ist einfach Schweinefleisch schwer haltbar ohne Kühlung. Also wird es verpöhnt, weil gefährlich und mit einer religiösen Wertigkeit belegt zum Glauben ohne Infragestellung. --dies sein nur ein einziger kleiner, aber vielleicht nachvollziehbarer Punkt. So gibt es unendlich viele in allen Religionen und Gesellschaften. In Allen!

Jetzt haben wir uns auf die Fahne geschrieben, Religion und Staat zu trennen - hach! was für eine Täuschung, da ist immer noch der Kuhhandel von ihro Blutigkeit Adolf mit dem rot gekleideten Popen und der KirchenSTEUER - aktuell peinlicher denn je. Ihr seht, auch die christliche hat sich um ihrerseits Überleben so den ein oder anderen Glaubenssatz unchristlich zurechtbiegen wollen - Zwangsabgabe gegen Stillhalten - Ablaß gegen Sünden, die zunächst erstmal in der virtuellen Welt definiert sind und auf Furcht und Beglückung ebendort verheißen. Ob das nun Nirvana, Fegefeuer oder ein Harem von 70+ "jungen"Frauen ist, alles virtuell was zum dran glauben. Keine Frage, Religionen haben eine ordnende Funktion für die Gesellschaft, hier nicht irgendeine Korrektheit definieren wollen, wo keine ist.

Jedenfalls haben wir uns abseits der Religion versucht ein neues ethisches Bild der Gesellschaft zu schaffen und wohl auch geschafft. Das dies nun seine Berechtigung und Allgemeingültigkeit hat, haben wir festgestellt - haha, in unserem Bubble!
Die Definition der Toleranz haben wir gleich mitgeliefert - gilt für unser Bubble.

Ohne die in unerem Weltbild und Menschenbild verankerte Gleichheit, damit auch die zu gewährleistende Toleranz der eben nicht ganz Gleichen Menschen, in frage zu stellen, kann jedermann in Verwendung des Begriffs "Toleranz" an sich fordern, daß sein ureigenes Weltbild und Gesellschaftsgefüge außerhalb unseres Bubbles eben tolerant zu betrachten und eben so zu akzeptieren sei.
Bumm!
Aber das geht doch nicht, weil es ja um den einzelnen Menschen geht!! Genau!
Also "gehet hin und verbreitet die Botschaft" (des Herrn...usw) verwende ich ganz bewußt, um eine Verbindung mit den Missions-Kreuzzügen herzustellen, die eigentlich so ganz unchristlich und untolerant waren.

Gibt es aktuell Kreuzzüge? Ja, da fallen und gleich ein paar ein. In nahen und mittleren Osten. Und auf dem afrikanischen Kontinent ein paar lokale.
Es gibt sie auch mit wirtschaftlichen Mitteln.
Es gibt sie auch mit Mittels der Diffamierung - und da sind wir wieder vor unserer Haustüre. Wer nicht politisch korrekt ist, welche wir ständig schärfer, noch viel schärfer als die "Zigeunersoße" definieren, ist, und jetzt kommt's: als Person auf dem Podest und zum Angriff freigegeben.
Welch eine historische Situation! Eine öffentliche Steinigung! Jeder darf einen Stein nehmen und werfen! Es geht nicht mehr um das was, es geht schlicht um Vernichtung - ganz zivilisiert natürlich um die politisch- gesellschaftliche!
Jetzt sollte euch politisch korrekt und tolerant das Grinsen aber bitteschön gefrieren.
Was bleibt?
Die Erkenntnis des Dilemmas!
Eine Lösung ist ausnahmslos in einer gewaltfreien Überzeugungsarbeit der eigenen Anschauungen zu suchen.
Die Gesellschaft muß sich wehren und die Überzeugungen sichern in Grundgesetz und Intoleranz gegen Brüche der im Bubble geltenden Regeln.
Ein Paradox: Die Toleranz kann nur durch Intoleranz gegenüber Intoleranten gesichert werden!
Hartes Brot an dieser Stelle auf einer "Erotikplattform". Mal kurz zum zurückholen.
Wenn es einer nur humoristisch sieht, ok.
Wenns schon mal irgendwo von einem "schlaubi" steht, was sicher gut möglich ist, weiß ich es nicht. Habe keine Philosophie studiert, aber es ist einfach nur logisch.

