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Vordenkerinnen sex-positiven Denkens und Lebens

******del Mann
825 Beiträge
Themenersteller 
Vordenkerinnen sex-positiven Denkens und Lebens
In diesem Thread sollen Hinweise auf all die Vordenkerinnen gegeben werden, die das sex-positive Denken in früheren Zeiten entwickelten, und auf all diejenigen, die heute aktiv künstlerisch, wissenschaftlich oder öffentlich aktiv sind.

Die Idee zu diesem Thread entstand bei mir spontan, nachdem ich hier auf Felix Ruckert aufmerksam wurde, den ich noch nicht kannte. Eben. Es gibt soviel, was man (ich) noch nicht kenne, dass es schade wäre, wenn es verloren ginge. Außerdem hilft es, Argumente zu sammeln gegen lustfeindliche Ansätze in der Politik und den Medien (gegen Prüderasten/innen – sagt man so?), die es zuhauf gibt.

Es soll nich belehrend sein, sondern bewusst offen, und wenn auch nur eine Linkliste herauskommt, dann ist es auch gut.
******del Mann
825 Beiträge
Themenersteller 
Und ich mach´ mal den Anfang.
Wichtig für das sex-positive Denken ist u.a. Annie Sprinkle, früher Pornodarstellerin, die dem Pornogewerbe den Rücken gekehrt hat und nun als Performance-Künstlerin und Autorin arbeitet.

Sie bezeichnet sich selbst als ökosexuell. Ihr öffentliches Image lautet: „prostitute and porn star turned sex educator and artist“.

Wie es auf der dt. Wikipedia heißt: „Annie Sprinkle ist der erste amerikanische Pornostar, der erfolgreich eine Dissertation hinterlegt hat, nämlich über die Situation von SexarbeiterInnen im Fachbereich Human Sexuality am Institute for Advanced Study of Human Sexuality in San Francisco, 1992.“


https://de.wikipedia.org/wiki/Annie_Sprinkle

hat auch einen Artikel bei der englischen Wiki:

https://en.wikipedia.org/wiki/Annie_Sprinkle


Über ökosexuell habe ich auf der dt. Wikipedia nichts gefunden, aber auf der englischen:

https://en.wikipedia.org/wiki/Sexecology

Muss zugeben, dass ich es nicht so ganz verstanden habe, aber, soweit ich es nachvollziehen konnte, betrifft es Leben und Sex im Einklang mit der Natur, was aber auch ganz praktisch gemeint seinkann, FKK, Outdoor, aber auch Nutzung von Naturgegenständen zur Selbstfedriedigung, auch Sex unter einem Wasserfall
*******ust Paar
5.827 Beiträge
Catherine Millet
mit ihrem Buch:
das sexuelle Erleben der Catherine M.

Eine sehr bekannte französische Journalisten
(Chefredakteurin eines Journals)
legt in dem Buch offen,
was sie in ihrer Freizeit in der Pariser Erotikwelt treibt.
******del Mann
825 Beiträge
Themenersteller 
Und gleich
Danke!

Schaue ich mir mal an
Annie als Star oder Therapeut Sache des Blickwinkels
Die Annie und Ihr Ehemann Joe Kramer

noch in den 90 er Jahren die erste Video über Tantramassage gedreht, lange her.
*********ckit Mann
926 Beiträge
Vielleicht ein wenig zu "populär", aber die Autorinnen von "Schlampen mit Moral"/"The Ethical Slut", Dossie Easton und Janet W. Hardy, sind schon sehr lange auf dem Gebiet des (ich nenne es jetzt einfach mal so) "Sexpositivismus" unterwegs. Sehr beeindruckende Persönlichkeiten.
"No Kinky Shame Fest" performance 24.09.2022. FetLife model: @Lili_doll
FetLife pics: @R1ntr4h
FetLife location: @FetCountryHouse
Ropes: @DeliteBlue

