Aufguss!

Ganz schrecklich:
Die Stimme vom Personal: „Aufuss, diesmal von einem Gast ...“ - beim Eintreten in die Saunakabine sind etliche Plätze mit Handtüchern zum Reservieren und/oder Trocknen schon belegt, das macht schon mal keinen guten Ersteindruck.
Und wenn dann noch jemand der Gäste trotz „voller Bude“ weiter liegen bleibt, keinen Platz durch Hinsetzen macht obwohl es eng und enger wird, erkennt man schnell die Egoisten.

Der Aufgießer-Gast ist von sich selbst so überzeugt, dass er genau weiß, was alle anderen Gäste wünschen oder gefälligst als Wunsch zu haben müssen …; er hat die kleine Büchse mit den Eiskristallen vom Personal bekommen und haut eine Menge davon auf den Ofen, setzt sich auf eines der „reservierten“ Handtücher und merkt dann, dass es wohl doch zuviel war, also Tür nochmal auf und nun endlich (!) kommt relativ frische Außenluft hinein – unterstützt von seinem Sitz-(!)Handtuch.
Dann öffnet er eine Aufgussflasche, gibt ein wenig davon in den Aufgusseimer und dann ab damit auf den Ofen und die Bemerkung „das muss sich erstmal in der Luft verteilen“, er setzt sich wieder auf sein Handtuch, steht nach ca. 2 Minuten wieder auf, nimmt das Handtuch und versucht, damit die Luft zu verteilen, leider ohne jeglichen Sinn für die Physik erwärmter Luft, sondern relativ wild. Dann, so meint er, sollen wir das erstmal „genießen“, er setzt sich wieder auf immer noch dasselbe Handtuch und schwitzt mit uns gemeinsam – wir inzwischen mit etwas Angstschweiß wegen der Dinge, die womöglich noch passieren und richtig: der Ersatz-Aufguss-Meister nimmt die nächste Flasche, gießt ein wenig davon in den bereits vorgemischten Topf und die Sache nimmt erneut ihren bekannten Verlauf mit absolut unbekannter und undefinierbarer Duftzusammensetzung, als Ergänzung kommt nun (als „Banja-Aufguss -?) auch etwas Feuchtigkeit aus dem Handtuch beim Versuch des Sturm“wedelns“ auf die Sitzenden …
Wir gehen dann vor der dritten Runde doch lieber raus und verzichten auf weitere Aufgüsse an dem Tag und an dem Ort - auch zukünftig.

Ein Mitarbeiter vom Personal kommt nach dem „Aufguss“-Klingeln in die Saunakabine, gießt mit der Kelle etwas aus dem Aufgusseimer auf den Ofen, dreht 3x das Handtuch in der Luft und macht das genau 3x insgesamt, geht dann wortlos wieder raus und wir fragen uns, ob es das schon war oder ob noch was kommt … - die erste Variante war richtig.

In einer Außen-“Galerie“-Sauna kommt eine lt. Namensschild Auszubildende, ca. 1,5 m groß zum Aufguss. Das Problem dürfte die insgesamt bestimmt knapp 6 m hohe Sauna sein – und das erweist sich als zutreffend.
Die Obensitzer (also auch wir) sehen zwar, wie die junge Wedelerin sich wirklich alle Mühe gibt, aber es kommt fast nichts oben an.
Vielleicht sollte man dort (die Templiner „Naturtherme“) mal über eine technische Lösung nachdenken, denn auch bei den größeren (= längeren) Aufgießern ist es kaum besser.

Der nette Gast, mit dem wir uns vorher angenehm unterhalten haben, ist in dieser Saunaanlage um diese Zeit dran. Manche Rituale sollte man als „nur-manchmal“-Stammgast nicht verändern.
Er gießt vorsichtig ein paar Tropfen „seines“ Mittels auf die Wasserkelle – wie bei den anderen Aufgüssen vorher dort auch. Uii – schrecklich süßlich, hoffentlich wird das bei den anderen Düften danach besser, hoffentlich geht das schnell.
Nein. Der Gute nutzt ein „Wedeltuch“ (Tüchlein wäre richtiger, weil etwa in Größe der sog. „Gästetücher“), das er sorgsam und bestimmt mit viel Übung vorher zu Hause in mäßigem Tempo aus- und wieder einwickelt. An heißer Luft kommt nichts an, jedenfalls nichts, was merkbar wäre. Die erste Runde dauert nun schon 12 Minuten …; …; es folgt die zweite mit ähnlich süßlichem „Duft“.
Danach gehen wir lieber raus – nach über 20 Minuten ohne wirklichen „richtigen“ Aufguss, aber mit ein wenig Atembeschwerden ...

Der Aufguss erfolgt relativ professionell, aber man merkt den Aufgießenden den Berufsstress doch an. Das aromatisierte Wasser wird mehr oder weniger über die Steine verteilt, dann drehend etwas verwedelt, dann schnell vor den Reihen mit „Abschlagen“ vorbei gegangen.
Ja, wir haben Verständnis für Euch, Ihr seid sicher gestresste Mitarbeiter/innen eines profitorienterten Unternehmens.
Aber muss das wirklich sein, dass zum Schluss alle zum Hohoho beim „Hubschrauber“ aufgefordert werden? Lasst es doch mal ruhig ausklingen …

Warum, verflixt nochmal, wird bei den Aufgüssen immer wieder mal die kalte Luft von der Füßen der unteren Reihe nach oben gewedelt? Warum dann vorher und nachher das heiße Aufgiessen?
Gibt es für die Sauna physikalische Sonder-Regelungen, nach denen heiße Luft auch mal nach unten steigen kann und die dann wieder nach oben geleitet werden muss?
Oder was soll das …

Es ist ein „Sauna-“Event“, die Kabine ist rappelvoll, es kommt immer wieder jemand, der/die meint „ach, da passe ich doch noch dazwischen“ und macht das dann auch, Nackt-Körperkontakt ohne Fragen (und auch auf dem eigenen Handtuch)…; wenn das im Swingerclub passieren würde!
Auch in der Reihe vor uns ist man ungeniert: wir haben die Beine im Schneidersitz und lassen die also nicht auf die untere Bank. Das ist eine gute Gelegenheit für die sich davor Hinsetzenden, um das eigene Handtuch erstmal ordentlich nach oben auszubreiten - „Oh, habe ich getroffen? Na ist ja nicht so schlimm“; wenn sie meint ...