In sofern bestätigen sich die Aussagen von @*******s80 und @*******x_01 , wir sind noch nicht am Ende mit der Überzeugungsverbreitung, damit sind wir per Definition aber auch nicht tolerant der Intoleranz gegenüber, was uns nur zu gern nicht bewußt sein will.
*********uivre Paar
3.675 Beiträge
Zitat von *******s80:
Es gibt Studien

Welche Quellen genau?
Zitat von *********uivre:
Zitat von *******s80:
Es gibt Studien

Welche Quellen genau?

Ich mag jetzt nicht alle raussuchen.

Hier ist aber sehr gut darüber geschrieben und auch mit verweisen

https://www.gender.soziologi … /shades-of-gender/index.html
Wir alle können nichts für die Welt in die wir hineingeboren wurden. Aber jede und jeder kann Verantwortung übernehmen und diese Welt mit gestalten.
Oha, schwere Kost inzwischen. *les*

Tucholsky sagte mal sinngemäß: Prinzipien soll man sich für die Momente aufbewahren in denen es auf Prinzipien ankommt, für den Rest reicht ein wenig Barmherzigkeit.

Das zu einer Zeit in der Intoleranz an der Tagesordnung war. Ich fand dieses Zitat immer hilfreich, denn es geht darum hier den Spagat hinzubekommen zwischen Rechthaberei und berechtigten Dingen.
Profilbild
**********einer Frau
973 Beiträge
Mein Mann und ich sind Swinger - bewegen uns also unter Menschen, die ziemlich tolerant sind. Aber auch hier bin ich manchmal fassungslos, welch unglaubliche Intoleranz in diesen Kreisen herrscht. Nicht unbedingt, wenn es um Sex geht. Aber bei unterschiedlichen Meinungen streitet man sich manchmal wie die Kesselflicker.
Toleranz bedeutet, andere Standpunkte und Lebensweisen zu akzeptieren und andere Meinungen zuzulassen. Gelebte Toleranz in einer Demokratie bedeutet aber nicht nur, andere Auffassungen zu dulden, sondern auch, dass wir aufeinander zugehen und auch andere Meinungen kennenlernen. Es bedeutet, sich in die Situation anderer hinein zu versetzen und dafür Verständnis zu haben. Denn erst dann können wir andere verstehen und eine andere Meinung ablehnen oder annehmen.

Wichtig ist, sich für den anderen zu interessieren und niemanden für besser oder schlechter zu halten, nur weil er oder sie eine andere Meinung hat. Es ist sogar ziemlich spannend, fremde Standpunkte, Lebensweisen und Meinungen kennenzulernen, denn neue Eindrücke und Erlebnisse können unser eigenes Leben sehr bereichern.

Oftmals kommt es dann laut meiner Sicht zum Streit oder Konflikt, wenn jeder seine Meinung für unantastbar hält. Liest man gerne im Forum. Das ist meine Meinung, lass sie einfach stehen, Nachfragen werden als Angriff gewertet und einige möchten nicht darüber sprechen. Nachfragen bedeuten für mich aber Interesse an der anderen Sichtweise, oder auch zum besseren Verständnis für mich.
*********ve69 Mann
8.194 Beiträge
Zitat von **********einer:
Mein Mann und ich sind Swinger - bewegen uns also unter Menschen, die ziemlich tolerant sind. Aber auch hier bin ich manchmal fassungslos, welch unglaubliche Intoleranz in diesen Kreisen herrscht. Nicht unbedingt, wenn es um Sex geht. Aber bei unterschiedlichen Meinungen streitet man sich manchmal wie die Kesselflicker.
Das muss man vielleicht etwas differenzierter betrachten. Swinger sind ggf. tolerant was die Sexualität betrifft. Deshalb müssen sie in Bezug auf Religion, Politik, etc. aber noch lange nicht tolerant sein. Toleranz bezüglich eines Themas lässt sich meines Erachtens nicht beliebig auf andere übertragen.
*******llie Frau
2.177 Beiträge
Zitat von *********ve69:
Zitat von **********einer:
Mein Mann und ich sind Swinger - bewegen uns also unter Menschen, die ziemlich tolerant sind. Aber auch hier bin ich manchmal fassungslos, welch unglaubliche Intoleranz in diesen Kreisen herrscht. Nicht unbedingt, wenn es um Sex geht. Aber bei unterschiedlichen Meinungen streitet man sich manchmal wie die Kesselflicker.
Das muss man vielleicht etwas differenzierter betrachten. Swinger sind ggf. tolerant was die Sexualität betrifft. Deshalb müssen sie in Bezug auf Religion, Politik, etc. aber noch lange nicht tolerant sein. Toleranz bezüglich eines Themas lässt sich meines Erachtens nicht beliebig auf andere übertragen.