Viseu, Portugal 2022
Copyright by the artists
*******lue Mann
1.393 Beiträge
Tristan Taormino

https://de.wikipedia.org/wiki/Tristan_Taormino

Nicht nur für Frauen ein Augenöffner sondern auch für Männer
******del Mann
825 Beiträge
Themenersteller 
Dank
allen für die Hinweise


Tristan Taormino stand bei mir auch schon auf der Liste, sie ist ungefähr zeitgleich mit Annie Sprinkle aktiv geworden. Ihre englische Wiki-Seite ist noch ausführlicher als die deutsche :

https://en.wikipedia.org/wiki/Tristan_Taormino

Da entdeckte ich auch denAbschnitt über ihre Selbstbestimmung:

"Taormino says about her sexuality, "I don't really identify with the label 'bisexual', nor does it feel like it accurately describes me...I see myself as queer, since queer to me is not just about who I love or lust, but it's about my culture, my community, and my politics. The truth is, even if I were with a heterosexual guy, I'd be a queer dyke." In addition, "she describes herself as 'equal opportunity'. She doesn't like the word 'bisexual' – it's too polarizing." [hier gekürzt um einige Belege]

Wie man sieht, geht es ihr auch um neue Worte zur Selbstbestimmung, damit man nicht immer in die ewig gleichen Schubladen gesteckt wird
******del Mann
825 Beiträge
Themenersteller 
Auch wenn
es vllt. allgemein bekannt ist:

Das sex-positive Denken kommt ja vom sex-positiven Feminismus, der in dne 80er Jahren entstand als Kritik an der lustfeindlichen Haltung der Feministinnen, die nämlich an einem traditionellen, bürgerlichen Bild des sexuellen Lebens festhielten.

Sex-positives Denken übernimmt daher die Positionen des Feminismus wie Gleichberechtigung, Freiheit, Schutz vor Ausbeutung, Wahrung der Selbständigkeit usw., ergänzt sie aber um Bejahung der Wollust, Möglichkeiten zum Ausleben , nimmt daher Abstand vom prinzipiellen Verbot der Pornographie und Prostitution, aber nur , sofern sie unter den Bedingungen des Feminismus entstehen. Die üblichen Rotlichtbezirke mit ihrer Ausbeutung, Zwangsprostitution und dergl. gehören nicht dazu.

Von daher sin ddie entsprechenden Artikel in der dt. Wikipedia

https://de.wikipedia.org/wiki/Sex-positiver_Feminismus

Und der engl. Wikipedia absolut wichtig (zumindest für mich)

https://en.wikipedia.org/wiki/Sex-positive_feminism
(mit langer Liste von Frauen, die sich daran beteiligten, und die in der dt. Wiki fehlt)

[artet ja richtig in Arbeit aus ....]
******del Mann
825 Beiträge
Themenersteller 
Sex-positives Denken beschäftigt sich ja ganz allgemein mit der Aufwertung der Lust und einem neuen Menschenbild, bei dem die Lust als gegeben akzeptiert wird, das Ausleben der Lust nicht verteufelt wird.
Außerdem geht es auch um die Lust an sich, Formen, Varianten, Spielarten, Fetische usw. Und in der Tat gibt es ein „Lexikon der Sexual-Praktiken“, genauer ein Filmlexikon, auf das ich neulich stieß. Geschaffen hat es die Berliner Künstlerin Maria Eichhorn

[Frage in die Runde: Kennt das einer? Hat das einer? Würde mich mal interessieren, ob man das irgendwo kriegen kann]


Maria Eichhorn hat auch einen Eintrag bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Eichhorn_(K%C3%BCnstlerin)


Dazu die Presseinformation der Galerie Barbara Weiss, ebenfalls im Internet unter
http://galeriebarbaraweiss.d … seinformation%20final_ME.pdf
Ein Artikel der Berliner Zeitung vom 27.04.16, 11:45 Uhr (Datum des Ins-Internet-Stellens)


Und noch ein Artikel der Berliner Zeitung, im Internet unter https://www.berliner-zeitung … -von-maria-eichhorn-23960096

(Ich setze ihn gleich dazu - sorry, ist lang)

