@ MarkAnton1966
Ich kann in meinen Ausführungen "ideologisierte Debatten" nicht erkennen. Ich nehme allerdings mit einem weiteren Befremden wahr, dass allein das Anschneiden des Themas "gendergerechtes Sprechen" sofort die 'rote Lampe der Ideologisierung' aufleuchten lässt. Wahrscheinlich bedürfte das 'Gener-Neusprech' eines eigenen Threads, aber ich hielt es nicht für unangebracht, und zwar aus folgendem Grund:
Unsere Zeit wird zuweilen auch "die Kommunikationsgesellschaft" genannt. Die Kommunikation spielt in der Tat in unseren Tagen eine große Rolle. Die 'sozialen Medien', die allerdings teilweise auch zu eher 'asozialen Medien' avancieren, beballern die Welt mit einer Flut von Worten. Die Musikkultur, die zu einem wahrlich nicht unerhblichen Maße vom Rapp bestimmt ist, produziert etwas, das man mit einem künstlichen Wort in Latein gern als "Logorhoe" - also 'Wortdurchfall' - karikiert. Dem "Gender-Neusprech" - ich nenne es gern auch weiterhin so in Anlehnung an G. Orwell - liegt allerdings ein Trugschluss zugrunde.
Eigentlich ist es so, dass 'die Sprache das Denken widerspiegelt'. Dass 'die Sprache auch das Denken beeinflussen' kann, ist im Umkehrschluss natürlich nicht auszuschließen; aber der Pferdefuß besteht eben darin, dass die Sprache, und zwar schon lange bevor das Denken zu einer wirklichen Klarheit gelangt sein kann, schon von allerlei 'unerwünschten Effekten' beeinflusst wird, z.B. fehlerhafte Begriffe durch mangelnde Sprachkenntnis, die aus der Migration kommt, oder durch präkäre soziale Verhältnisse entstehende Deformitäten in der Sprache.
Ein Beispiel dazu, wie nicht einmal ein Gender-Sternchen dazu verhilft, zu einem anderen Denken zu gelangen. Markus Lanz hatte in seiner Sendung eine "Expert*in für... (das Thema ihrer Expertise spielt hier keine Rollle); ihr Name war, wie in der Sendung üblich, mit diesem Zusatz eingeblendet. Markus Lanz sprach sie dann in einer bestimmten Angelegenheit an und sagte: "Sie sind also jemand, DER...".
Grammatikalisch ist "jemand" das generische Maskulin", das rein gar nicht verlangt, danach von "der" zu sprechen. Wenn Markus Lanz also etwas von der "das Geschlecht seines Gegenübers beachtenden, wertschätzenden Weise" verstanden oder gar verinnerlicht hätte, dann musste er seinen Satz gesagt haben: "Sie sind also jemand, DIE...". Also hat der ganze Gender-Sternchen-Wahnsinn das Denken des Herrn Lanz überhaupt nicht beeinflusst. Für mich ist das einer von vielen Beweisen, dass es unnütz ist, und mithin auch ein Trost; denn den "Beeinflussungen" des Denkens vonseiten der Sprache stehe ich aus guten Grund sehr skeptisch gegenüber, denen Herr Lanz wenigstens widerstehen konnte.
Es haben sich im gendergerechten Sprechen aber schon einige Möglichkeiten aufgetan, welche nicht die Sprache vergewaltigen; dass man heute geschickterweise von "Studierenden" spricht, erspart diese ganzen Verkrüppelungen der Sprache; dazu gibt es noch zahlreiche andere Beispiele, die eben zeigen, dass man beim Sprechen den anderen Menschen um sich herum die nötige Aufmerksam schenkt.