Danke Dir - da bin ich aber so was von absolut Deiner Meinung!*top*
*********dyHH Frau
136 Beiträge
Genderdiskussion aus der Sicht einer "Betroffenen":

Ich bin transsexuell. Und freue mich über die Toleranz und Akzeptanz, die mir von den Mitmenschen hierzulande durchaus entgegengebracht wird. Dies in dem Bewußtsein, dass es viele Länder gibt, in denen mein So-sein ein ernsthaftes Problem bedeuten würde. Um Toleranz und Akzeptanz zu erfahren kann ich selbst einen Beitrag leisten, eine kultivierte Sprache (und Sprachfähigkeit) sind da sehr hilfreich.

Natürlich wird die Genderdebatte nicht aufgrund der Minderheit geführt zu der ich zähle, es geht um den Versuch, Männer und Frauen in Sprache gleichzustellen.
Die Lufthansa beginnt gerade die Begrüßung "Meine Damen und Herren, willkommen an Bord" abzuschaffen, in der Meinung, die Begrüßung müsse genderneutraler sein.
Dieser Umstand, sowie Gendersternchen und sämtliche "......Innen", etc.... wirken aber gekünstelt, es liest sich unschön und in der aktuellen Vorwahlkampfzeit wird die Debatte darum auch noch dankbar aufgebläht.
Sensibilisierung für wichtige Themen sollte allerdings nicht durch aufoktroyierte Sprachregelung erfolgen, sondern über Aufklärung.
Ein gutes Beispiel hierfür wäre das "D" für divers, welches Ihr seit Einführung des Buchstabens immer wieder bei Stellenausschreibungen findet.
Politisch sehr korrekt. Problem: am ehesten finden sich dabei noch die Intersexuellen gemeint ein kleiner Teil meiner ohnehin kleinen Community. Ich habe als Psychotherapeutin u.a. Gutachten für die
Personenstands- und Namensänderung bei Transsexualität durchgeführt und kann fachlich versichern:
Da möchte niemand divers sein....
Solche Umstände zu diskutieren würde ich als Aufklärung zu diesem Thema bezeichnen.
Ohne diese, nur über Einführung politisch scheinbar korrekterer Sprache, entsteht eher Belustigung und Verärgerung bei einer großen Mehrheit.
Ob es der Sache dient darf bezweifelt werden.
******muc Mann
344 Beiträge
Zitat von *********dyHH:
Genderdiskussion aus der Sicht einer "Betroffenen":

...................
Ich habe als Psychotherapeutin u.a. Gutachten für die
Personenstands- und Namensänderung bei Transsexualität durchgeführt und kann fachlich versichern:
Da möchte niemand divers sein....
Solche Umstände zu diskutieren würde ich als Aufklärung zu diesem Thema bezeichnen.
................

Unterhaltung von "diversen" Freund /-innen /- en /-es über die Erfahrungen bei Geschlechtsangleichungen: "Genau das kann ich mir lebhaft vorstellen. Achso, du bist nicht Frau oder Mann, sondern "divers". Und was kreuzt du dann auf dem Personenbogen an, wenn du was bestellst? Frau oder Mann? Ach nein, da fehlt ja "divers". Gibt's denn bei -Flotto- auch eine Größentabelle für divers? Auch nicht!! Omg! ...."
Tja, divers, also nichts, was nichtmal eine Anredeform hat, möchte man nicht sein. Allein davon könnte man ja schon Pickel kriegen, jedesmal dieses Getöse.
Aber "man" möchte ja nicht in eine Anredeform gezwungen werden. Auch finde ich diese w/m/d rumgeeiere einfach "per"-vers. Genau da ist dann auch der Gleichklang, der den Leuten einfach zu schaffen machen kann. Das würde sogar über meine Toleranz gehen, wenn jemand mit Stocken mich divers nennen würde, auch wenn ich genau wüßte, daß es stimmt und ich eh die "per"-versteste Kreatur unter dem Mond wäre.
Aber wie soll "man" nun? Jedenfalls nicht "divers" oder sonst ein Wortungetüm wie "geschlechtsunbestimmt" oder "geschlechtsadaptiert" oder sonst was doofes.
Auch die nächste Stufe "Transfrau", also DIE Transfrau oder umgekehrt wäre einfach zuviel und intim für eine Anrede. "uiui, das wollte ich doch garnicht wissen..." schießt es mir in den Kopf und DER person wäre schon mein Mitleid sicher - das ja keiner bestellt hat!
" Darf ich vorstellen, das geschlechtsangeglichene Josebelle Müller....." Zum fremdschämen und dann natürlich "der" oder "die" vermieden und ersetzt durch ein entpersonifiziertes "es". Da schallt doch die Ohrfeige schon vorher ein Echo!
Wie nun? Genauso ist aber gaga, in den Stellenausschreibungen zwanghaft unter Strafe gegen die Korrektheit dieses "d" da hinzukritzeln. Einfach ohne jede Geschlechtsdefinition und damit sind alle gemeint. Ist doch das natürlichste von der Welt. Keiner muß ein Schild raushängen, "hier wohnt kein Idiot /in /es".
Ja so eine Anrede ohne Fallstricke ist echt nicht da! Mir fällt nix ein.

