Dann von mir diese kleine Geschichte.
Geschichten aus Phantasia
Es war ein herrlicher Tag.
Die Sonne stand strahlend am Himmel und ließ ihr Licht auf eine fröhliche Gruppe fallen, die sich dort versammelt hatte.
Barnabas Braunbauch der wunderliche alte Bär, ein großer zotteliger Bär, dessen Stimme so voller Ruhe steckte.
Sein Gesicht trug die Spuren vieler Kämpfe, die er als Traumwächter des 1. Hochkönigs von Phantasia erworben hatte. Er trug eine rote Schärpe die geschmückt war mit vielen Orden und Auszeichnungen. Um seinem Hals trug er den Drachenorden von Phantasia, die höchste Auszeichnung die der Hochkönig zu vergeben hatte.
Der Orden zeigte einen silbernen Drachen. Dieser hielt eine schwarze Perle in den Klauen.
Jetzt war Barnabas im Ruhestand und zurück gekehrt, in den Busch von Australia. Um den Rest seiner Tage im Kreise seiner Familie zu verbringen.
Hier lebte Frau Elsa Wombat, die Nachbarin, welche in einer Erdhöhle nahe des Schlafbaumes der Braunbauch wohnte.
Ihre Stimme war voller Fröhlichkeit und wenn sie sprach, stieß ihre Zunge immer etwas an ihre Zähne, was ein leichtes Lispeln zur Folge hatte.
Legendär waren ihre Baumkuchen mit denen sie die Nachbarn erfreute. Auch heute hatte sie wieder einen in ihren Händen, von dem sie den anderen Stücke anbot.
Das Angebot wurde begeistert von den Wartenden angenommen.
Dicht an Frau Wombat gedrängt konnte man ihren Sohn Elia Wombat sehen. Er war ein schüchternes kleines Kerlchen, das erst vor Tagen das Licht der Welt erblickt hatte. Seine Auge waren voller Neugier, doch wagte er sich noch nicht die schützende Nähe seiner Mutter zu verlassen.
An einen Baum gelehnt stand Frau Malvina Kängoroo, aus ihrem Beutel schaute ihre Tochter Klarissa Kängoroo.
Frau Kängoroo war in ganz Australia für ihre wohlschmeckenden Säfte bekannt.
Auch heute hatte sie einen großen Krug mit Saft dabei und schenkte den Wartenden ihre Blütenkelche voll.
Du musst wissen in Australia hat man keine Gläser oder Teller.
Man trank aus bunten Blütenkelchen und aß von großen Blättern.
Das hat den Vorteil das man nichts spülen muss nach dem Essen und Trinken.
Auf einem Baumstumpf saß Karlchen Koala, er war schon seit einem ganzen Jahr auf der Welt.
Frau Wombat hatte ihn eines Morgens entdeckt, als er frierend neben einem Baum saß und leise vor sich hin weinte.
Er hatte sich im Busch verlaufen und konnte nun seine Familie nicht mehr finden.
Die Tiere haben sich zwar auf die Suche gemacht, konnten aber Karlchens Familie nirgends ebenfalls finden und so beschloss Frau Wombat ihn in ihre Familie aufzunehmen.
So lebte er jetzt schon eine Weile bei den Wombats.
Er hielt ein Stück Baumkuchen und einen Blütenkelch voll Saft in seinen Pfötchen und lies es sich abwechselnd schmecken.
Zu der Gruppe gesellte sich Sigrunia Spitzmaus und ihre Tochter Marla.
Die Spitzmauses betrieben schon seit Generationen einen kleinen Fruchthandel. Exotische Früchte aus aller Welt konnte man bei ihnen gegen Nüsse und Früchte des Busches eintauschen.
Marla war ein junges Mädel von einem Jahr und die beste Freundin von Karlchen.
Man sah beide eigentlich nie ohne den anderen. Es war, als wären beide eine Person. Marlas Schnute stand nie still, stets purzelten Worte aus ihrem Mund. Karlchen, der eher selten Sprach, war ihr geduldiger Zuhörer. Nie wurde er müde ihr zu lauschen, es war, als seien beide füreinander geschaffen worden.
Marla setzte sich neben Karlchen und reichte ihm eine der Früchte, die ihre Mutter und sie mitgebracht hatten. Dabei redete sie ohne Punkt und Komma. Karlchen nahm lächelnd die angebotene Frucht und biss hinein. Während er aß lauschte er Marla. Ab und an nickte er zustimmend und dabei lächelte er glücklich.
So standen sie alle dort und vertrieben sich die Zeit mit essen, trinken, lachen und reden.
Barnabas erzählte Geschichten aus seiner Zeit als Traumwächter, nur unterbrochen von einem lauten Schmatzen, wenn er sich ein Stück Baumkuchen in das Maul schob.
Seine ruhige Stimme schallte über den Platz und die Kinder lauschten gebannt seinen Abenteuern. Fasziniert schauten sich, wie sein Bauch wackelte, wenn er lachte; und er lachte viel. auch seine Zuhörer lachten mit ihm.
Plötzlich erklang ein neues Geräusch auf der Lichtung, ein leichtes Wimmern, welches erst zaghaft und dann immer kräftiger erklang.
