Zurück zum Thema anlegen und es sollte egal sein mit welchem Boot.
Diesen im Netz gefundenen Beitrag von "Erdmann Braschos" sollte sich jeder mal zu Gemüte führen!
In jedem Hafen werden Ab- oder Anlegemanöver in Erwartung slapstickartigen Mißgeschicks fachmännisch begutachtet und kommentiert. Leider meist mit Schadenfreude.
Kennen Sie das? Sie liegen nach einem herrlichen Tag draußen auf dem Wasser mit Ihrem Boot irgendwo im Hafen. Das Deck ist aufgeräumt, die Luken sind offen. Sie lümmeln mit ihren Segelfreunden bei einem Tee, Kaffee oder Bier in der Plicht. Der Blick schweift durch das Hafenbecken. Es kommen noch ein paar Boote rein, deren Besatzungen sich unterschiedlich geschickt beim Anlegen und Vertäuen ihres Gefährts anstellen.
Selbst versierte Ehepaare, die das anscheinend schon länger machen - man sieht es ihnen und ihren Booten an - haben zur Passage der engen Heckpfähle die Fender draußen, an denen das Boot dann prompt hängen bleibt und dreht.
Sichtlich nervöse Segeleinsteiger und Besatzungen von Charterbooten machen alles richtig, dieseln bestens präpariert zum Liegeplatz und bringen prompt die Leeleinen aus statt an der Windseite, wo Festmacher nützlich wären.
Der Steuermann einer top ausgerüsteten Yacht kommt mit schnarrendem Bugstrahlruder in den Hafen. Ein leicht gelegtes Ruder würde den Kurs des Bootes ebenso wirksam, aber leise ändern.
Beim Motorbootfahrer - für Segler automatisch Opfer abfälliger Bemerkungen - wird gnadenlos hingeguckt. Je größer die Wumme, protziger der Pott oder hübscher die Besatzung, desto garstiger die Kommentare.
Es ist schon eine Weile her, als der Eigner eines stattlichen Jongert Zweimasters mit seiner jungen Freundin versuchte, bei auflandigem Wind vor einer Kaimauer zu ankern und mit dem Heck an Land zu gelangen. Die Besatzung des Bootes war damit überfordert. Der gesamte Hafen hatte sich augenblicklich gegen das Paar mit der teuren Yacht verschworen, nach dem Motto. Wenn Ihr schon mit so einem Schlitten unterwegs seid, solltet ihr es wenigstens können. Sozialneid und Mißgunst machten sich breit. Obwohl mehrere Ankerketten gefährdet waren, war niemand bereit zu helfen. Alle machten sich lustig.
Wer das Glück hat, schon länger auf dem Wasser unterwegs zu sein und entsprechend geübt ist, dem gelingen auch Anlegemanöver bei auflandigem Wind oder Seitenwind. Manchmal kriege ich aber im richtigen Augenblick den Festmacher nicht um den entscheidenen Pfahl gelegt, der das Boot bald an seinem Platz halten soll. Sei es das die Leine schlecht vorbereitet war, sei es das ich mit zu großem Abstand am Pfahl vorbei fuhr. Mal ging es zu schnell. Oder ich stand nicht richtig. Da brauche ich keine fachmännische Beurteilung von Beobachtern oder den Spott selbsternannter Experten, die an diesem windreichen Tag wohlweislich im Hafen geblieben sind.
Moderne Fahrtenyachten sind hochbordig, unübersichtlich und haben einen flachen Rumpf. Solch ein Boot bei kräftigem Seitenwind an einen Liegeplatz bringen, verlangt Übung. Welcher Skipper hat die, womöglich bei einer gerade gekauften oder gecharterten Yacht? Zu zaghaft angesetzt treibt es bei langsamer Fahrt seitlich ab. Zu forsch in die Box gefahren, läßt es sich nicht mehr stoppen und es kracht. Wer kennt schon den Bremsweg eines fremden, 12 oder 20 Tonnen schweren Bootes? Wer wäre da nicht nervös und macht Fehler. Als Besatzung eines Bootes ist man Teil des Geschehens. Dinge die von außen gesehen offensichtlich sind, bemerkt man an Deck spät.
Natürlich gibt es all die klassischen Fehler, die man nach dem ersten Mal auslassen könnte. Beim Ankern wenig Kette oder Leine geben statt Faktor 3 – 5 besser mehr der Wassertiefe. Die erwähnte Dummheit mit den Fendern oder das Vertäuen des Bootes zunächst in Lee statt Luv gehören dazu.
Aber wozu sich darüber lustig machen? Also, ich finde das sogenannte Hafenkino mißgünstig und überflüssig. Diejenigen, die das mit Schadenfreunde beobachten und kommentieren, sollten mal überlegen, warum sie das machen.