Berliner Zeitung Kultur und Medien Kunst Gallery Weekend Berlin: Ein Lexikon der Sexual-Praktiken von Maria Eichhorn

So gegensätzlich kann Wahrnehmung sein: Maria Eichhorn sagt, sie sei ziemlich chaotisch. Dabei macht sie einen konzentrierten und feingeistigen Eindruck. Beim Betreten ihres lichten Studios im einstigen BVG-Areal an der Weddinger Uferstraße aber ist alles klar geordnet: karges Mobiliar, lange Regalwände voller Bücher – eine ganze Bibliothek über Kunst, Geschichte, Naturwissenschaften, Politik, Soziales, Feminismus. Auf Tischen türmen sich Papiere: Skizzen, Manuskripte, Zeitungen, Fotos, an den Wänden kleben Notizzettel.

Auf dem Boden zwei Steine, grauweiße Salzbrocken, fast wie aus einer Arte-Povera-(Arme Kunst)- Sammlung. Das Weidesalz für Tiere hat Maria Eichhorn mitgebracht aus Rumänien, aus den Karpaten, der siebenbürgischen Heimat ihrer Mutter. Nirgendwo im Atelier der Documenta-Künstlerin ist eine Staffelei zu entdecken. Dabei, erzählt sie, hat sie bis 1990 bei dem Maler Karl-Horst Hödicke, an der Hochschule der Künste Berlin studiert. Auch alles ausprobiert, figürlich wie abstrakt. „Aber Malen“, gesteht sie, „hat mich gelangweilt, ich wollte einen anderen Ausdruck für das, was mich beschäftigt: politische Aspekte, Zeit, Systeme und Prozesse in der Gesellschaft, das verantwortliche Verhalten der Menschen zur Natur, zu ihrer Geschichte. Mein Lehrer hat mich unterstützt, meinen Weg zu finden“.

Intimste Vivisektion

Sie hat würzigen griechischen Bergtee gekocht, mitgebracht von einer Reise nach Athen. Nach dem dritten bedachtsamen Schluck widerspricht sie mir, in Berlin würde sie sich, sonst so präsent in großen europäischen Museen, rar machen. Immerhin steht hier seit 25 Jahren Galeristin Barbara Weiss hinter ihr und in Abständen stellt sie da aus. 2011, als die Galerie von der gentrifizierten Zimmerstraße in die Kohlfurter umzog, vernagelte sie die Schaufenster demonstrativ mit Holz: der Kunstbetrieb als geschlossene Gesellschaft, als Dunkelkammer und hermetisches System.

Nun, zum Berliner Gallery Weekend, überrascht Eichhorn mit der Arbeit „Filmlexikon sexueller Praktiken“, ein Langzeitprojekt seit 1999. In diesen inzwischen zwanzig 16-Millimeter-Kurzfilmen, abermals mit den typisch Eichhorn’schen Mitteln der Verweigerung gemacht, weckt sie das Begehren umso mehr. Das gehört zur Geschäftsgrundlage ihrer gesellschaftskritischen Praxis.

In der Abgeschiedenheit des Ateliers gerät das Gespräch über die Filme eher theoretisch. Wie aber wirkt soviel intimste Vivisektion in der Öffentlichkeit der Galerie? Mit garantiertem Publikumsandrang. Wie werden sich die Betrachter von Szenen wie Brust-, Anus-, Klitoris-, Penislecken, von SM-Fesselungen, sanften Milchbädern eines nackten Po’s, Zungenküssen, Knutschflecken und Nadeln durch die Brusthaut verhalten? Werden sie sich fremdschämen. Oder selbst ertappen als Voyeure? Wie werden sie Hardcore unterscheiden von Sanftheit, wie Zärtlichkeit von Gewalt?

