Stellenwert und neue Tabuisierung
Der Stellenwert ist nach meiner Erfahrung für Jungs ein ganz anderer, viel höherer als für Frauen und Mädchen.
Ich habe mit vielen meiner Kolleginnen darüber gesprochen, die dies mehr als einen netten und eher temporären Zeitvertreib - als einen Partnerersatz - gesehen haben, ganz so, wie auch ich anfangs erzogen werden sollte, während es für mich ein ganz wichtiger und elementarer Bestandteil meiner Sexualität gewesen ist. Ironischerweise dann eben auch als Partnerersatz
Während mir kollektives Masturbieren immer zu blöd gewesen ist als Machogehabe und höchst fragwürdige Selbstdarstellung, gehen Frauen damit wohl spielerischer um.
Frei nach dem Motto, es lieber gemeinsam zu geniessen als darüber zu sprechen.
Die eigene Sexualität ist bei nicht wenigen Frauen zudem stärker partnerorientiert.
In unserer Community mag dies weniger zum Tragen kommen, so aufgeklärt wie
viele meinen ist unsere Gesellschaft jedoch gerade im übertragenen Sinne nicht.
Speziell sexuell findet eine neue Moralisierung und damit verbundene Tabuisierung statt in Folge der gezielten Werteverschiebung nicht nur in unserem Land.
Dass Selbstbefriedigung immer auch ein Stück Selbstbestimmung und Emanzipation ist erleben Frauen immer weniger.
Ist die sexuelle Revolution der 60er und frühen 70er zugleich eine Revolution der inneren Freiheit gewesen, wird in dem vermeintlich liberalen und aufgeklärten partnerschaftsorientierten Modell eines Zusammenlebens als Idealform unserer heutigen Gesellschaft, so wie es jeden Tag über die Medien und Werbung transportiert wird, jede eigenständige Sexualität gerade von Frauen in Frage gestellt.
Das klassische Beispiel dafür ist die (leider immer noch nicht verbotene) Zigarettenwerbung, bei der die Frau stets weiterhin hinter den Typen zurück steht.
Die Rollenerwartung hat sich verändert, nicht jedoch das restriktive Rollenbild.
Tatsächlich geht es um die Normierung von Verhaltens- und sexuellen Mustern, bei denen die Frau weiterhin und verstärkt die patriarchialen Erwartungen zu erfüllen hat.
Der Stellenwert eigener Sexualität insgesamt, damit auch der Frau, ist mehr denn je einem allgemeinen Konsum untergeordnet. Individualität drückt sich vermeintlich als Kaufentscheidung aus, keineswegs jedoch als kreatives Denken, wozu SB befähigt.
Sex, erstrecht SB, wird immer mehr ins Private geschoben unter dem Vorwand,
er sei pauschal frauenfeindlich oder andere könnten sich dadurch belästigt fühlen.
Die erneute Tabuisierung der körperlichen Freiheit zielt dabei auf die geistige.
Umso mehr gilt dies für das Ausleben der weiblichen Lust als Selbstbefriedigung.
Dies mag erklären, weswegen bei uns der Frauenanteil vergleichsweise gering ist.