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Die gute alte Schellackplatte

Die gute alte Schellackplatte
Wahrscheinlich hat die gute alte Schellackplatte noch kein eigenen Thread bekommen, dann werde ich das mal ändern. Jeder kennt die ur-ur-uralten zerbrechlichen Schellackplatten, Grammophonplatten, 78-Umdrehungen-Platten oder wie man sie auch nennen mag. Für mich ist die Schellackplatte auch wichtig, auch als Sammelobjekt, obwohl nur tendenziell eher wenige Genres oder Interpreten wirklich interessant sind, aber man sollte den Ursprungstonträger nicht unterschätzen.
Mit der Schellackplatte fing ja bekannterweise alles an. Ohne sie gibt es nicht das, was wir hier so lieben, die Schallplatte. Patentiert im Jahre 1887 durch den Hannoveraner Tüftler Emil Berliner, welcher auch mal in die USA ausgewandert war, um in einem Laboratorium zu experimentieren. Er war aber so schlau und hat sein Patent mit nach Europa wieder mitgenommen, um die flache schwarze und runde Scheibe auf dem alten Kontinent zu etablieren. In den USA gab es ja schon ein historisches Tonträgersystem des Multi-Erfinders Thomas-Alva Edison. Den walzenförmigen Tonträger nebst Abspielgerät namens PHONOGRAPH. Ich selbst besitze einen originalen Edison GEM-Model Phonographen von 1905. Zu der flachen Scheibe Emil Berliners konnte das Edison-System in Sachen Repertoirewert, also bekannte Künstler und Klangqualität nicht mehr mithalten, sodass unsere geliebte Schallplatte sich weiterentwickeln konnte. Ich bin deshalb auch von Schellackplatten fasziniert und besitze so einige tausend Exemplare angefangen von meiner schon gezeigten Platte von 1901 aus der Hannoveraner Schallplattenfabrik in Hannover. Dann habe ich aus jedem Jahrzehnt des beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts, also konkret bis Ende der 1950er Jahre Schellackplatten folgender Musikgenres: Caruso, Uralte Sänger, amerikanische Bluesplatten, Tanzmusik, Swing, USA und Europa, Kleinkunst, humoristische Lieder, Comedian Harmonists, Albers, Rühmann, Leander, Dietrich usw. dann auch amerikanische Fifties-Schellacks aus dem Bereich R-n-B, Rock-n-Roll. Gute Exemplare zu finden ist schon schwer geworden, aber nicht unmöglich. Soviel erstmal zur Schellackplatte. Wer ist auch noch davon fasziniert.??
****bow Paar
1.127 Beiträge
Ich liebe die Vinyl LP, aber...
...zolle den Ursprüngen Respekt (auch wenn das eigentlich eher die Walze war).

Eines ist zumindest symptomatisch: als man auf einem Kongress der Gesellschaft für Historische Tonträger eine Schellackplatte aus dem Jahre 1902 mit Musik des Kastraten Alessandro Moreschi abspielte, gab ein völlig überraschendes Ereigniss mit den Besuchern:
Die Platte rauschte und knisterte, was die Musik eigentlich deutlich überdeckte und dennoch kam der musikalische Inhalt so emotional rüber, dass die Zuhörer zu Tränen gerührt waren! Niemals später hat je ein Musiker in dieser hohen Tonlage so berührend gesungen, schließlich war kastrieren seit dem 19. Jahrhundert verboten (oder schon früher?).

Das bedeutet, nicht die technischen Fortschritte, sondern die Emotionen bei einer Aufnahme sind entscheidend. Ausserdem: noch immer gelingt es digitalen Tontägern, diese so intensiv wiederzugeben, wie dies bereits zum Anfang des 20. Jahrhundert bereits mit der unperfekten Schellackplatte der Fall war!

lg
Mr. Lovebow
Historische Aufnahmen.
Hallo, ja historische Aufnahmen von Schellackplatten auf CD gibt es ja auch schon massig. Egal ob Blues, classical-recordings oder Kleinkunst. *zwinker* Interessantes Beispiel mit Alessandro Moreschi, der ja bei der Gramophone and Typewriter-Recordcompany Aufnahmen machte, sogar mit einem eigenen Vatikan-Label. *g* Gesehen hab ich diese Platte auch schon mal und es ist in musikhistorischer Hinsicht bestimmt ein richtiges Kuriosum, Kastratenaufnahmen in das beginnende zwanzigste Jahrhundert zu retten.
Die Anfänge
Hier der eingangs von mir erwähnte PHONOGRAPH Edison Modell-GEM, Serie-B, Baujahr hier ca. 1905. Auf dem anderen Foto sieht man mal einen Edison-Walzentonträger in Natura. Er stammt von ca. 1903 *g*
Beim Edisonschen System, ist die Modulationsrille wie eine Berg- und Talfahrt konzipiert. Auch als Hill- and dale oder Tiefenschriftverfahren bekannt. Dieses Ursprungssystem nahm Emil Berliner, unser lieber Schallplatten-Tüftler auf, ersetzte den walzenförmigen Tonträger durch eine sich drehende runde Scheibe und verwendete zur Schallwellenspeicherung eine seitlich ausgelenkte Modulationsrille, die dann als Seitenschrift bis heute bekannt ist. *top*
Der Phonograph Modell-GEM
Edison-Walzentonträger von 1903
Pathe´ Tiefenschrift-Schellackplatte.
Hier noch ein Kuriosum als Schellackplatte. *boogie* Die französischen Pathe´-Brüder waren auch am Schellackplatten- und Sprechmaschinenboom beteiligt. Pathe´war ein französischer Medienkonzern, welcher neben heute historischer Audio-Technologie auch in der Film- und Kinoindustrie stark vertreten war.
Von Pathe´ existieren auch verschiedene historische Plattenspieler und eben besondere Platten. *zwinker*
Diese Platten verfügten ebenso über das Tiefenschriftverfahren, was man von Edisons Walzen her kennt und die Pathe´-Platten spielen von Innen nach Aussen. *oh2*
Ein spezieller Tonabnehmer spielt die besonderen Rillen dieser Platten ab und die Pathe´-Grammophone verfügten damals über eine abgerundete, sog. Dauerspielnadel, welche nicht nach jeder Plattenseite gewechselt werden musste.
Der Name Pathe´wurde bis in die frühen 1950er Jahre dann von der EMI-Electrola-Plattengesellschaft geführt als Schellackplatten. Dann gab es einen Zusammenschluss mit der italienischen Firma Marconi als Pathe´-Marconi.
Plattencover einer Pathé-Disc von ca. 1912
Plattencover einer Pathé-Disc für den deutschen Markt
Mein Pathé-Grammophon, Modell-4, Baujahr 1912
******000 Paar
320 Beiträge
Gruppen-Mod 
... auch in meiner sehr umfangreichen Sammlung nimmt die Schellackplatte, inklusive diverser Abspielgeräte einen kleinen aber wichtigen Teil ein ...

