Das Problem für den Anfänger besteht meist darin , dass er nicht weiß, dass er etwas nicht weiß.
Wir hätten dadurch fast unser Schiff verloren. Obwohl wir nach eigenem Empfinden längst keine Anfänger mehr waren.
Es war 1988.
Nach 7- jähriger Arbeit hatten wir aus einem wracken , sehr alten 18m Fischkutter mit schönen Linien eine recht elegante Ketsch gemacht.
Unsere Jungfernfahrt war eine Woche rund Fyn mit Freunden. Die ersten Tage waren problemlos vergangen, stolz wie Bolle und begeistert von uns selbst liefen wir Nachts um da. 2 Uhr bei frischem E-lichen Wind in den Handelshafen von Kerteminde ein.
Der Hafen liegt im Auslauf des Kerteminde-Noors, ist eine Art Kanal in E-W Richtung, leicht gekrümmt , am Ende begrenzt von einer Strassenbrücke mit da.3m Höhe. Breite des Kanals ca. 40m.
Das gemeine - der "Fluss" wird zum Ende immer enger , ist nicht ganz einsehbar und die Stromrichtung wechselt oft, je nach Windrichtung. Mit Stärken bis zu 4kn!
Wir waren mit Yachten schon 2x in Kerteminde gewesen, allerdings in der Marina, den Handelshafen kannten wir vom Wasser aus noch nicht.
Es war Sommer, die Kais links und rechts natürlich voll belegt. Wir liessen uns mit langsamer Fahrt weiter in den Häfen treiben und suchten eine Lücke, ich war mir keiner Gefahr bewusst, zur Not können wir ja rückwärts wieder raus. Sollte kein Problem sein. Ich war ja ein "erfahrener Segler", hatte die letzten 10 Jahre mindestens 1, teilweise 2 Wochen Yachten von 30-37 ft gechartert.
Ganz am Ende des Kais war eine Lücke, da wollte ich rein.
Was ich nicht bedacht hatte - zusätzlich zum E-Wind lief auch ein Recht starker Strom hinein, der uns schnell daran vorbeischob. Zack waren wir vorbei und kurz vor der Brücke, zum drehen schon sehr schmal.
Also rückwärts zurückfahren.
Leider war unser Schiff keine Yacht, die sich auch rückwärts wie ein Auto fahren lässt, sonder ein 50t Langkieler, der seinen eigenen Willen hat und hauptsächlich dem Radeffeckt folgt. Ständig lief sie quer, musste mit voraus wieder auf Kurs gebracht werden und die Brücke kam immer näher. Auch ein Drehversuch scheiterte.
In meiner Verzweiflung sah ich die Rettung. Ein letzter Pfahl vor der Brücke. Es gelang mir . Ihn zu erreichen und dort mit einer Leine festzumachen.
Ein dünner Pfahl, der sich unter der Last von 50t und starkem Strom bedenklich Blog stand zwischen uns und dem Verderben.
Wahrhaftig eine lebensbedrohliche Situation, verursacht durch meine Selbstüberschätzung. Nie werde ich das vergessen.
Letztendlich ging es gut aus. Wir brachten mit unserem festen Beiboot eine Leine ans gegenüberliegende Ufer , (eine schwere Arbeit bei dem Strom, 2 Mann pullten, einer bediente die Leine) und drehten mit Hilfe der Ankerwinde das Schiff und konnten so aus der Fälle entkommen.
Eine Mischung aus Unwissenheit und Selbstüberschätzung hat uns fast Schiff und Leben gekostet.