Die Diskussion hatte ich im realen Leben in letzter Zeit mehrfach.
Seien wir doch mal ehrlich: Frauen, die selbstbewusst zu ihrer Sexualität und ihren Wünschen stehen, werden in unserer Gesellschaft immer noch häufig stigmatisiert und müssen sich dem Vorwurf aussetzen (oder wähnen sich latent dem Vorwurf ausgesetzt), etwas moralisch anrüchiges zu tun, wenn sie sich einen beiläufigen Sexualpartner oder -partnerin gönnen. Dabei kommen diese Vorwürfe am häufigsten aus den Reihen anderer Frauen.
Wie weit ist es denn da eigentlich mit der vielbeschworenen Toleranz unserer Gesellschaft bestellt in einer Zeit, in der man die Einführung der "Ehe für alle" feiert, aber den "Sex für alle" moralisch abwertet?
Ich soll den Schwulen tolerieren, die Lesbe, den / die Trans, den TV, den Latexer, jedwede Minderheit, die genug Leute zusammenbekommt, um einen Newsletter zu verschicken. Aber eine selbstbewusste, emanzipierte und sexuell eigenständige Frau soll ich nicht tolerieren dürfen?
Worin liegt da der Sinn?
Das merkt man ganz besonders bei der jungen Generation, den Anfang-Zwanzigern. In unsicheren Zeiten aufgewachsen, haben diese jungen Leute sehr häufig den Drang nach der scheinbaren Sicherheit der Konformität und vernachlässigen es dadurch, zu ihren eigenen Wünschen und Sehnsüchten zu stehen. Wir züchten derzeit eine durch Konformität sexuell kastrierte Jugend heran, die als Erwachsene diese verstockte Geisteshaltung weiter tragen wird.