Hauptsächlich sind es hier Jazz und Rock´n Roll Scheiben, neben der größten in Privatbesitz befindlichen Peter Alexander Sammlung.

LG
Meine Richtungen
Hi Sammy, Jazz und Rocknroll sind in meiner Schellackplattenabteilung auch der wichtigte Teil, aber auch gute alte Golden Twenties Tanzmusik national und international, sowie Kleinkunst und UFA-Tonfilmtitel, Zarah Leander, Heinz Rühmann, Hans Albers, Marlene Dietrich usw. bei Kleinkunst bei mir immer MOST WANTED: Comedian Harmonists *top* , dann Golden Twenties-Dancemusic: alte PAul Whiteman, Ben Berlin, Dajos Bela, Marek Weber, Paul Goodwin, Oscar Joost, Heinz Wehner, Adalbert Lutter, (da sind wir schon inden 1930er Jahren) und DER BESTE VON ALLEN AUS DER EPOCHE: Teddy Stauffer and his Original Teddies. Mit DIE beste europäische Jazz-Swing-Band der Dreissiger Jahre. Im klassischen Bereich hab ich halt viele Enrico Caruso-Platten, ein paar uralte Geraldine Farrar-Aufnahmen von vor 1910, dann über 50 Original-Platten von Stan Kenton Orchestra, Benny Goodmann, Fats Waller, Glenn Miller, Harry James, Artie Shaw, Tommy und Jimmy Dorsey, Ray Anthony, Les Brown, Ella und Louis, Oscar Peterson, Stan Getz, Gerry Mulligan, Buddy de Franco, George Shearing Quintet, Charlie PArker und ich hab auch noch immerhin zwei Miles Davis Schellacks. Der Cool- und Modernjazz auf Schellack ist auch schon eher schwer zu bekommen. *zwinker* Was ich zwar eingeschränkt auf Vinyl-Platten habe ist Trad-Jazz, obwohl ich da nicht mehr so hinterher bin.
PS: Es gab auch echt gute deutsche Jazzaufnahmen: Hans Koller, Johannes Rediske, Rolf Kühn, sogar Paul Kuhn auf Schellackplatten, die wurden aber nach dem Krieg produziert und so ca. 1953-56 veröffentlicht. *g*
KURIOSUM Udo Jürgens auf Schellack
Ja, ihr habt richtig gelesen. *oh2* Der gute alte Udo Jürgens ist auch mal klein angefangen, musikalisch gesehen, und zwar hatte er bereits 1956 einen Plattenvertrag mit der Polydor (DGG-Deutsche Grammophon-Gesellschaft). Er wurde auf dem SUB-Label HELIODOR geführt, welches auch 1956 als Nebenlabel für neue Gesichter und Talente extra gegründet wurde. Hier seine ERSTE Platte: Es waren weiße Chrysanthemen, 1956 veröffentlicht. *zwinker*
Ich hab mal gehört, dass Udo sich von diesen ersten Recordings emotional distanziert hatte, da diese Titel allesamt FLOPs waren und eben NOCH NICHT selbtgetextet oder komponiert. *snief* Das macht diese ersten Platten von ihm, besonders die Schellack-Varianten der Titel, ziemlich begehrt. *happy*
Hier das Etikett der ERSTEN Udo Jürgens Platte als Schellack, 1956.
Erster Plattenspieler der Welt,
hier auf einem Foto aus einem Museum. Der ERSTE serienmäßige Plattenspieler der Welt vom Grammophon-Erfinder Emil Berliner, hier noch ohne Federantrieb, der kam erst ein paar Jahre später. Gerät von ca. 1889 herum. Dieses Gerät steht LEIDER NICHT bei mir zuhause. Aber wer weiß, eines Tages vielleicht. *zwinker*
Erster serienmäßiger Plattenspieler der Welt.
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