Teil 6 Ein Törn ins ungewisse, am Ende waren wir Freunde
Von Reggio(Sizilien) zu der äolischen Inseln Lipari und StromboliNach einem ungeplanten Anlaufen der Marina von Reggio, machten wir ungefragt an einem freien Liegeplatz fest.
Die Marina war verweist, eine Meldestelle fanden wir nicht und Erich hatte wie immer Geldsparen auf der Stirn stehen. Erich sagte, wenn jetzt keiner da ist - ist auch ganz frühmorgens keiner da. Damit stand also fest, dass wir am nächsten Tag sehr früh morgens raus mussten. Müde sank in den nassen Offshore Klamotten an der großen uns langen geschwungenen Pinne zusammen, als Erich rief
„wir haben Hunger“!
Legte sich in seine Koje, nahm ein Buch aus dem kleinen Bücherregal über der Koje am Kopfende, das mit einer Lee Leiste die Bücher zusammenhielt. Ein Buch aus dem Regal beschrieb gesammelte Yachtunfälle, in dem auch in Kurzform Erichs erster Schiffbruch beschrieben war. Erich, sagte mir, dass das was da über seine Havarie mit der Waal beschrieben wurde nur halb stimmen würde und der Autor ihn nicht gefragt hätte. Erich musste dann wie so viele seiner Abendteuer mir bis ins Detail beschreiben und versank in seiner Erzählung….
„Erich entschloss sich Anfang 1970 mit zwei Freunden um die Welt zu segeln und das mit einem sehr engen Budget. Sie kauften sich eine ca. 8,50 m lange Mahagoni Yacht SY BEACHCOMBER, die spärlich bis auf die notwendigsten Teile zu der damaligen Zeit ausgestattet war.
Erich erwähnte, dass Sie kein Geld mehr für eine Rettungsinsel hatten und entschlossen sich, erstmal ohne eine Rettungsinsel los zu segeln. Sie hofften dann unterwegs auf eine Möglichkeit preisgünstig eine Rettungsinsel auftreiben zu können – so der Plan. Es sollte bis Panama dauern, als sich die Möglichkeit ergab, gebraucht eine Rettungsinsel für zwei Personen zu ergattern. Erich erwähnte, das im Notfall einer im Dingi ca. 1,6 m lang 70 cm breit sitzen müsste und zwei in der Rettungsinsel.
Vom Panamakanal in den Pazifik ging es dann Kurs Galapagos Inseln. Zur damaligen Zeit erzählte Erich war ein längerer Aufenthalt noch möglich und entschieden sich dort einige Monate zu bleiben. Während des Aufenthalts lernten Sie einen deutschen Auswanderer kennen der mit See Leguanen in einer Steinhütte lebte, so Erich. Sie freundeten sich an und wohnten dann auch zeitweilig in seinem Haus, das schon Komfortabler war als auf ihrer Yacht.
Nach fast drei Monaten sollte es dann weiter zu den Marques Inseln ca. 2900 SM entfernt gehen.
Nachdem Sie schon gut mehrere Tage unterwegs waren, wurden Sie gegen 10:00 Uhr morgens durch einen heftigen schlag wach und schreckten auf. Erich sagte, dass Sie nur noch sahen wie ein Waal abtauchte auf den sie wohl aufgelaufen waren. Kurze Zeit später wurde der Wassereinbruch bemerkt und sofort versucht das Leck an der Stb. Seite mit einer Planke dicht zubekommen, aber das war alles vergebens. Sie entschlossen sich das Boot aufzugeben packten alles das was für das Überleben Notwendig war soweit möglich zusammenzupacken. Erich packte die notwendigen Seekarten, einen Sextanten und Material für den Bau eines Notsegels zusammen. Sie ließen zuerst die Rettungsinsel zu Wasser und dann das Dingi oder besser gesagt die Nussschale zu Wasser. Erich zeigte auf das Dingi des Elefanten und sagte da liegt es was uns am Ende unser Leben gerettet hatte.
Gut drei Wochen trieben Sie auf dem Pazifik, sie versuchten so gut wie möglich über das Mittagsbesteck(ermitteln der Mittagsbreite) eine zuverlässige Kopplung der zurückgelegten Strecke zu ermitteln. Erich erwähnte das Sie sich außerhalb der Schifffahrtsrouten befanden und das Ziel war diese zu erreichen um überhaupt noch eine Chance der Rettung zu haben.
