Schallplattenfirmengeschichte von ELECTROLA
Hier möchte ich auch noch die sehr bekannte Plattenfirma ELECTROLA vorstellen, welche als deutsche Tochter der britischen His-Master´s-Voice, doch musikalische Bedeutung erlangt hat.Der britische Mutterkonzern His-Master´s-Voice, auch Gramophone Company genannt, durfte nach dem ersten Weltkrieg in Deutschland keine Schallplatten mit dem Schriftzug GRAMOPHONE mehr vertreiben. Ebenso durfte das berühmte Bildzeichen von His Master´s Voice, der Foxterrier, welcher in den Trichter schaut, nicht mehr verwendet werden. Mitte der 1920er Jahre wurde allerdings der deutsche Musikmarkt für die englische Firma wieder interessant und somit gründete die His Master´s Voice eine Tochtergesellschaft in Deutschland.
Am 08.05.1925 war es dann soweit, da der britische Mutterkonzern in Nowawes (heutiger Bezirk Potsdam-Babelsberg), bei Berlin, die ELECTROLA gründete.
Am 24.12.1925 erhielt die Electrola Gesellschaft die Schallplattenlizenz und am 12.04.1926 erfolgte die Patenteintragung unter der Nummer:350568.
Der neue Firmensitz befand sich in Berlin in der Leipziger Str. 23 und die Fabrikgebäude befanden sich in Nowawes.
Zum Repertoire gehörten Grammophone in Schrank- und Kofferform, welche heute bei Sammlern sehr beliebt sind, wegen des hohen technischen Standards, so z.B. verwendete man kugelgelagerte Tonarme für die Plattenabtastung, ebenso wurden hochwertige Holzgehäuse und gutklingende Schalldosen konstruiert. (Kann ich als Sammler solcher Geräte nur bestätigen )
Der Name ELECTROLA ergab sich von einem amerikanischen, schon elektrisch zu betreibenden Plattenspieler und halt der Tatsache, das Electrola seine Platten bereits mit dem elektrischen Aufnahmeverfahren produzierte.
Besonderheit beim elektrischen Verfahren, war der Einsatz von Mikrofonen für die Musikeinspielungen. Der damalige Aufnahme-Frequenzumfang veränderte sich vom akustischen Aufnehmen bei 600-2000 Hz zum elektrischen Aufnehmen bei 100-5000 Hz. Vorteile bei der elektrischen Aufnahme waren: Höhere Lautstärke, geringeres Rauschen, ein erweiterter Frequenzgang, Wegfall des typischen Trichtersoundes, quäkiger Sound viel weg, der Sound wurde halt viel natürlicher.
Die Electrola war ja mit dem Mutterkonzern HMV und dem amerikanischen Partnerkonzern VICTOR, später RCA-VICTOR verbandelt. Das ermöglichte amerikanische und britische Aufnahmen in Deutschland, so z.B Jazz, Swing, Dancebands usw.
Erste Berühmtheiten auf ELECTROLA waren: Enrico Caruso (allerdings in Nachveröffentlichungen, The Revellers-Vocalgroup, Comedian Harmonists, Paul Whiteman-Tanzorchester, Fats Waller, diverse US-Swing-Gruppen, deutsche Tanzmusik-Orchester, Marek Weber-Orchester usw, UND Lale Andersen, welche mit ihrem Kriegs-Mega-Hit Lili Marleen im November 1939 weltberühmt wurde. Für die Plattenfirma Electrola war dieser Song ein wirtschaftlicher Erfolg, denn die Platte wurde ZWEIMILLIONENMAL verkauft.
Bereits 1934 war Electrola im Vergleich mit den anderen deutschen Majorlabels, an der Spitze der Verkaufszahlen: Electrola 1934-Titelrepertoire 6000 Titel, Deutsche Grammophon Gesellschaft: 5000-Titel, Odeon: 4000 Titel, Columbia: 1000 Titel und Telefunken nur 900 Titel.