Schräg vor uns beginnt der jungerwachsene Sohn von der untersten Reihe mit seinem Vater auf der obersten oder mittleren Reihe ein Gespräch, da geht es um verschiedene Maschinen, ersatzweise Nachbarn oder das familiäre Essverhalten, die Aufgießer/in schaut zwar etwas streng zu den Beiden, wird aber nicht wahrgenommen.
Warum auch, denn ein anderer Gast, der eben noch lautstark, aber ungefragt über die Vorzüge der NVA (eine überkommende Abkürzung …) räsonierte, stimmt nun ein Wehrmachtslied „Schwarzbraun“ oder „In einem Polenstädtchen“ an und wir überlegen besorgt, ob anschließend vielleicht „Bomben auf Engelland“ oder ähnlicher Sch*** begonnen wird, es geht aber „nur“ über in den „Schönen Westerwald“.

Wir halten durch, überlegen aber: wollen wir wirklich in den nächsten Aufguss wieder ein?!
Es wird anders, denn nun wird eine Soundmaschine angefahren, die ist laut genug, dass eigene Lautäußerungen sinnlos wären.
Zu hören ist dann z. B. „Cordula Grün“ - ein famoses Lied, bei dem der Refrain ganz ganz schnell erlernt und auch mitgeplärrt werden kann.
Noch schöner ist aber von Voxxclub eine bajuwarische „Verarbeitung“ des Queens-Titels „We Will Rock You“, nun also „Rock mi“. Ja, wir haben uns dabei anstecken lassen und auch in die Hände und (im Gegensatz zu den mecklenburgischen Stammgästen dort) auch auf die Schenkel geklatscht, nicht nur auf die eigenen …

War also insgesamt doch nicht so schlimm?!

Der/die Aufgießerin kommt pünktlich (!) zur Aufgusszeit, wedelt mit dem Handtuch frische Luft von draußen hinein (also „unten“ rein und „oben“ raus – das ist jetzt nicht sexuell gemeint!), erklärt bei der Gelegenheit den eventuell anwesenden Neulingen sein Vorhaben und bittet schon jetzt um weitgehende Ruhe und Konzentration. Wer raus will, kann das jederzeit, besser wäre es aber nach einer Aufgussrunde.
Dann beginnt die erste Runde des Aufgießens – konzentriert über die Steine, langsam, aber nicht gemächlich, danach das Rundumverwedeln, auch in die Ecken. Dann, und das geht auch mit kleineren Handtüchern, das direkte Anwedeln, das „Abschlagen“. Und dabei merkt man, wer wirklich Profi ist: je nach Reaktion erfolgt es bei den nächsten Runden auch differenziert, mal stärker, mal abgeschwächter. Bei den schon länger bekannten Gästen kommt manchmal ein kleines Lächeln, aber es bleibt weitgehend ruhig. Obwohl zwischendurch auch mal eine kleine lustige Bemerkung kommt, die aber die Stimmung nicht stört.
Wenn wirklich mal jemand der Gäste die eigene Rederei nicht stoppen kann, kommt eine kleine, aber direkte Bemerkung und dann ist wieder Ruhe, man kann sich auf den Aufguss konzentrieren.

Und manchmal gibt es, wenn der „offizielle“ Teil vorbei ist, für die wahren Fans noch einen Nachschlag …
Na gut: gab es, auch dort ist es schlechter geworden ...

… versucht man sich den „perfekten“ Aufguss zum Vorbild zu nehmen.

Dazu kann man zu Hause auch schon mal üben, wie das mit dem direkten Anwedeln gut funktioniert.

Je nach Saunaanlage sollte man sich an die sonstigen Gepflogenheiten halten.
Wenn es also z. B. bei drei Runden üblich ist, auch drei verschieden Duftsorten zu verwenden, ist es nicht verkehrt, das auch so zu handhaben. Dabei aber auf die Reihenfolge achten und nicht die „starken“ Düfte am Anfang verwenden.

Ärgerlich sind dann die Gäste – und das trifft auf die „passiven“ Aufgüsse auch zu -, die entgegen der Ansage nicht nach den Aufgussrunden den Raum verlassen, sondern während des Wedelns, wenn man also gerade versucht, die Hitze und den Duft zu verteilen. Manchmal sind diese Störer auch die, die bei der ersten Runde von unten nach oben gehen „mussten“, weil es nicht heiß genug war …

Aber die meisten Besucher/innen sind angenehm und verzeihen auch dann schnell, wenn sie das Handtuch mal kurz gestreift haben sollte …

... ist für Saunabesucher ja doch immer aktuell, es lag aber über zwei Jahre still, wurde so automatisch geschlossen.

Wir hatten uns kürzlich im kleinen Saunafreunde-Kreis über Aufgussarten und -techniken unterhalten und auch in einigen Beiträgen in anderen Themen wird auf die Aufgüsse Bezug genommen.

Also - ist dieses Thema wieder offen, Ihr könnt hier gern wieder schreiben, wir machen das demnächst auch wieder ...