Eine der größten Serienüberraschungen aus Deutschland der letzten Jahre. Auf dem Niveau fällt mir da nicht viel ein.
Die Story ist spannend erzählt und gut aufgebaut. Die Charaktere werden sehr gut eingeführt und bekommen ihren Platz sich zu entwickeln.
Da ist Jinn, ein Junge aus "gutem" Haus, der aber schon immer seiner Leidenschaft, der Musik, nachging und nun bei einem Plattenlabel die Chance seines Lebens bekommt, dafür aber Freundschaften auf's Spiel setzt und mit der Kriminalität in Berührung kommt. Kalifa, der Deutsch-Rap-Gangster, der aber gar nicht so Gangster ist oder sein möchte, aber nun wieder mit seinem Bruder Ardan zu tun hat, der in der organisierten Kriminialität genau das verkörpert und lebt. Semir, Kalifas Geschäftspartner und der eigentliche Mastermind des Labels, mit dem er gleichzeitig seit Kindeszeiten befreundet ist, aber nichts (mehr) mit krummen Geschäften zu tun haben möchte. Sara, die Ermittlerin, die dem Polizeiberuf ihr ganzes Leben aufopfert, dafür Mann und Tochter vernachlässigt und mehr als sie möchte in die Geschichte reingezogen wird. Und andere Nebenrollen, die nichtsdestotrotz total interessante Storylines zu bieten haben.
Besonders schön inszeniert sind dabei die Schnittpunkte der Charaktere und wie das eine mit dem anderen zusammenhängt und sich gegenseitig bedingt. Es macht einfach Spaß die Geschichtsstränge zu verfolgen und man möchte unbedingt wissen, wie die Beteiligten aus den verfahrenen Situationen rauskommen möchten.
Schauspielerisch ist das meiste leider nur mittelmäßig, einiges sogar richtig schlecht. Richy Müller spielt den Vater von Jinn, einen Bänker der auf seine Weise kriminell wird und den Gangster-Rappern damit in nichts nach steht. Und das Schauspiel ist wirklich furchtbar, aber das ist man ja eigentlich schon aus dem Stuttgarter Tatort gewohnt. Viele der Musiker nuscheln mehr oder weniger vor sich hin. Aber die Serie brilliert eben auch mehr durch die Story.
Hervorzuheben ist, wie die Musik tatsächlich eine größere Rolle in der Serie einnimmt, was man insbesondere bei Jinn sieht. Der Kreativprozess eines Musikers, er produziert ja die Beats für die Rapper, wird besonders gut und meiner Meinung nach vor allem authentisch dargestellt. So kommt es auch, dass die Serienmusik wirklich richtig gut ist, vorausgesetzt man mag die typischen Deutsch-Rap-Beats. Nicht zuletzt haben Nura (von Sxtn) und Miss Platnum Gastauftritte, die ja auch keine unbekannten im deutschen HipHop sind.
Alles in allem sehr kurzweilige Unterhaltung. Die Serie ist richtig toll gemacht und macht Lust auf die nächste Staffel.