„Eine HSP-Freundin sagte, die Gefühle anderer (!) grillen sie wie die Strahlen einer Mikrowelle. Sie kann ihre feinen Antennen nicht selbst konfigurieren, die nehmen ALLES auf und leiten es unsortiert weiter. Oft kann sie kaum unterscheiden, was noch ihre eigenen Gefühle in dem ganzen Mix sind.
Eine für andere oberflächlich ausgelassene Feier kann für sie stressig sein, weil sie alle unterschwellige Konkurrenz, Sorgen, Neid, Verachtung etc spürt.
Umgekehrt flashen sie zb Popkonzerte bis zur Euphorie.
Nebeneffekt des Overkills an Eindrücken aller Art: der „Arbeitsspeicher“ im Kopf ist schnell voll; dann braucht sie Rückzug, Entspannung, reinigende Ruhe. Und das oft sehr abrupt - was andere schwer nachvollziehen können und als unhöfliche Ablehnung missverstehen.
Eine interessante Formulierung deiner Freundin
So ähnlich war es für mich v. a. in jüngeren Jahren - es war, als könnte ich als einzige Person in meinem Dunstkreis sämtliche Kommunikationsebenen auf einmal wahrnehmen. Mich hat das halb kirre gemacht, denn Menschen kommunizieren bewusst ja meist stark gefilterte Nachrichten, während die unbewusste Kommunikation nahezu ungefiltert stattfindet - im Prinzip sagt da der Mund häufig etwas anderes als der Rest des Körpers.
Die Systematik dahinter habe ich irgendwann kapiert, das nachträgliche Filtern war auch schnell antrainiert. Zwar ist das für mich je nach Umgebungsvariablen auch trotz angebautem Filter noch brutal anstrengend, allerdings begebe ich mich auch äußerst selten in Situationen, in denen mich diese Überforderung gewissermaßen kalt erwischt.
Zum einen bin ich generell lieber für mich, das ist gewissermaßen meine Zeit zum Batterien aufladen. Zum anderen bereite ich mich auf soziale Happenings mental immer sehr gut vor.
Denn egal was es ist, wenn ich mich im Vorfeld darauf einstellen konnte (dauert je nach Kontext Stunden bis Tage oder Wochen), halte ich die Situation auch ganz gut durch. Zumindest muss ich dann wahrscheinlich doch nicht fluchtartig komplett aus der Situation raus, sondern ziehe mich zwischendurch bewusst zurück, um eine vollkommene Erschöpfung zu vermeiden.
Bin ich nicht darauf vorbereitet, komme ich oft gar nicht auf die Idee, mir Verschnaufpausen zu gönnen - dann bin ich so im Battle gegen das Dauerfeuer an Input, dass ich die Situation oft erst als solche begreife, wenn ich im bildlichen Sinne rückwärts taumelnd schon die Orientierung verliere.
Denn Körpersprache kann ich lesen wie ein Buch. Vorausgesetzt, die Person befindet sich in sozialer Interaktion, die ich visuell
in Ruhe verfolgen kann. Da reicht eine relativ kurze Zeit, um von der entsprechenden Person eine Charakterbeschreibung geben zu können, die teils in gruselig detailiertem Ausmaß zutrifft. Befinde ich mich jedoch selbst in Interaktion mit besagter Person, regele ich diesen Inputkanal automatisch sehr weit runter, sonst würden mich die nonverbal vermittelten Informationen nämlich regelrecht anschreien (ja, grillen!) - parallel zum verbalen Austausch, der ja ohnehin schon viele Ressourcen beansprucht.
Das ist auch ein Grund, warum ich Menschen bei Unterhaltungen oft nicht ansehe, wenn ich spreche. Denn die Verarbeitung des Inputs, der allein über ihre Mimik zu mir "strahlt", ist anstrengend genug, um meine Denkprozesse zu stören und die brauche ich ja um die Konversation zu führen - zumal ich auch erst beim reden denke, denn vorher komme ich ja gar nicht dazu, denn da ist ja jede freie Ressource permanent mit Input-Verarbeitung beschäftigt und das auf mehreren Ebenen zu mehreren Themen parallel und irgendwo ist immer ein Fenster mit unendlich vielen Tabs offen, wo noch die long-term Parallel-Prozesse laufen, die gefühlt meine ganze Existenz begleiten und warumauchimmer ständig in Update-Bereitschaft sein müssen.
örgs...
Angesichts dieser Anstrengungen verwundert mich nicht, dass ich jeden Morgen eine Weile zum booten brauche (damage report 🫠), nachtaktiv bin (weniger los = weniger Reize = mehr Platz zum denken), Steine mag (❤️) und Musik für mich eine Drogenrausch-ähnliche Erfahrung sein kann.