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Wahnsinn und Genie der Jugend

*********sicht Paar
2.673 Beiträge
Themenersteller 
Wahnsinn und Genie der Jugend
Er schreibt.
Durch die Diskussion in einem anderen Thread kam mir wieder die Erinnerung an die Anfangszeit meines Segeldaseins.
Jung, keine Ahnung von nichts, aber überzeugt, echte Seebären zu sein, nicht nur alles, sondern sogar ein wenig mehr von Seemannschft zu verstehen, mit dem Gefühl der Unbesiegbarkeit sind wir damals gesegelt.
Dass das ohne Schaden abging, war häufig nur dem Glück geschuldet.
Heute läuft einem immer noch ein "Schauder des Entsetzens" über den Rücken, wenn man an die Unwissenheit denkt, mit der man unterwegs war.

Mal ein Beispiel. Es war Anfang der 70er , Start unsere ersten 4-Wochen Jollentour von Schilksee in den Kleinen Belt bis Middelfart. Wir waren 4 Boote, 2 Piraten, 1 Schwertzugvogel und eine uralte 6m Holzjolle von 1946.
Auftriebskörper waren ausgebaut um Platz für Zelte, Schlafsäcke Proviant und Bier zu schaffen.
Ein Boot hatte Seekarten und Kompass, eine Petroleumlampe am Heck. Wir anderen folgten. So haben wir in der Abenddämmerung abgelegt weil uns tagsüber zu viel Wind war.
Es ging gut, wir kamen trotz vieler Pannen und Havarien heil hin und wieder zurück, haben viel daraus gelernt, auch, wie man improvisiert, um mit Heiler Haut aus kniffligen Situationen wieder herauszukommen.
Aber im Rückblick muss ich sagen, es war Leichtsinn, geboren aus Unkenntnis.

Wie blickt ihr zurück auf eure ersten "Segelabenteuer" und Anfängerfehler?
*******ich Paar
193 Beiträge
Allererster Ableger in Laboe. Rückwärts aus der Bucht und jemand hatte einen Knoten auf der Klampe abgelegt. Wunderschönes, tiefes Eintauchen des Vorderschiffes und bei mir ein nachhaltiges Erlebnis.
**********nig62 Mann
60 Beiträge
Es gibt so viele schöne Erinnerungen an meine Segelzeit als Kind und Jugendlicher. Ich hatte das große Glück, dass wir ein Wochenendgrundstück hatten..... direkt am Wasser. Mein Vater kaufte eine Jolle und die Jungs haben das Boot dann bewegt. Bei Sonne, Regen oder Gewitter... wir waren oft auf dem Wasser. Auch da galt schon...2 Segelboote auf dem Wasser = Regatta. Es gab auch klare Positionen auf der Jolle. Ich, der Jüngere, durfte die Fock bedienen und musste ins Trapez. Mein Bruder saß an der Pinne. Das evtl. überkommende Wasser bekam ich ab.
Bei schönem Wetter haben wir das Boot zu kentern gebracht, sind schwimmen gegangen und anschließend wurde das Boot wieder aufgerichtet. Dann ging es weiter. So hatten wir viel Übung beim Wiederaufrichten des Bootes. Kein Wetter konnte uns schocken. Im Herbst, wenn andere an Land blieben, sind wir rausgefahren und haben versucht das Boot zum Gleiten zu bringen. Unser Revier war das Hafengebiet ohne Tide!
Es war ein schöne und unbeschwerte Zeit.
****li Mann
278 Beiträge
Nach langem Quengeln bekam ich so mit 11 einen Einer-Faltboot-Paddler. Paddeln war mir zu doof, also flugs ein paar Rundstäbe verbolzt, Bindfaden als Want unterm Boot durch, Großsegel aus Plastikplane und Vorsegel aus altem Dreieckstuch - los gings. Kam natürlich nicht weit, weil alles von oben kam. Ein geklauter Bambusstab sollte Abhilfe schaffen, der brach gleich, weil man muß die Wanten nicht nur irgendwo durchführen, sondern auch verknoten! Es fuhr dann irgendwie.
Mutig noch nen Großschot-Umlenkblock aus Draht mit ner Plastik-Wäscheleine verbaut und schon konnte die erste "Kreuz" angegangen werden; das Paddel benutzte ich als Seitenschwert. Die erste Böe schmiss mich prombt um. Ich kam nicht mehr aus der Kiste raus, weil sich alles irgendwie miteinander verheddert hatte - ging dann doch irgendwie, sonst könnte ich das hier ja nicht berichten.
Die anderen Leute am Steg hatten ein Einsehen und so wurde ich von einem Segler zum nächsten weitergereicht. Was lernte ich da für Bootstypen und Menschen kennen!!! Eine bessere Schule gibt es nicht.
**********nig62 Mann
60 Beiträge
Hallo ojolli,
Du scheinst viel Spaß gehabt zu haben. Deine und meine Erzählung kommt mir vor als, wenn es schon 200 Jahre her ist. Dabei sind es 60ger od. 70ger Jahre. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die heutige Jugend so schöne Erlebnisse hat und wenn; dann nur virtuell.
Es war eine tolle Zeit!