Wer diese Sequenzen ab Freitag in der Galerie sehen will, muss dort der für die Laufzeit der Ausstellung engagierten Profi-Filmvorführerin Anja Dorniden vom Arsenal, Institut für Film-und Videokunst e.V. , den Auftrag zum Abspielen erteilen. Maria Eichhorn selbst steht dann nicht dabei. Nur ihre 20 Filmrollen liegen in Blechdosen bereit in einem 11-Etagen-Regal – jeweils ein langsam, gleichsam behutsam gedrehtes, lakonisches Drei-Minuten-Lehrstück über die hetero- wie homosexuelle menschliche Natur, über Tabugrenzen und -brüche, gesellschaftliche Normen und Verhaltensmuster. Die Filme, an die Galeriewand projiziert, drehten Kamerateams unter Eichhorns Regie mit professionellen Porno-Darstellerinnen und -Darstellern, auch Laien. Man erlebt sie von der ästhetischen Vorgehensweise her betont sachlich bis poetisch, sie relativieren das Vorurteil, es könnte hier um plumpe Pornografie gehen.

Eichhorn hat dieses ungewöhnliche „Lexikon“ als Liste geordnet. „Die Idee der Liste interessiert mich, so auch der Schiffskatalog der Homer’schen ,Ilias’ – als Liste. Die der Odyssee. Sie ist eine der ersten literarischen Formen.“ Den lexikalischen Aspekt, nicht etwa den moralisch wertenden, findet sie spannend. Das Enzyklopädische verbindet sich mit dem Ästhetischen. So entsteht Kunst, die ihren Nachdruck aus der Stille, aus der Beobachtung von realen Lebens-Situationen holt, für die Eichhorn „viel Zeit zum Verstehen, zum Nachdenken braucht“.

Denken ohne Geländer

Ähnlich war es 2015 im Haus der Kulturen der Welt, wo sie für die Ausstellung „Wohnungsfrage“ im Liegenschaftskataster von Berlin-Mitte mit der Arbeit „In den Zelten“ die Enteignung und Vertreibung jüdischer Grundstücksbesitzer recherchierte. Da gelang ihr ein Belegstück ungeheuerlicher Schreibtischtäterei des NS-Regimes und auch willfähriger Behörden Nachkriegsdeutschlands.

Und womöglich kommt der Eindruck, Eichhorns Ausstellungen seien selten in Berlin, daher, weil ihre Auftritte nie effektheischend, laut, spektakulär sind. Das würde auch gar nicht passen, legt die gebürtige Bambergerin doch gerade die fatalen Strukturen des Betriebssystems Kunst samt der angeschlossenen Institutionen bloß. Unweigerlich kommen wir auf ihre Arbeit für die Documenta 11 zu sprechen.

Damals gründete sie eine „Aktiengesellschaft“, fror aber das „Kapital“ ein, um ihr eigenes System ad absurdum zu führen. Nur ist Kapital, das sich nicht rentiert, schlecht fürs Geschäft, aber in diesem Fall gut für die Kunst, insofern ein Kursgewinn. Das niederländische Van Abbemuseum hat die Arbeit gekauft, die „Maria Eichhorn Aktiengesellschaft“ arbeitet – als eindrucksvoller Kommentar zum – verführerischen – Betriebssystem Kunst. Und im Verlag der Buchhandlung Walther König gab sie 2009 das Buch „The Artist’s Contract“ heraus, mit Interviews, die sie mit berühmten Kolleginnen und Kollegen über Kunst, Künstlerrechte, Kunsthandel, Spekulation und die Rolle von Sammlern und Museen führte, so mit Jenny Holzer, Hans Haacke, Paula Cooper.

Maria Eichhorn ist eine Künstlerin, die sozusagen ohne Geländer denkt, scharf beobachtet, lange nachgrübelt, sich auch gern der Intuition überlässt. Und sie ist eine, die das Bewerten an den Betrachter abgibt. „Ich will nicht beeinflussen, nur Offenheit. Das Publikum muss sich verhalten.“ Das sagt sie sanft, nicht fordernd. Es ist ihr Begriff von der Kunst der „Interaktion“.



