Hallo und guten Abend,
in der Weihnachtszeit blicke ich gerne zurück auf meine Kindheit, die Zeit, als ich noch an den Weihnachtsmann glaubte und die Zeit danach. Nach der 4. Klasse ging ich zur weiterführenden Schule. Rückblickend behaupte ich, es war eine Art private Waldorfschule, die Lehrer noch dunkelbraun (politisch gesehen), die Erziehung mittelalterlich, trotzdem gab es auch Komfort. Die Klassen waren klein, die Lehrkräfte noch vom Krieg gezeichnet, es war ganz anders, als wir es heute kennen.
Der Unterricht begann um 8 Uhr, wir mussten jedoch spätestens um 7.45 anwesend sein, weil bis 8 Uhr in der Aula gesungen wurde. Und das jeden Morgen. Mein Weg zur Schule war 12 Kilometer eine Strecke, Busse fuhren nicht, so blieb mir nur das Radfahren. Die Straßen aus Kopfsteinpflaster waren überwiegend einspurig, rundgefahren durch den bereits einsetzenden Autoverkehr, Radfahrer waren Störfaktoren und hatten beim Nahen eines Autos auf dem Grünstreifen zu verschwinden.
Ich war kein guter Schüler, meine Eltern hatte mich wohl zu hoch eingeschätzt, trotzdem kam ich zurecht, nur das Auswendiglernen machte Probleme. So erinnere ich mich noch ein Weihnachtsgedicht, das ich gerne mochte, und auch versucht hatte, es auswendig zu lernen für zuhause, um es dann am Heiligabend unterm Weihnachtsbaum vorzutragen. Hier das Gedicht. Ich hoffe, dass es euch gefällt. Ich wünsche eine gute Zeit bis Weihnachten.
Herzliche Grüße
TomOle
Knecht Ruprecht
Von drauß` vom Walde komm ich her;
ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
sah ich goldne Lichtlein blitzen
und droben aus dem Himmelstor
sah mit großen Augen das Christkind hervor.
Und wie ich so strolcht durch den finstern Tann,
da rief´s mich mit heller Stimme an:
“Knecht Ruprecht”, rief es, “alter Gesell,
hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
das Himmelstor ist aufgetan,
alt und jung sollen nun
von der Jagd des Lebens einmal ruh,.
und morgen flieg´ ich hinab zu Erden;
denn es soll wieder Weihnachten werden!”
Ich sprach: “ O, lieber Herre Christ,
meine Reise fast zu Ende ist;
ich soll nur noch in diese Stadt,
wo´s eitel gute Kinder hat.”
• “Hast denn das Säcklein auch bei dir?”
Ich sprach: “Das Säcklein, das ist hier;
denn Äpfel, Nuß und Mandelkern
essen fromme Kinder gern.”
• “Hast denn die Rute auch bei dir?”
Ich sprach: “Die Rute, die ist hier;
doch für die Kinder nur, die schlechten,
die trifft sie auf den Teil, den rechten!”
Christkindlein sprach: “So ist es recht;
so geh mit Gott, mein treuer Knecht!”
Von drauß`, vom Walde komm` ich her;
ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Nun sprecht, wie ich`s hierinnen find`!
Sind´s gute Kind`, sind´s böse Kind`?
Theodor Storm