UPS bin ich jetzt schon soooooooooooooo alt, das ich so etwas schreibe oder empfindet Ihr auch so?
**********ede56 Mann
6.281 Beiträge
Jede Zeit hat ihre Erfahrungen. Die jungen Leute heute, lernen es vielleicht anders, muss es deshalb schlechter sein *gruebel*
Die Wissbegierigen , wie wir damals , nutzen die heutigen Möglichkeiten zu ihrem Vorteil.
Die heute nur am Handy daddeln, hätten damals auch nicht die von euch beschriebenen Erlebnisse gehabt.
****li Mann
278 Beiträge
Och nöh. Man muß sich nur ein wenig von dem jugendlichen Enthusiasmus erhalten. Deshallb habe ich mir jetzt nach einiger Zeit wieder ein Boot so um die 30 Fuß gekauft und ich weiß jetzt schon, das mir einige "nette" Dinge passieren werden, die eigentlich gar nicht wahr sein dürfen. Da hilft nur machen und lernen. Am besten mit den Augen klauen!
Dazu eine kleine Anekdote aus meiner FinnDinghy Zeit. Bei den spannensten Manövern verhedderten sich immer meine Traveller-Strippen, mehr als ärgerlich in einer Regatta. Bei einem Kollegen sah ich dann eine sehr alte, sehr ausgeleierte Gummileine, die mit zwei Palsteks auf den jeweilige Leinen-Part um den Schwertkasten geführt war. Der Kumpel erklärte mir die Wirkungsweise und warnte mich gleichzeitig, nicht eine NEUE Leine zu nehmen. Auf meinem supertollen Boot ne alte Leine - kommt ja gar nicht in Frage!!! Tscha, habe dann lange gekramt, bis ich ne sehr alte, sehr ausgeleierte Gummi-Leine gefunden hatte und schon flutschte es.
Das Neue ist nicht immer das Beste.
****65 Paar
10.852 Beiträge
Mein erstes Mal!
Er schreibt:
Schon als Kind interessierte ich mich für das segeln, aber erst im erwachsenden Alter kam dann mein erstes Erlebnis und das hatte es in sich.

Ein Freud von mir hatte einen Kunden der in Holland eine Segeljacht besaß. Eines Tages wurde er von ihm zu einem Segeltörn eingeladen. Netter Weise dachte mein Freund auch an mich und fragte, ob er mich mitbringen dürfte. Was kein Problem war. Als er mir das mitteilte, war ich total begeistert, na klar komme ich mit.
Wir Beide hatten bis dato weder einen Schein noch irgendwelche Erfahrung, also Ahnung von nichts.
Am späten Nachmittag wurde dann abgelegt. Wir fuhren über das Ijsselmeer Richtung Nordsee. Wir stellten fest, dass unser Skipper eine Dose Bier nach der anderen leerte, haben aber gedacht, dass er weiß was er tut, zumal er schon nach eigenen Angaben bis in die Karibik gesegelt war. Nachdem wir in der Nacht die Schleuse zur Nordsee passiert hatten, versuchten wir bei niedrig Wasser durch die sehr enge Fahrrinne zu kommen. Nach mehrmaligen auf Grund laufen hatte sich ein Seil um die Schiffsschraube gewickelt so dass wir mit verminderter Motorleistung wieder zurück zur Schleuse fuhren. Kurz vor dem Schleusenvorbecken streikte der Motor dann endgültig und wir trieben auf eine Steinklippe zu. Wir beiden Ahnungslosen versuchten nun zum ersten Mal in unserem Leben, ein Großsegel zu setzen während der Skipper versuchte den Motor wieder in Gang zu bekommen. Zu unserem Unglück verklemmte sich das Segel dann auch noch, aber wir haben es dann doch noch geschafft in das Vorbecken zu kommen.