Nach gut drei Wochen des Schiffbruchs und das in aller Letzen Moment konnten sie von einem sowjetischen Kreuzfahrtschiff gerettet werden.“
Da lag Erich in der Koje mit einem riesen Hunger und mir war klar, dass ich mal wieder das Los der Backschaft hatte. Ich gab mein bestes und es gab Spagetti mit Oliven und getrockneten Tomaten in Olivenöl, dazu einen Weißwein. Erich und Reginald fingen dann mal wieder beim Essen an Seemannsgarn zu spinnen. Ich dachte nur was kommt jetzt bloß wieder aus der Seemannskiste. Sie erzählten mir von den Tunfischfängern und den Fischerbooten mit den schmalen meterlangen Bugkörben und schmalen Masten die zig Meter hoch waren, auf deren oberen Ende eine Plattform sich befand, wo ein Ausgucker sich während des Tunfischfangs befinden würde. Für mich war klar, die wollen mich auf den Arm nehmen, aber ich sollte eines anderen belehrt werden.
Wir hatten eine sehr ruhige Nacht und waren endlich mal gut ausgeschlafen, trotz des frühen aufstehen. Kurz vor dem auslaufen, versuchte ich noch rauszufinden wo wir die Hafengebühr entrichten konnten, aber ohne Erfolg. Erich kommentierte mal wieder spitz formuliert, alles Zeitverschwendung. Das störte mich nicht mehr, da ich die Letzten zwei Wochen gelernt hatte damit umzugehen.
Ein war ein traumhafter Morgen, strahlend blauer Himmel, das Wasser war spiegelglatt, glänzte und funkelte im grellen Sonnenlicht. Der Elefant stampfte sanft bei Fahrt unter Motor in die Spiegelglatte See. Wir liefen Kurs NNW durch die Straße von Messina mit dem Ziel die Insel Lipari und diese noch vor Sonnenuntergang zu erreichen. Plötzlich sah ich wie aus dem nichts das am Vorabend so Utopisch beschriebene Fischerboot, konnte es nicht glauben, was war das denn für ein Ding unglaublich und tatsächlich war. Vor Begeisterung rief ich Erich und Reginald ins Cockpit und zeigte auf das Boot, müde und ohne eine Begeisterung nahmen sie da zur Kenntnis.
Wir kamen bei dem herrlichen Wetter unter Motor gut voran. Gegen frühen Nachmittag sahen wir die Äolischen Inseln voraus und erreichten Porto Pignataro Lipari gegen 17 Uhr.
Trotz der alten Seekarten und Hafenhandbuches aus den 60er lief die Ansteuerung des Hafens ohne Probleme. Wir drehten im Hafen zahlreiche Bb. Kreise um einen Liegeplatz ausfindig zu machen, das ohne Erfolg. Erich rief plötzlich, Anker klarmachen zum Fallen. Ich ging zum Bug und machte den Anker klar und war bereit ihn in die Tiefe rauschen zulassen. Da sah ich wie ein Mann auf dem Schwimmpontons entlang lief und wild mit den armen winkte und schrie NO NO NO zeigte dabei in das Wasser. Dann verstand ich was er meinte, dass der ganze Grund unklar sei zum Ankern, da hier die Ketten und Trossen der Schwimmpontons und Moorings verankert waren und kreuz und quer liefen. Er zeigte auf den Hafen Kai und das dort liegende Fischerboot an das wir längsseits gehen sollten.
Wir legten uns längsseits an das Fischerboot und hatten diesmal nur eine paar Dinge an Bord nach einer sehr ruhigen Überfahrt zu klarieren.
Wir blieben gut drei Tage auf der Insel und bevor es dann weiter ging Richtung Stromboli. Er ging nördlich an Panarea vorbei und der kleinen Insel Basiluzzo um dann den Stromboli nordöstlich zu um segeln in einem angemessenen Abstand zum Sperrgebiet, um dann mit südlichen Kurs an einer Mooringtonne fest zu machen oder vor Anker zu gehen. Als wir in Höhe der nordöstlichen Seite waren sahen wir die Rauchschwaden und Vulkangestein das unregelmäßig herunter polterte. Wir besprachen wer nachher an Land sollte um herauszufinden wo Erich sein Freund der vielen Jahre zuvor mit einer Insulanerin von Stromboli durchgebrannt war, abgeblieben ist. Ich sah das ohne großen Erfolg, da keiner von uns so gut italienisch sprach. Es wurde dann festgelegt, das ich und Reginald nach dem vor Anker gehen übersetzten sollten. Es sollte sehr lange dauern, bis auf dem Basaltgrund halt fanden. Erich machte sich große Sorgen den Anker nicht wieder frei zubekommen und dann zu verlieren.
