aus den Zeitungen. alles Zitate
Die Schweizer Zeitungen deuten das Ja des Stimmvolks zur Abzocker-Initiative als deutliches Signal an die Wirtschaftseliten zur finanziellen Mässigung. Sie seien gut beraten, dieses Signal ernst zu nehmen, ansonsten drohe der Wirtschaft auch mit Blick auf die 1:12-Initiative der Juso mehr Regulierung.
Neue Zürcher Zeitung: «24 zu 0 für Minder, (...). Die erste Zahl steht für die neuen Verfassungsbestimmungen, von denen viele sinnvoll, einige aber undurchdacht und schädlich sind. Die zweite steht für das Unvermögen des politischen und wirtschaftlichen Establishments, das weitverbreitete Unbehagen über die Salär- und Boni-Exzesse ernst zu nehmen. (...) Die Verlierer (...) sollten bei der Umsetzung der Minder-Initiative geradlinig vorangehen, aber auch mit Augenmass. Das gilt ebenso für die Initianten und die Linken.»
Tages-Anzeiger: «Eine Mehrzahl empfindet die hohen Vergütungen als unanständig hoch. (...) Es ist wohl nicht vor allem Neid, der hier zum Ausdruck kommt, sondern das Gefühl, dass die Firmenoberen die Kassen auf Kosten der Gesellschaft plündern. (...) Die höhere Produktivität - schneller, besser, effizienter - erzielte allerdings die Belegschaft. In ihrer Rolle des Staatsbürgers reklamiert sie jetzt einen fairen Anteil am Erfolg.»
Der Bund: «Könige waren der hiesigen Bevölkerung schon immer suspekt, und auch von Wirtschaftsführern verlangt man hierzulande Bodenhaftung, Bescheidenheit und Anstand. (...) Auch vielen Stimmenden ging es wohl in erster Linie um das Signal an die Wirtschaftseliten: Bitte kommt zur Vernunft und sorgt selber dafür, dass wenigstens die besonders masslosen Saläre der Vergangenheit angehören. (...) Wie sich das Ja (...) längerfristig auswirkt, hat die Wirtschaft letztlich selber in der Hand. Hört sie die Signale, (...), wird der Goodwill für eine freie Wirtschaft wieder wachsen.»
Aargauer Zeitung: «Die 68 Prozent aber sind ein grundsätzlicher und unmissverständlicher Aufruf zur finanziellen Mässigung in den Teppichetagen. (...) Die Grosswirtschaft und ihre Lobbyisten haben gestern die Rechnung für ihre jahrelange Arroganz wie Ignoraz kassiert. (...) Auch vor diesem Hintergrund ist die Wirtschaftselite gut beraten, ihre Sinne für Volkes Seele zu schärfen. (...) Mit der 1:12-Initiative der Juso nämlich liegt eine Vorlage zur Abstimmung bereit, deren Folgen für den Wirtschaftsstandort effektiv gefährlich wären.»
Südostschweiz: «Das Ja (...) ist ein klares Votum: gegen die Selbstbedienungsmentalität gewisser Manager. (...) Mit dem gestrigen Tag ist das Thema keinesfalls erledigt. Wichtig ist, ob die Botschaft hinter der Ohrfeige an alle Abzocker (...) in den Chefetagen verstanden wird und welche Lehren dort daraus gezogen werden. (...) Findet kein Umdenken statt, wird ein Anliegen wie die 1:12-Initiative plötzlich noch mehrheitsfähig.»
Neue Luzerner Zeitung: «Gestern hat der mittelständische Unternehmer dem abgehobenen Teil unserer Elite eine unvergessliche Klatsche verpasst. (...) Die Schweiz aber, sie hat gestern nicht dem Markt eine Abfuhr erteilt. Stattdessen hat sie daran erinnert, dass auch all die tollen Manager in das gesellschaftliche System Schweiz eingebunden sind. Und das es Eid-Genossen nicht dulden, wenn mitten unter ihnen Leistungsträger nur noch auf Selbstbereicherung machen.»
Basler Zeitung: «68 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind der Meinung, diese Eliten hätten sich zu viel herausgenommen und den Boden des Gutschweizerischen auf immer verlassen. (...) Der Ruf der «Wirtschaftsführer» litt, (...), weil sie sich angesichts der Verlockungen der Globalisierung zusehends von der Politik, von der vermeintlichen Schrumpf-Schweiz, von der Armee und den Schulpflegen und Gemeindeversammlungen (...) zurückzogen und stattdessen nur noch mit galoppierenden Lohnsteigerungen auffielen. (...) In einem Land wie der Schweiz ist nichts tödlicher.»
St.Galler Tagblatt: «Wuchtig treten Schweizerinnen und Schweizer den Abzockern ans Schienbein. (...) Nicht nur in der Schweiz wendet sich die öffentliche Meinung akzentuierter gegen nicht zu rechtfertigende Bezüge in märchenhafter Höhen. (...) Firmen mit unanständig hoch entschädigten Chefs bekommen ein Imageproblem. (...) Den Willen des Volks wird ein notorischer Abzocker umdribbeln können. Nach dem Wunsch der Aktionäre jedoch richtet sich ein Chef, der dies bleiben will, früher oder später.»