Ein Ruck ging durch die Gruppe. Auf einmal waren Baumkuchen und Saft vergessen. Alle schauten wie gebannt auf den Eingang des Schlafbaumes.
Dort erschien jetzt Theodorus Braunbauch, der Bruder Barnabas, mit einen winzigen Bündel in seinem Arm.
Es war das kleine Bündel, von dem das Wimmern kam.
Jetzt konnte man erkennen das diese Bündel ein kleines Bärenbaby war.
Stolz hielt Theodorus das kleine Bündel im Arm und zeigte es seinen Verwandten und Nachbarn.
"Darf ich vorstellen? - Barnabas Braunbauch. Theresa und ich haben beschlossen, ihn nach seinem Onkel zu nennen", brummte er voller stolz.
Das Wimmern wurde langsam leiser und kleine braune Augen schauten neugierig in die Runde, die sich um ihn und seinen Vater versammelt hatten.
Sein Wimmern verstummte ganz und machte einem breiten lächeln Platz, als er die fröhlichen Gesichter um ihn herrum sah.
Alle schauten auf den neuen Bewohner des Busches, sogar Marla unterbrach ihren Redestrom und schaute schweigend auf das kleine Bündel.
Der alte Barnabas hatte feuchte Augen und konnte seinen Stolz kaum verbergen. Er hielt dem kleinen Barnabas seine Pranke hin und sofort griff der Kleine danach.
Mit Rührung in seiner Stimme, die jetzt so sanft wie ein Sommerwind klang, begrüßte er das Bündel: "Hallo kleiner Barnabas!" Zu den anderen gewandt sprach er stolz: "Schaut nur wie stark er schon ist, kaum eine Stunde alt und schon stark wie ein Bär", er lachte und sah das Bärenbaby an und sprach verheißungsvoll: "Irgendwann wirst du ein Traumwächter sein, wie ich einer war. Deine Taten werden dann meine Überstrahlen, das sehe ich in deinen Augen."
Dabei griff er sich an den Hals und nahm seinen wertvollsten Besitz, seinen Drachenorden, ab und legte diesen dem kleinen Barnabas um den Hals.
Seine kleine Pfoten umschlossen sofort sein Geschenk, nur der Kopf des Silbernen Drachen schaute noch aus seiner Pfote heraus.
"Möge dich dieser Orden stets daran erinnern, wer du bist und woher du stammst. Ich weiss, dass du deinen alten Onkel sehr stolz machen wirst, mein kleiner Traumwächter", eine kleine Träne der Rührung kullerte dem alten Bären die Wange herunter, während er seinen Neffen ansah und weitersprach:
"Theodorus, Theresa, ihr habt einen alten Bären sehr glücklich gemacht",
dabei nickte er Theodorus zu und trat zurück, um auch den anderen einen Blick auf Barnabas zu ermöglichen.
Frau Wombat kam mit Elia heran und küsste Barnabas sanft auf die Nasenspitze, um ihn zu begrüßen: "Hallo kleiner Barnabas! Du bist herzlich Willkommen."
Das Lächeln des kleinen Bären wurde noch viel breiter.
Selbst Elia überwandt kurz seine Schüchternheit und trat nah heran und nuschelte leise: "Jetscht bin ich aber nicht mehr der kleinste, gell Mami."
Nun kam Frau Kängoroo heran und auch Klarissa machte einen langen Hals um besser sehen zu können. "Ui, ist der winzig", erklang ihre Stimme.
Die Gruppe lachte, während Frau Spitzmaus heran trat um den neuen Nachbarn zu begrüßen.
Ihre Nase zuckte lustig auf und ab, als sie Barnabas begrüßte: "Hallo, auch für dich werde ich immer eine süße Frucht vorrätig haben."
Nun kamen Marla und Karlchen heran.
Mit großen Augen schauten sie auf Barnabas, der lächelnd im Arm seines Vaters lag, den Drachenorden fest umklammert.
Das erste Mal in ihrem Leben stand Marlas Schnütchen lange still.
Nur ein Lächeln erhellte ihr Gesicht. Karlchen schaute verwundert auf seine Freundin.
"So, liebe Freunde", sagte Theodorus, "Barnabas muss jetzt etwas schlafen.
Euch lade ich morgen Abend ein, mit mir und Theresa zu feiern, um Barnabas wichtig willkommen zu heißen."
Alle waren Begeistert von der Idee.
"Oh, dann werde ich schnell noch einen Baumkuchen backen für das Fest", sagte Frau Wombat aufgeregt.
"Und ich werde den leckersten Saft machen", erklang die Stimme von Frau Kängoroo, "gut, dass gerade heute eine Ladung Trauben aus Italium eingetroffen ist."
"Hach",brummte der alte Barnabas, "das wird eine Verlustigung aller erster Klasse. Ich werde erstmal ein Nickerchen machen um für morgen Abend Fit zu sein."
"Ja", stimmten auch die anderen Bewohner der Lichtung zu, denn der Tag war lang und alle waren sehr müde. Und so verabschiedeten sich die Tiere, um Kräfte für die Party zu tanken.