vielleicht
bin ich nicht jung genug dafür. Vielleicht auch einfach nicht auf der Suche. Verzweifelt schon gar nicht.
Ich versteh dieses Tindern dennoch nicht.
Und ja, ich hab es mir erklären lassen, schon zwei Mal (
), von jungen Männern, die mit ihren 'um die 30' also genau zur Zielgruppe gehören.
Für die es völlig normal ist, alles per Handy zu machen, zu bestellen, einzukaufen, zu stornieren, zu überweisen, abzusagen, einzuladen, zu kondolieren, Schluss oder Heiratsanträge zu machen.
Der Nutzen erschließt sich mir dennoch nicht.
Ich anerkenne den Reiz, den es hat, auf meinem allzeitbereiten Smartphone angezeigt zu bekommen, welcher Kerl in meinem näheren Umkreis gerade bereit wäre. Es ist eine Information, die für mich kaum mehr Wert hat als die Anzeige in der Ubahn: "Das Wetter in München heute: heiter bis wolkig bei bis zu 23°" Ah ja...
Was mich total nervös machen würde ist, dass die Person, die ich weg-wische ja anscheinend auf Nimmerwiedersehen im Datennirvana verschwunden ist: ich müsste also binnen Sekundenfrist abschätzen, ob diese Person ein Treffen (oder eben gar mehr!!!! #verliebtverlobtverheiratet #bisansendeihrertage) wert wäre. Wie soll ich das denn entscheiden? Und: wenn ich jemanden wegswipe, der einfach nur ein unvorteilhaftes Foto eingestellt hat, der aber *eigentlich der Mensch meines Lebens wäre?
nein, das wäre nix für Mutters Tochter
ich traue mich sogar zu behaupten, dass diesen Druck alle fühlen, die mit diesen Apps arbeiten: der Mensch, den ich grad ins Datennirvana geschickt habe, hätte der/die Richtige sein können!
Und - horribile dictu - wenn ich mich jetzt für Person A entscheide, wer garantiert mir, dass nicht Person B, die nur einen (!!!! EINEN!) Fingerwitsch entfernt war, die Richtige gewesen wäre?
Also wenn dieses Dilemma keinen Stress auslöst, dann weiß ich auch nicht.
Daher - und in dem Punkt schließe ich mich meinem Vorposter gerne an - bleibt letztlich eben doch nur der Face-to-Face-Check. Kann ich diesen Menschen riechen, ihm gut zuhören, will ich ihm gerne was erzählen, will ich mehr von ihm wissen?
aber, wie wir alle wissen: reality bites. Und daher ist das mit den realen Treffen ja dann oft so eine Sache - die virtuelle Welt ist doch (vermeintlich) so viel sicherer. Denn ja: sich zeigen erfordert Mut. Sich hinzustellen und zu sagen: sie mich an, so bin ich, erfordert Mut. Ja zu sagen erfordert Mut. Nein zu sagen erfordert Mut. Es anderen Menschen ins Gesicht zu sagen, erfordert Mut.