Jetzt begann das hochkomplexe zu wasserlassen von Erich’s Pazifik Dingi aus grünem Hartplatik. Das war so klein das sich keine Erwachsenen gegenübersitzen konnten. Erich gab Anweisung! Zuerst musste Reginald einsteigen und seine Beine tief unter dem Sitzbrett der Gegenseite strecken. Dann stieg ich zu und setzte mich auf das gegenüberliegende Sitzbrett unter den Reginalds Beine gestreckt waren, stellte meine Beine über Reginalds Beine recht und link an Ihm vorbei gegen sein Sitzbrett. Erst jetzt reichte er uns die Vollholzriemen die ich einhängte und begann an den Strand zu rudern. Mehrmals standen wir davor mit der Nussschale zu Kentern und konnten gerade noch so den Strand erreichen. Ich zog das Dingi auf den Basaltstrand und wir machten uns auf in den kleinen Ort um Nachforschungen zu Erichs Segelfreund aufzunehmen. Schon nach kurzer Zeit sahen wir ein das es unmöglich war hier irrend etwas zu erreichen. Wir hatten großen Durst und tranken in einem Restaurant oberhalb des kleinen Ortes ein großes Bier. Von hieraus hatten wir direkten Blick auf den vor Anker liegenden Elefanten und sahen wie Erich an Deck immer auf und ablief. Reginald erkannte sofort das Problem und zeigte auf die See. Der Wind und Seegang nahm stetig zu und uns war klar das schnell die Grenze für eine Rückkehr mit dem Dingi zum Schiff erreicht war. Wir rannten die schmalen Wege an den Obstgärten der weißen Häuser entlang und erreichten nach wenigen Minuten den Strand. Von dieser Sicht aus sagte ich zu Reginald, das schaffen wir niemals bis zum Elefanten. Jetzt mussten wir in der kabbeligen Welle am Stand das Dingi wie nach dem Procedere zuvor besteigen. Ich steckte mir noch ein paar Steine in die Hosentasche und wie in einer Akrobatenaufführung ging es jetzt zurück zum Schiff. Erich war schon laut am Rufen, passt auf mein Dingi auf. Wir kamen nur sehr langsam voran und schlugen immer wieder auf die Seite und Wasser kam schwallartig ins Boot. Als wir in Höhe des Elefanten kamen erkannte ich schon das Problem überhaupt wieder an Bord zu gelangen. Der Elefant konnte aus dem Wasser heraus nur sehr schwer über eine selbstgebaute Sprossenleiter erklommen werden. Da ich meine Beine über Reginalds Beine geschlagen hatte, war klar, dass ich zuerst versuchen musste die Leiter zugreifen und mich mit einem Fuß am untersten Tritt halt zu finden. Vorher aber, mussten Erich die Riemen übergeben während Reginald mit einem Festmacher in der Hand das Dingi in Höhe des Elefanten zuhalten versuchte.
„Ich ergriff eine Sprosse oberhalb meines Kopfes und zog mich heran, während meine Beine nicht mehr nachkamen. Immer mehr streckte ich mich über meine Körperlänge diagonal bis ich fast horizontal mit den Füßen im Dingi mit durchhängenden armen aufgab und in die See fallen ließ. Mit meinen Füßen riss ich das Dingi samt Reginald um und dieser kippte kopfüber hinterher. Erich war ganz in Panik und ich dachte das er jetzt Rettungsmittel ausbringen würde, aber mit Nichten machte es das und rief stattdessen rettet mein Dingi. Er brachte Leinen aus um das Dingi zu sichern, ich dachte das kann nicht wahr sein und griff eine Leine und zog diese mit mehreren Törns um die unterste Sprosse der Sprossenleiter und machte am unteren Ende einen Palstek hinein für eine feste Schlaufe zum Einstieg für meinen Fuß und kletterte an Bord. Sofort warf ich erstmal Reginald den Orangefarbenen Rettungsring mit dem Schriftzug Elefant zu und holte in dieser Zeit mit Bootshaken das Dingi an Bord. Dachnach half ich Reginald an Bord und der Notfall war beendet.“
Erich verteile zur Belohnung abgemessen an jeden einen halben Liter Wasser um das Salz herunter zu spülen. Eins habe ich von Erich gelernt, sparsam mit den Ressourcen umzugehen. Wir entschlossen uns weiter Richtung Capri zu segeln.
Weiter im Teil 7…