Also Gendern ist per se kein Ausdruck von Toleranz. Sogar das Gegenteil wegen Einordnungszwang.
Wenn ein Mensch auf der Arbeit vor mir sitzt und nicht m oder w ist, frage ich ganz höflich, wie möchten sie angesprochen werden.
Bislang wurde ich dafür noch nicht gescholten. Wenn ich aber daran denke, das man sein gewähltes Geschlecht nicht überall leben darf, dann ist das für mich nur das Kleinste.

Eine Person, die sich als divers identifiziert, fühlt sich vielleicht dem männlichen oder dem weiblichen Geschlecht näher. Dementsprechend wird sie die Anrede „Herr“ oder „Frau“ und die entsprechenden Pronomen „er/sie“ bzw. „sein/ihr“ bevorzugen.
******muc Mann
344 Beiträge
--- ja wenn er / sie sich da tatsächlich entscheiden kann, ist's ja easy. Wenn aber nicht und am Montag noch im Rock unterwegs, aber am Mittwoch einfach Bock mal "dicke Hose", Hemd und Breite Männeruhr...
Treff da mal den richtigen "Tag".
Ist es wegen der Absenz einer dritten Anrede so, daß "man" gezwungen ist, sich zumindest temporär zu entscheiden ? Fände ich intolerant sich selber gegenüber, zwanghaft. Gut, die meisten kommen da nie an das Problem ran, deswegen ist es entweder schwer vorstellbar oder einfacher als gedacht ??
@******muc

Es hat das äußere Erscheinungsbild mit den inneren Gefühlen zu tun? Ich kann mich auch kleiden wie ich lustig bin.
******muc Mann
344 Beiträge
Genau hinschauen. Ich hatte garnicht über die inneren Befindlichkeiten geschrieben: "...aber am Mittwoch einfach Bock mal "dicke Hose", Hemd und Breite Männeruhr... " sondern eben nur auf die Lust was anzuziehen. Das Dilemma beginnt ja beim Umfeld, das dich nach der Kleidung erstmal einordnet und in bester Absicht versucht, die richtige Anrede zu finden.
Diese jedoch, wenn sie falsch ist, würde dich ja tatsächlich als Person meinen und vielleicht verletzen.

Was da bleibt ist diese thermomix-politische Übersensibilität, die es zu entwickeln und pathetisch (im deutschen Sinn) vorzutragen gilt. Dieser Brustton der pseudotoleranten Klage ist dann pathetic (im englischen Sinn).
*********dyHH Frau
136 Beiträge
die allermeisten Transsexuellen nehmen große Mühen auf sich, um ein möglichst gutes "passing" zu erreichen, sie möchten also möglichst eindeutig als ihrem Wunschgeschlecht zugehörig sozial erkannt werden. Uns sie freuen sich über Toleranz und Höflichkeit, und wenn sie als "Frau" oder "Herr" in der von ihnen gelebten Geschlechtsrolle angesprochen werden erfüllt es wirklich mit Freude.
Als "Divers" angesprochen zu werden wird eher als unangenehm erlebt.
Im Transsexuellengesetz ist sogar ein Offenbarungsverbot vorgeschrieben, amtliche Stellen müssen Vorsorge dafür treffen, dass in Dokumenten das Ursprungsgeschlecht und der rechtliche Geschlechtsrollenwechsel nicht erkennbar ist.
Insofern ist "Divers" wirklich unglücklich und von Gutmenschen gemacht, die (wie schon in meinem ersten Beitrag hierzu angeführt) sich leider nicht die Mühe machten, Betroffene zu fragen.

