Feuersbrunst vernichtete Dreimaster "Prins Willem"
'Prins Willem' brennt
Feuersbrunst vernichtete Dreimaster "Prins Willem"
(30.7.09) Ein Brand hat in der Nacht zum 30.7. das auch bei Touristen beliebte Museumsschiff "Prins Willem" im nordholländischen Den Helder vernichtet. Der 1984 in der Werft von Makkum in der Provinz Friesland originalgetreu angefertigte Nachbau des einstigen Flaggschiffs der niederländischen Ostindien-Kompanie (VOC) war lange ein Besuchermagnet der japanischen Stadt Nagasaki. Seit 2003 lag die "Prins Willem"-Replik im Hafen Den Helder gegenüber der Ferieninsel Texel. Kurz nach Mitternacht war der Brand auf dem im Museumhafen Willemsoord in Den Helder liegenden Dreimaster entdeckt worden. Kurze Zeit später rückte die Feuerwehr aus und stellte Rauchentwicklung im Zwischendeck, wo sich auch Ausstellungsräume befanden, fest. Es war aber lange Zeit unklar, wo sich der Brandherd befand.
Ein Eindringen ins Schiffsinnere war auch mit Atemschutz ohne Risiko nicht zu bewerkstelligen, auch hätte ein Öffnen der Luken dem Feuer Sauerstoff zuführen können. Und auch wenn der Rumpf auf Stahlspanten aufgebaut war, hätte es für die Feuerwehrleute zudem eine unkalkulierbare Gefahr bedeutet, das verrauchte Schiff zu betreten.
Zunächst schien die Situation aber auch noch unter Kontrolle zu sein. Die Feuerwehr beschloss also abzuwarten, bis Flammen sichtbar wurden. Gegen vier Uhr brach dann im achteren Schiffsbereich nahe der Bar, wo sich auch die Technikräume sowie die Kombüse befanden, offenes Feuer aus, das rasch immer mehr Bereiche des Schiffes erfasste. Das reich verzierte Achterkastell ging in Flammen auf, Gasflaschen explodierten. Die Feuerwehr hatte inzwischen Verstärkung erhalten, doch richteten die Löschschläuche wenig gegen die Feuersbrunst aus. Die Feuerwehrleute konnten das Schiff nun nur noch kontrolliert abbrennen lassen.
Im ersten Morgengrauen bot sich ein geisterhaftes Bild, als die Takelage des Schiffes in Flammen aufging und sich die Flammen durch das Deck fraßen, sodass die Masten ihre Stabilität verloren. Gegen fünf Uhr stürzte unter donnerndem Krachen zunächst der achtere Mast um, und einige Feuerwehrleute mussten um ihr Leben rennen. Eine halbe Stunde darauf folgte der Großmast, der den Vormast und den Bugsprit im Fallen auf den Kai mit sch riss. Am Morgen war die Feuerwehr noch mit Nachlöscharbeiten auf dem glühenden Wrack beschäftigt. Der Schaden geht in die Millionen, das Schiff dürfte nicht mehr zu retten sein. Ursache des Feuers dürfte ein Kurzschluss gewesen sein. Die "Prins Willem" ist Eigentum des Projektentwicklers Dirk Lips. Sie ist mit drei Millionen Euro versichert.
Das 68 Meter lange und 14 Meter breite Original, das damalige Flaggschiff der Verenigde Oost-Indische Compagnie, hatte indes eine noch kürzere Lebensdauer: Sie wurde 1649 in Middelburg erbaut und ging zwei Jahre später auf die erste Reise nach Indien. Das nach dem "Vater der Niederlande", Prinz Wilhelm von Oranien, benannte Schiff sank am 11.2.1661 in schwerem Sturm bei Madagaskar.
Quelle: Seenotfälle Tim Schwabedissen