Berliner Zeitung Kultur und Medien Kunst Gallery Weekend Berlin: Ein Lexikon der Sexual-Praktiken von Maria Eichhorn
******del Mann
825 Beiträge
Themenersteller 
Eine Lesefrucht nebenbei, ein Zufallsfund:


Zwar keine Vordenkerin des sex-positiven Feminismus, aber eine, die ihn praktiziert, ihm eine Stimme verleiht und zudem über die Probleme spricht, die die Gesellschaft mit ihr hat:

Im heute erschienenen Handelsblatt-Magazin Nr. 4 vom Mai 2019, S. 47-53 ein Interview mit Hanna Lakomy alias unter ihrem Künstlernamen Salomé Balthus

Nehmen Persönlich-Individuellem wie ihrem Werdegang kommen (allerdings nur extrem kurz) Themen wie „Trennung zwischen Arbeit und Privatleben“, „Feminismus und Kritik aus dem linken Lager“, „Selbstbestimmung“, „fehlende Anerkennung“, „Verbote und Doppelmoral“ zur Sprache.

U.a. berichtet sie davon, dass sie selbst einmal bei einer Domina war und sich dabei fühlte „wie bei einer sehr teuren Kosmetikbehandlung, bei der man sich allenfalls fragt: Soll man sich jetzt schämen, so viel Geld nur für sich ausgegeben zu haben? Fühlte sich aber auch gut an.“

Soweit ich weiß, sind selbständige, also ohne Zuhälter arbeitende, Sexarbeiterinnen extrem selten. Ich habe nur vom Studio Lux in Berlin-Tempelhof und vom Avalon in Berlin-Spandau gehört, wo Sexarbeit im Sinne des sex-positiven Feminismus betrieben wird (oder vorsichtiger: werden soll – ich war nie dort)

Kleiner Fehler fiel mir auf: S. 48 heißt es „… und am Ende bekam ich Geld“ – es gilt doch eigentlich Vorkasse? Vielleicht ist die Formulierung auch nur allgemein gemeint im Sinne von „… und außerdem bekam ich noch Geld …“

Mein Kommentar: Muss man nicht unbedingt lesen – nur, wenn´s einen interessiert.
*******OfMe Frau
2.648 Beiträge
@alterAdel
Ich freue mich immer über Deine fundierten Beiträge, aber bei diesem möchte ich Dir widersprechen. Es gibt eine ganze Reihe selbständig arbeitender Sexarbeiterinnen (meine Meinung nach sind sie in der Mehrzahl), und es gibt auch eine ganze Reihe Sexarbeiterinnen, die sich aktiv mit ihrer Arbeit und ihrer Rolle in der Gesellschaft auseinandersetzen. Dabei spielt das Thema Sexpositivität eine große Rolle.

Salome Balthus halte ich aber nicht für ein gelungenes Beispiel. Ich folge ihr schon seit einer ganzen Weile. Ihre ersten Texte mochte ich, aber in letzter Zeit erlebe ich ihre Auftritte und auch ihr Schreiben als ego-zentriert und unnötig provozierend und damit in sich nicht mehr schlüssig und insgesamt wenig hilfreich.

Wenn sich jemand ein positives Bild von Sexarbeit machen möchte, empfehle ich das Buch "Mein Huren-Manifest" von Undine de Riviere. Außerdem die Seite des Berufsverband Sexarbeit (BesD e.V.) und Blogs von Undine de Riviere, Johanna Weber (die das von Dir erwähnte Studio Lux in Berlin leitet), Kristina Marlen, Josefa Neureus und Deva Bhusha Glöckner. (Es gibt bestimmt noch mehr, das sind nur die denen ich folge.)
******del Mann
825 Beiträge
Themenersteller 
@ AspectsOfMe

Nur zu, was den Widerpsruch angeht. Und Dank für die vielen Hinweise, denen werde ich bei Gelegenheit nachgehen.