Nach dem zweiten Weltkrieg erfolgte ein Standortwechsel von Berlin nach Köln-Braunsfeld in den Maarweg 149. Dies bestätigt ein neuer Handelsregistereintrag vom 13.02.1952. Die offizielle Standortverlegung erfolgte am 08.09.1953. In den Fünfziger Jahren wurden viele deutsche Schlager-Titel produziert, wo die Lieder von der kleinen Cornelia Froboess erfolgreich waren. Ein grosser Fünfziger Jahre Million-Seller war die deutsche-Coverversion den US-Songs Gamblers Guitar als "Der lachende Vagabund" gesungen von Fred Bertelmann. 1957 erschienen verkaufte sich der eingedeutschte Song 3,5 Millionenmal. Weitere Big-Seller, die deutsche Fassung von Tom Dooley, im Original von der US-Folkband The Kingston Trio, in deutsch gesungen von den Nilsen-Brothers, welche 1,3 Millionenmal über die Ladentische ging. Unter der Egide von ELECTROLA gab es noch weitere Labels: Columbia, Odeon, Mercury, MGM, Capitol. Das war in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre, wo halt Lizenzverträge mit den amerikanischen Konzeren abgeschlossen wurden, um internationale Interpreten in Deutschland zu vertreiben. Auf ODEON-Label erschienen dann auch unsere heißgeliebten Beatles, auf Columbia erschienen The Dave Clark Five, Hermans Hermits, auf Electrola dann Manfred Mann, usw. Auch besondere deutsche Töne erklangen 1965 das erste Mal auf Columbia in seiner extremsten Form; ein Konditor namens Heinz-Georg Kramm trällerte sich dann auch durch die Charts. Man kennt ihn halt als HEINO.
Am 03.03.1980 fusionierte der britische Hauptkonzern EMI Ltd. mit dem ebenfalls englischen Unternehmen THORN Electrical Industries zu Thorn-EMI-Ltd.. Im August 1996 wurden beide Gesellschaften Thorn und EMI-Group aufgeteilt und an der Börse gezeichnet. 1992 kaufte Thorn einen weiteren Musikgiganten und zwar VIRGIN-RECORDs, gegründet von Richard Branson, für 957 Millionen US-Dollar. Mit diesem Einkauf wurden gleichzeitig wieder weitere Weltstars eingekauft.
1994 kaufte die EMI die kleine deutsche Plattenfirma INTERCORD-Records auf, welche ihren Firmensitz in Stuttgart dann auflöste. Die EMI ELECTROLA GmbH & Co. KG zog im Jahr 2000 in das Medienzentrum Köln um in den Mediapark. eine weitere Umfirmirung erfolgte im Jahr 2002 in EMI-Music Germany GmbH & Co.KG. Seit 2004 operiert die EMi Germany an drei Standtorten: Virgin-Abteilung in München, Capitol-Music, Popular-Music und Classical in Köln und in Berlin.
2001 befand sich die EMI-Electrola in einer wirtschaftlichen Krise. Die Großbank Citigroup finanzierte im September 2007 die Unternehmensübernahme durch die Firma TERRA-FIRMA-Capitol-PARTNERS. Problem dabei: TERRA konnte die Kreditzinsen für die Kaufpreisfinanzierung nicht mehr aufbringen und Citigroup übernahm die EMI-Aktien von TERRA im Februar 2011.
Durch Kreditabschreibungen verlohr die Citigroup allerdings 2,2 Milliarden Pfund und die TERRA-Firma verlohr ihren Eigenkapitalanteil von 1,7 Milliarden Pfund. Die Universal-Music-Group erwarb schliesslich das Aktien-Kapitalpaket. Dann wurden die deutschen Teile der EMI-Group im Mai 2013 nach Berlin zentralisiert, der Hauptsitz der ELECTROLA wurde im Mai 2013 nach München verlegt. Die Pop- und Schlagerproduktion von Electrola wurde zu Universal-Music-Deutschland GmbH nach München verlegt. Der deutsche Musikmarkt-Standort verfügt HEUTE dann nur noch über DREI Major-Labels: Universal-Music-Group, Sony-Music-Entertainment und Warner-Music-Group. Tja: und damals in the good old days, waren das allesamt eigenständige Firmen.