Am nächsten Morgen wurde dann der Motor wieder flott gemacht und wir starteten einen neuen Versuch. Dieses Mal ging alles gut und wir segelten bei leichtem Wind und blauen Himmel auf der Nordsee. Wie schön das Leben doch sein kann, dachte ich und als ich dann auch noch ans Steuer durfte und lernte wie man Kurs hält, war die Nacht schnell vergessen.
Wir ahnten ja nicht, was uns in der nächsten Nacht erwarten würde. Die Reise sollte bis nach Hamburg gehen, tagsüber segeln und nachts im Hafen übernachten war der Plan.
Als wir dann bei Einbruch der Dunkelheit fragten wann wir denn einen Hafen ansteuern, sagte der Skipper, wir fahren durch bis nach Hamburg also Tag und Nacht auf See. Na gut dachten wir, dann erleben wir jetzt das ganz Seemannsleben live. Da der Skipper den ganzen Tag etliche Bierdosen geleert hatte, war er am Abend ziemlich betrunken und wir hatten schon ein ungutes Gefühl wie es weiter geht. Dann schaltete er den Autopilot ein und meinte, dass wir nichts machen brauchen und er sich jetzt erst mal in die Koje legt. Da standen wir zwei Ahnungslosen nun an Deck und schauten uns den klaren Sternenhimmel an, den ich so zuvor noch nie gesehen hatte, es war atemberaubenden schön. Die nächsten Stunden verliefen dann ohne besondere Vorkommnisse, so dass wir im Glauben waren das es eine ruhige Nacht wird. Doch der Schein trügt, der Wind wurde stärker und das Boot ging immer mehr in die Krängung, heute weiß ich, dass das nicht schlimm war aber damals dachten wir, das wir irgendwann umkippen. Doch das sollte erst der Anfang sein.

Wir kamen jetzt in die Fahrrinne wo auch die großen Schiffe fuhren und wurden immer wieder mit Scheinwerfern angeleuchtet und Signalhörner ertönten. Uns wurde sehr schnell klar, dass das keine Begrüßung war sondern das bei uns irgendwas nicht stimmte. Als wir uns dann umguckten, stellten wir fest, dass wir überhaupt keine Beleuchtung am Boot hatten und wir so zu sagen unsichtbar waren. Noch bevor wir uns Gedanken machen konnten was wir tun, sahen wir vor uns eine schwarze Wand auf der wir direkt zusteuerten und als wir an der Wand ein grünes Licht sahen war auch uns Unwissenden klar, dass ist ein riesiger Pot auf den wir da zufahren. Nun wurde es höchste Zeit den Skipper zu wecken was sich als äußerst schwierig erwies. Als er dann auf Deck war und sah welch Unglück sich da grade anbahnte, wurde er sehr hektisch und steuerte das Boot an der Seite vorbei.

Wir sind dann am Morgen in Cuxhaven von Bord gegangen da uns das doch zu viel des guten war.

Danach haben wir beide den Sportbootführerschein Binnen und See und ich noch den SKS gemacht weil wir uns geschworen hatten, dass uns das nie wieder passiert.

Danach habe ich noch wunderschöne Törns gemacht, aber nie wieder so ein Abenteuer wie der Erste.
********sman Mann
180 Beiträge
Mein erstes mal segeln werde ich nie vergessen!
Durchs zuschauen fasziniert wollte ich es mit 13 auch mal probieren. Also mit dem Vater zum Segelclub. Der Jugendleiter schaute mich an und deutete auf einen aufgetakelten Opti: Setzt Dich mal da rein. Dann gab er dem Opti einen Schups und sagte: So! Und jetzt schaust mal was die anderen machen. *happy*
shit happens
Hallöchen,