(so ganz hatte mich das Interview auch nicht überzeugt, u.a. war es mir zu arrogant, in der Tat zu "ego-zentriert", wie Du schreibst - war ja auch nur ein Nebenher-Fund ...).
******del Mann
825 Beiträge
Themenersteller 
Pardon für die lange Funkstille – bweruflich hatte ich zuviel um die Ohren im letzten halben Jahr, was mir keine richtige Ruhe ließ


Schon vor längerem, im März, entdeckte ich nach einem Hinweis im Spiegel Carolee Schneeman, eine amerikanische Künstlerin (Malerin) und Feministin, die sich mit dem Körperverständnis auseinandersetzt und auf die „Beziehungen zwischen Erotik und Politik“ (so bei Wikipedia) aufmerksam machen wollte. Sie verstarb am 9. März, was für den Spiegel der Anlass für eine Meldung war.

Unverkennbar eine Anlehnung an das berühmte Werk Herbert Marcuse: Triebstruktur und Gesellschaft, das aus der Mitte der 50er Jahre stammt (muss ich mal lesen, habe ich noch nicht)

In dem Wikipedia-Artikel über sie wiwrd deutlich, dass sie massiv Kritik auf sich zog, u.a. seitens anderer Künstler und auch Künstlerinnen, weil sie Tabus brechen wollte und ihre Nacktheit und Körperbewegung als künstlerisches Mittel bei Happenings einsetzte. Sie widersetzte sich der Political Correctness (so der Wiki-Artikel; gemeint ist wohl die politische Korrektheit der bürgerlich-konservativen Mehrheitsgesellschaft der 1960er und 70re Jahre, die sie mit einer aufklärerischen Absicht ablehnte, und nicht die heutige modern-fortschrittliche Politische Korrektheit des Minderheiten-Schutzes) und eckte damit bei einigen Feministinnen an (wie ja auch heute der sex-positive Feminismus innerhalb der feministischen Strömungen hohc umstritten ist).

Wie es bei Wiki heißt: „… mit dem bewegten menschlichen Körper [möchte sie]zeigen, dass ´das Leben des Körpers sich verschiedenartiger ausdrückt, als eine Gesellschaft eingestehen kann, die Sexualität gegenüber negativ eingestellt ist´“

Von ihren damals, in den 60er und 70ern viel beachteten Happenings gibt es nur noch Photos

Wen es interessiert, hier noch drei Zitate aus dem (wie ich finde: sehr) langen Wiki-Artikel:

Zu Eye Body (1963): „Unter diesen Bildern ist ein frontaler Akt, der auf Schneemanns Torso kriechende Schlangen zeigt. Das Bild erweckte wegen seiner „archaischen Erotik“ und der sichtbaren Klitoris Aufmerksamkeit. […]Bei der öffentlichen Präsentation 1963 wurde die Arbeit von Kunstkritikern als unzüchtig und pornografisch empfunden.“

„In Meat Joy [1964] (Fleischliche Freuden), aufgeführt auf dem Festival of Free Expression, Paris, tanzten und spielten acht leicht bekleidete Darsteller mit Objekten und Substanzen wie rohen Fischen, gerupften Hühnern, Würsten, flüssiger Farbe und Papiermüll. […] Schneemann beschreibt das Stück als ´erotischen Ritus´ und als entgrenzte dionysische ´Feier von Fleisch als Material´“

„In ihrem über mehrere Jahre mit einer 16-mm-Bolex Kamera aufgenommenen Film Fuses []1964-1967], zeigt Schneemann sich und ihren damaligen Freund James Tenney beim Sex. […] Fuses entstand aus Schneemanns Frage, ob die Beschreibung des eigenen sexuellen Akts einer Frau sich von Pornografie und Klassischer Kunst unterscheidet.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Carolee_Schneemann
Profilbild
*********hmidt
1.671 Beiträge
Ein Vordenker, der oft übersehen wird, ist in meinen Augen definitiv Richard Lewinsohn. Unter dem Pseudonym "Morus" veröffentlichte er in den 1960ern "Eine Weltgeschichte der Sexualität", die im Stande ist, unser Verständnis vom Lauf der Weltgeschichte um ein paar hochinteressante Perspektiven zu erweitern.