Was aber eigentlich blöd ist: die "Innen", das Gendersternchen, der Doppelpunkt sind ja eher Versuche, die in den Augen der gutmeinenden Reformwilligen die Sprache gleichberechtigter zwischen Mann und Frau zu gestalten. Dies hat mit dem "D" nur insoweit zu tun, als dass "alles ja nur gut gemeint ist".
Aber in der Diskussion darüber wird die Frage nach mehr (sprachlicher) Gleichberechtigung von Frauen mit dem Genderthema "gemixt". was aus meiner Sicht weder der Sache der Frauen noch der Transcommunity nützt.
Mit diesem "Mix" ist es für eher konservativ orientierte Wahlkämpfer leicht, Stimmung gegen Gleichberechtigungsbemühungen zu machen - und zwar auf breiter Front.
Dies ganz einfach aus dem Grund, weil * & co einfach sprachlich klobig und unästhetisch wirken.

Mein Vorschlag: Wenn die Politik etwas für Besserstellung von (nicht kleinen) Minderheiten tun möchte, sollte sie bessere Hilfen für alleinerziehende Frauen, Strukturen von Altersheimen etc. gestalten!
Anstatt in künstlich anmutenden Debatten den Kern der Anliegen zu verfehlen, man feiert sich nur als eher liberal oder konservativ ab.....
Wenn ich einen Menschen vor mir habe, wo diverse im Ausweis steht, frage ich, wie die Person angesprochen werden möchte. Ohne Pronomen verwende ich nur den Namen, wenn ein Pronomen genannt wird bleibe ich dabei. Da spielt es für mich keine Rolle welches äußere Erscheinungsbild am nächsten Tag zu Tage kommt.

Wenn ein Herr mit Frauenkleidern erscheint ist und bleibt der Herr auch ein Herr. Nicht Frau, nicht diverse.

Ich sehe hier ehrlich gesagt nicht die Problematik.

Man kann sich auch nicht einfach entscheiden, ich bin ab morgen diverse. Alles, die ganzen Papiere müssen geändert werden und nachträglich vom Arzt bescheinigt werden, Ähnlich auch, wenn aus einer Frau ein Mann wird. Das muss gerichtlich beantragt werden, ist nicht günstig und ziemlich anstrengend, da diverse Gespräche mit Psychologen erfolgen.

Bezüglich der ** sollen meines Wissens nach nicht diverse angesprochen werden, sondern die Geschlechterspezifische Sprache neutralisiert. Das zum Beispiel Mädchen damit aufwachsen, das manche Berufe nicht männlich klingen und umgekehrt.
@*********dyHH

Meinst du mit unkenntlich, wenn offiziell aus einer Frau ein Mann wird und umgekehrt?

Wenn das gerichtlich durch ist, gibt es das alte Geschlecht nicht mehr und es ist auch nicht ersichtlich das stimmt.
******muc Mann
344 Beiträge
Eine Freundin von mir ist den ganzen Weg gegangen. Erst die Hormone, dann das Leben und schließlich auch die OP 2019. Und dann wurde sogar jedes Zeugnis und Meisterbrief eben durch den neuen Namen und Anrede ersetzt. Ja auch die Firmenanmeldung und die ganzen geschäftlichen Unterlagen, Bank, steuer,.....
Und schließlich ist er>sie dann auch bei der Heiratsurkunde angelangt, die nun eine gleichgeschlechtliche Ehe vor dem Termin der Erlaubis einer solchen eben dokumentiert. Geradezu lustig! Und vor über 12 Jahren hatte ich schon gewitzelt, daß man bei den beiden von hinten schon oft mal ins schleudern kommt, ob der Mann links oder rechts geht. Lange Haare waren schon immer "andersrum" verteilt. Ich mag sie beide immer noch gleich, auch wenn es nun beides Mädels sind, und eben da hatte ich noch nie einen Gedanken an "divers". Es ist schon eine Umstellung, wenn man es so mitbekommt, aber schön, sie weiterhin glücklich zu sehen. Da hatte ich schon etwas Sorge - unbegrüdet wie sich herausstellte.
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