Unsere Schach-Schule

Um ehrlich zu sein - es ist gar nicht so einfach, wie ich dachte, absichtlich ein klein wenig schlechter zu spielen, als man eigentlich will ...

Ich ziehe

10.) La4-b3 Sf6-g4
11.) Sd2-f3 Lb6xf2+
12.) Txf2 Sxf2
13.) Kxf2 Lc8-g4
14.) Lc1-e3 Dd8-f6
15.) h2-h3 Lg4xf3
16.) Dd1xf3 Df6xf3+
17.) gxf3 Th8-f8

So langsam beginnt Weiß nun, die kleinen Schwächen von Schwarz zu torpedieren und versucht, positionelle Vorteile in Zählbares umzuwandeln. Der Bauer auf g7 kann natürlich auf g6 ziehen, doch dann könnte Weiß z. B. mittels Lh6 den Turm auf f8 zu einem weiteren und dieses Mal letztlich sinnlosen Zug zwingen.

Bleibt die Frage: Was tun? Schwarz will sich ja effektiv verteidigen.

Doch heißt es nicht, dass Angriff die beste Verteidigung ist? Also geht Schwarz voll auf Risiko und spielt sich damit wohl weiter ins Hintertreffen:

10.) La4-b3 Sf6-g4
11.) Sd2-f3 Lb6xf2+
12.) Txf2 Sxf2
13.) Kxf2 Lc8-g4
14.) Lc1-e3 Dd8-f6
15.) h2-h3 Lg4xf3
16.) Dd1xf3 Df6xf3+
17.) gxf3 Th8-f8
18.) Ta-g1 0-0-0

Zum Gewinnen kann es durchaus auch gehören, immer wieder mal Materialvorteile auszubauen, also auch Bauern zu erobern. In diesem Fall ist das ja relativ gefahrlos für Weiß möglich, also ohne Tempi oder Stellungsvorteile im Gegenzug zu verlieren.

Schwarz spielt weiterhin Harakiri, damit Weiß demonstrieren kann, wie viele kleine Vorteile nach und und nach zum Gewinn ausgebaut werden können:

...
10.) La4-b3 Sf6-g4
11.) Sd2-f3 Lb6xf2+
12.) Txf2 Sxf2
13.) Kxf2 Lc8-g4
14.) Lc1-e3 Dd8-f6
15.) h2-h3 Lg4xf3
16.) Dd1xf3 Df6xf3+
17.) gxf3 Th8-f8
18.) Ta-g1 0-0-0
19.) Txg7 f7-f5

Genau!

So kann also ein unüberlegter, momentan vielversprechend erscheinender Vorstoß böse bestraft werden. Hier wird deutlich gezeigt, wie wichtig es ist, sämtliche (und ich meine damit, wirklich sämtliche) möglichen Antworten auf einen Zug zu bedenken.

Durch seine forsche Spielweise bringt sich hier Schwarz nach und nach selbst ins Hintertreffen, und Weiß kann das in aller Ruhe ausnützen und seine Vorteile immer weiter ausbauen; Weiß muss nicht mal irgendeinen besonderen Angriff starten, sondern kann in aller Ruhe auf weitere schwache Züge von Schwarz warten und in Lauerstellung bleiben.

...
15.) h2-h3 Lg4xf3
16.) Dd1xf3 Df6xf3+
17.) gxf3 Th8-f8
18.) Ta-g1 0-0-0
19.) Txg7 f7-f5
20.) Le6 + Kb8

So langsam fällt es mir nun doch schwerer als gedacht, möglichst immer nur den zweitbesten Zug zu spielen. Aber ich tu mein Bestes:

...
15.) h2-h3 Lg4xf3
16.) Dd1xf3 Df6xf3+
17.) gxf3 Th8-f8
18.) Ta-g1 0-0-0
19.) Txg7 f7-f5
20.) Le6 + Kb8
21.) e4xf5 Tf8-f6

So ist es. Dir, lieber http://www.joyclub.de/my/1928927.carpediemnrw.html, vielen Dank fürs Mitmachen und Realisieren dieser Idee!

Ich hoffe natürlich, dass wir mit dieser Partie ein paar Dinge aufzeigen konnten, wie man in einer Schachpartie vorgehen, denken und ziehen sollte - und wie man es natürlich nicht machen sollte.

Und ich hoffe, dass es allen, die diese Partie verfolgt haben, etwas gebracht und vielleicht sogar Freude gemacht hat.

Als nächsten Schritt könnten wir hier vielleicht ein lehrreiches Endspiel mit entsprechenden Kommentaren zeigen. Es gibt ja in den Lehrbüchern immer wieder entsprechende Partie, und da könnten wir eine Stellung aussuchen, die vielversprechend und lehrreich sein könnte. Oder besteht daran kein Interesse?

Desweiteren wäre es denkbar, auch die eine oder andere Stellung aus Turnierpartien einzustellen, wie es in manchen guten Zeitschriften gemacht wird, bei denen man herausfinden muss, mit welchem Zug der Gewinn völlig überraschend eingeleitet wurde.

Was meint Ihr?

Scheint so, als interessiere sich keiner für diese Aufgabe ...

Toll, dass es hier endlich vorangeht. Ich freue mich schon auf die nächste Aufgabe ...

Wie wäre denn jetzt Db7+?

Schwarz könnte dann, wenn ich das richtig sehe, nur noch mit Txb7 kontern, woraufhin der Springer auf c6 (und im dritten Zug) Matt setzen würde.

(Der Antaghar)