schön zu lesen, da will ich auch mal eine Anekdote erzählen, meine Segelkarriere startete in einem Faltboot mit Besegelung, da konnte ich nur in eine Richtung segeln, am Ende des See bin ich dann zurück gepaddelt. Niemand hat es mir erklärt, dann Jolle mit der wir mehr als einmal gekentert sind. Ein Freund ist dann mit mir nach Dover gesegelt, da hab ich viel gelernt.
Erstes Boot gekauft, 2 Jahre restauriert und dann nach Holland. Ich hab mich mehr wie einmal blamiert aber nach 10 Jahren einigen Regatten, dem zweiten Boot, war da ein Traum den ich schon im Faltboot hatte. Einfach mal über den Atlantik, bin hin und zurück und selbst heute behaupte ich, kann nicht segeln aber Ankommen. Nun zum Anekdötchen.
Vor St. Martin lag ich vor Anker, hatte mir gerade mein Schlauchboot beschädigt an einer Hafenmauer, ok kein Problem es hatte schon mehrere Flicken, erstmal den Aussenborder abmontiert.
ich wollte aber um 10 Uhr die Brückenöffnung bekommen um in die Lagune zu fahren. Anker auf, Schlauchboot schwimmt auch mit 1 gefüllten Kammer und starte Richtung Brücke.
Jetzt fing das Problem an, mein Schlauchboot drehte sich auf den Kopf, Paddel, Sitz schwammen sofort weg. Was nun? ein kurzer Blick, kein Wind, ich war allein an Bord, also Kopfsprung in voller Montur und die Paddel einsammeln. ( Diese Paddel bekam man nicht in der Karibik und ich hatte eins schon 2 x repariert ) mit 2 Paddel lässt sich echt bescheiden schwimmen, dann mein Boot wieder geentert und zu meiner Freude kam mir ein lachender Segler mit meinem Sitzbrett entgegen. Die Brücke öffnete und ich fuhr plitschnass mit umgedrehten Schlauchboot in die Lagune zur Freude der Einheimischen, denen ich ein witziges Spektakel geboten hatte.
*********sicht Paar
2.673 Beiträge
Themenersteller 
Das Problem für den Anfänger besteht meist darin , dass er nicht weiß, dass er etwas nicht weiß.
Wir hätten dadurch fast unser Schiff verloren. Obwohl wir nach eigenem Empfinden längst keine Anfänger mehr waren.
Es war 1988.
Nach 7- jähriger Arbeit hatten wir aus einem wracken , sehr alten 18m Fischkutter mit schönen Linien eine recht elegante Ketsch gemacht.
Unsere Jungfernfahrt war eine Woche rund Fyn mit Freunden. Die ersten Tage waren problemlos vergangen, stolz wie Bolle und begeistert von uns selbst liefen wir Nachts um da. 2 Uhr bei frischem E-lichen Wind in den Handelshafen von Kerteminde ein.
Der Hafen liegt im Auslauf des Kerteminde-Noors, ist eine Art Kanal in E-W Richtung, leicht gekrümmt , am Ende begrenzt von einer Strassenbrücke mit da.3m Höhe. Breite des Kanals ca. 40m.
Das gemeine - der "Fluss" wird zum Ende immer enger , ist nicht ganz einsehbar und die Stromrichtung wechselt oft, je nach Windrichtung. Mit Stärken bis zu 4kn!
Wir waren mit Yachten schon 2x in Kerteminde gewesen, allerdings in der Marina, den Handelshafen kannten wir vom Wasser aus noch nicht.
Es war Sommer, die Kais links und rechts natürlich voll belegt. Wir liessen uns mit langsamer Fahrt weiter in den Häfen treiben und suchten eine Lücke, ich war mir keiner Gefahr bewusst, zur Not können wir ja rückwärts wieder raus. Sollte kein Problem sein. Ich war ja ein "erfahrener Segler", hatte die letzten 10 Jahre mindestens 1, teilweise 2 Wochen Yachten von 30-37 ft gechartert.
Ganz am Ende des Kais war eine Lücke, da wollte ich rein.
Was ich nicht bedacht hatte - zusätzlich zum E-Wind lief auch ein Recht starker Strom hinein, der uns schnell daran vorbeischob. Zack waren wir vorbei und kurz vor der Brücke, zum drehen schon sehr schmal.
Also rückwärts zurückfahren.
Leider war unser Schiff keine Yacht, die sich auch rückwärts wie ein Auto fahren lässt, sonder ein 50t Langkieler, der seinen eigenen Willen hat und hauptsächlich dem Radeffeckt folgt. Ständig lief sie quer, musste mit voraus wieder auf Kurs gebracht werden und die Brücke kam immer näher. Auch ein Drehversuch scheiterte.
In meiner Verzweiflung sah ich die Rettung. Ein letzter Pfahl vor der Brücke. Es gelang mir . Ihn zu erreichen und dort mit einer Leine festzumachen.
Ein dünner Pfahl, der sich unter der Last von 50t und starkem Strom bedenklich Blog stand zwischen uns und dem Verderben.
Wahrhaftig eine lebensbedrohliche Situation, verursacht durch meine Selbstüberschätzung. Nie werde ich das vergessen.
Letztendlich ging es gut aus. Wir brachten mit unserem festen Beiboot eine Leine ans gegenüberliegende Ufer , (eine schwere Arbeit bei dem Strom, 2 Mann pullten, einer bediente die Leine) und drehten mit Hilfe der Ankerwinde das Schiff und konnten so aus der Fälle entkommen.
Eine Mischung aus Unwissenheit und Selbstüberschätzung hat uns fast Schiff und Leben gekostet.
*******live Paar
534 Beiträge
Einmal gemachte Fehler sind die notwendigen, wichtigen Erfahrungen für glückliches Segeln!
Ich habe einige Erfahrungen gesammelt! *g* die mir jetzt helfen!
****di Mann
857 Beiträge
Es wäre schön, wenn du diese Beschreiben könntest, sonst wäre dein Beitrag wertlos
*******live Paar
534 Beiträge
wo du recht hast, hast du recht marudi *g*
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