https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Lewinsohn
Profilbild
*********hmidt
1.671 Beiträge
Und natürlich Christopher Ryan und Cathilda Jetha, die mit "Sex at dawn" ("Sex: die wahre Geschichte") handfeste wissenschaftliche Erkenntnisse vorlegen, die das Menschenbild so manches frommen Christen oder Muslims (m/w/d) nachhaltig erschüttern dürften...

https://en.wikipedia.org/wiki/Sex_at_Dawn
******del Mann
825 Beiträge
Themenersteller 
Ahh, danke, die kannte ich noch nicht - werde ihc mir mal besorgen ...

Bestens
alterAdel
*******y123 Mann
107 Beiträge
Auf Arte gibt es gerade eine Doku zum Der Prozess der Lady Chatterley.
Das Ereignis könnte man auch als Start der sexpositiven Bewegung und der freien Liebe sehen, die kurz darrauf in den 60ern einsetzte.
Wer sich für die geschichtlichen Ereignisse interessiert für den ist die Dokumentation sicher interessant *g*

https://www.arte.tv/de/video … prozess-der-lady-chatterley/
***_T Mann
240 Beiträge
Ich denke der Link auf den folgenden Beitrag im DLF passt gut zum Thema weil es eine Buchbesprechung ist die einen anderen Blick auf die tradierte sexuelle Rollenverteilung hat. Ich werde es lesen *g*
https://www.deutschlandfunkk … .html?dram:article_id=470469
******Fox Mann
2.328 Beiträge
Freie Liebe,
oft allein im 68er Kontext bekannt,
war ca 1870 eine Bewegung (und Forderung) in den USA, in der Feministinnen sich dafür einsetzten, Frauen vom Zwang zu befreien, für ihre wirtschaftliche Versorgung sexuelle Beziehungen ohne Liebe eingehen zu müssen.

Der Slogan ist also schon wesentlich älter als ich lange selbst dachte.
******Fox Mann
2.328 Beiträge
Zitat von *********hmidt:
Und natürlich Christopher Ryan und Cathilda Jetha, die mit "Sex at dawn" ("Sex: die wahre Geschichte") handfeste wissenschaftliche Erkenntnisse vorlegen, die das Menschenbild so manches frommen Christen oder Muslims (m/w/d) nachhaltig erschüttern dürften...

https://en.wikipedia.org/wiki/Sex_at_Dawn

Dafür ein ganz großes Dankeschön!!!
Das ist mein Hauptthema, die Wiederlegung der Monogamie.
******del Mann
825 Beiträge
Themenersteller 
Jou, Dank an M_o_T und Rankow - erstmal auf die Schnelle ..., bin noch am Lesen
*****ini Frau
462 Beiträge
Elemente der Ekstase

Ilan Stephani spricht über Feuer-, Wasser-, Erd- und Luftsex und damit über Kommunikation im Sex. Das Konzept begeistert mich regelrecht.

Was haltet ihr von dieser Sichtweise? Findet ihr euch wieder?

Spannend finde ich Fragen, wie sich beispielsweise ein Erd-Sex-Mensch mit einem Luft-Sex-Mensch auf ein Höhenflug begeben kann.




Seit heute sind zwei weitere Module aus Ilans „Elementen der Ekstase“ frei auf Youtube zu sehen. Es geht um Traumata der unterschiedlichen Elemente.





Ich freue mich über einen Austausch darüber.
******del Mann
825 Beiträge
Themenersteller 
Danke für das Einstellen der Videos - die muss ich mir erstmal in Ruhe zu Gemüte führen, was etwas dauern wird, die sind ja doch schon lang.

Wobei ich für mich ja zugeben muss, dass ich es nicht so mt Esoterik habe und deswegen Konzepten etwas misstrauisch gegenüber stehe, die Erd-Menschen, Luft-Menschen usw. kennen. Aber ich will nicht vorverurteilen, sondern erstmal gucken ...
******Fox Mann
2.328 Beiträge
Wss ist Esotherik?
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